Band 18 der Serie »Der Detektiv« als Download erhältlich!


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Sagen der mittleren Werra 97

Von den Schätzen und dem Wein im Ringelstein

»Sehen Sie«, fuhr der erwähnte Eichel fort, »außer dem vielen Gold und Silber und außer den Edelsteinen soll ein großes Gewölbe voll des besten Weines unter dem Ringelstein liegen und ein riesengroßer Butterweck daneben stehen. Der Wein aber sei so steinalt, sagen sie, dass die Dauben der Fässer längst abgefault und die eisernen Reife von Rost zerfressen wären. Er liegt nur noch in seiner eigenen steinernen Haut. Aber nun passen Sie auf, jetzt kommt es. Sehen Sie, wenn unser gnädigster Landesherr dort oben aus dem alten Schloss einmal offene Tafel hielte und ein volles Glas auf die Gesundheit der Ringelsteiner tränke, so wären diese samt und sonders erlöst.

Dann käme das schöne Fräulein, überreichte dem Herrn die Schlüssel zu all den Schätzen und zu dem kostbaren alten Wein und alles wäre sein. Geschieht das jedoch nicht, so bleibt alles tief in der Erde verschlossen, bis nach der letzten großen Sintflut der Herr das Jüngste Gericht gehalten, wo sich die Gewölbe von selber öffnen. Dann gehen die From­men zu dem letzten Heiligen Abendmahl und bekommen dabei von dem alten Ringelsteiner Wein zu trinken.«

Von der Blindschleiche

Als der liebe Gott Himmel und Erde fertig geschaffen hatte, rief er noch einmal alles Getier, selbst das kleinste Würmchen vor sich, um nachzusehen, ob auch alles in der gehörigen Ordnung sei. Da nun die Reihe an die Blind­schleiche kam, vor dem Herrn zu erscheinen, blies sich der Wurm gar gewaltig auf, streckte die Zunge heraus und sagte, dass sie gar wohl zufrieden sei, denn ihre Zunge sei so scharf und giftig, dass sie durch neun eiserne Ofenplatten stechen könne. Sie verschone aber auch das Junge im Mutterleib nicht.

Als nun der Herrgott solche Rede hörte, wurde er zornig und sprach: »Du frecher Wurm, zu solchem Frevel habe ich dir die Zunge nicht verliehen, und damit du nicht schaden kannst, will ich dich für und für mit Blindheit schlagen oder dir eine Schelle an den Hals heften zur Warnung für alle, die sich dir nähern. Wähle nun zwischen beiden.«

Der Wurm entschied sich für das Erstere. Und so ist es geschehen, dass die Blindschleiche bis heute noch des Lichtes beraubt ist.

So erzählen sie es zu Etterwinden.

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