Fantômas-Trailer

Archive

Secret Service Band 3 – Kapitel 11

Francis Worcester Doughty
Secret Service No. 3
Old and Young King Brady Detectives
The Bradys after a million
Oder: Ihre Verfolgungsjagd zur Rettung einer Erbin
Eine interessante Detektivgeschichte aus dem Jahr 1899, niedergeschrieben von einem New Yorker Detective

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Detektiv Old King Brady, der mehr Rätsel gelöst hat als jeder andere Detektiv, von dem man je gehört hat.

In der Reihe der Geschichten, die in SECRET SERVICE veröffentlicht werden, wird ihm ein junger Mann zur Seite stehen, der als Young King Brady bekannt ist und dessen einziges Lebensziel darin besteht, Old King Brady darin zu übertreffen, gefährliche Fälle aufzuklären und die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Wie gut ihm dies gelingt, wird in den folgenden, im SECRET SERVICE veröffentlichten Geschichten ausführlich geschildert.

Kapitel 11

Young King Brady stellt sich dem Feind

Aber was ist mit Young King Brady? Wir verließen den jungen Detektiv, während er im unteren Teil des Mietshauses in der North Street auf ein Signal oder eine Nachricht von Old King Brady wartete.

Young King Brady tat dies eine Weile. Natürlich wurde er ungeduldig. Schließlich fasste er den Entschluss, selbst zu handeln. Er sah keinen guten Grund, untätig zu bleiben.

Also schlich er sich wieder in den Hof. Er griff nach der untersten Stufe der Feuerleiter. Im nächsten Moment kletterte er vorsichtig und langsam nach oben.

Bald hatte er die Höhe eines Fensters erreicht, das in den Raum führte, in dem die Big Six wohnten. Während Old King Brady im Nebenzimmer lauschte, beobachtete der jüngere Detektiv von der Feuerleiter aus, was in dem Zimmer des Mietshauses vor sich ging.

Young King Brady hörte alles genauso gut wie der ältere Detektiv und war genauso beeindruckt von dem, was er hörte. Er hatte keine Möglichkeit, mit Old King Brady zu kommunizieren. Er konnte nur raten, wo der alte Detektiv war.

Er sah, wie Danton und O’Shane den Raum verließen, hatte aber keine Ahnung, wohin sie gingen. So blieb der junge Detektiv auf der Feuerleiter zurück. Während Old King Brady Danton und O’Shane verfolgte, verfolgte er die vier Verbrecher, die zurückgeblieben waren.

Bis fast zum Morgengrauen blieben die vier Gauner in dem Zimmer des Mietshauses. Dann verbargen sie ihre Gesichter mit den Kragen ihrer Mäntel und gingen auf die Straße. Young King Brady folgte ihnen.

Den ganzen Vormittag durchstreiften sie die Straßen auf der Suche nach einem krummen Geschäft. Eines Tages sah Young King Brady, wie Smith und Bendon in einer Menschenmenge in der Nähe des Public Garden einem Mann die Tasche stahlen.

Der junge Detektiv musste zusehen, obwohl er gerne derjenige gewesen wäre, der dem Mann sein Eigentum zurückgegeben hätte. Der junge Detektiv hatte herausgefunden, dass Old King Brady Danton und O’Shane bei ihrem Besuch bei Meg Pierce beschattete.

Er beschränkte sich darauf, das Quartett im Auge zu behalten und auf weitere Entwicklungen zu warten.

Am späten Nachmittag gingen sie die Portland Street hinunter und erreichten bald die Causeway Street. Dort gingen sie weiter, bis sie schließlich vor dem schäbigen Eingang eines Gebäudes standen, über dessen Tür das Schild Oceanic Hotel hing.

Hier war ein weiteres Versteck der Big Six. Sie gingen hinein.

Young King Brady sah sich das Gebäude an. Im Erdgeschoss befand sich eine schmuddelig aussehende Bar. In den oberen Stockwerken befanden sich schäbige Zimmer für vorübergehende Gäste aus zwielichtigen Kreisen. Ein ehrlicher Mann wäre dort kaum sicher gewesen.

Der junge Detektiv wusste, wie wichtig es war, dort einzudringen. Deshalb zögerte er nicht.

Langsam ging er den Gang entlang. Plötzlich, in einem unbeobachteten Moment, schlüpfte er in den Flur.

Zum Glück war niemand da. Er wurde nicht gesehen. Er hörte Männer an der Bar, die tranken und fluchten. Aber durch einen Spalt in der Tür sah er, dass das Quartett nicht in den Schankraum eingedrungen war. Vor ihm lag eine Treppe, die mit abgenutztem Ölzeug bedeckt war.

Er begann, sie hinaufzusteigen. Auf dem ersten Treppenabsatz blieb er stehen. Er hört Stimmengewirr. Auf halbem Weg den Flur hinunter sah er eine offene Zimmertür.

Leise schlich der junge Detektiv hinein. Er warf einen Blick in das Zimmer. Es war leer.

Die Bande befand sich im Nebenzimmer und die Tür war verschlossen. Young King Brady schätzte die Situation schnell ein. Dann handelte er.

Er schlüpfte durch die offene Tür. Der Raum, in dem er sich nun befand, war mit einem großen Tisch und mehreren Stühlen ausgestattet. Es sah aus wie ein privates Raucher- oder Lesezimmer. Auf dem Tisch lagen Akten.

In einer Ecke stand ein hoher Wandschirm aus Tapete auf einem Holzrahmen. An der Wand hingen einige Bilder, alle mit sportlichen Motiven.

Young King Brady nahm all dies wahr. Dann hielt er sein Ohr an die Wand. Leise konnte er das Gespräch im Nebenzimmer hören. McCue sagte: »Es wird Zeit, dass Sharkey und Jake hier sind. Ich hoffe, sie haben es mit Meg geschafft.«

In diesem Moment ertönte im Raum ein lautes elektrisches Signal. McCue ging zu einem Rohr in der Wand, das offenbar mit dem Schankraum unten verbunden war.

»Hallo, Bill!«

»Bist du das, Mike?«

»Ja.«

»Hier ist eine Nachricht für dich.«

»Woher?«

»New York.«

»Schick den Jungen hoch.«

Natürlich hörte Young King Brady nur die Antworten, die McCue ihm gab. Aber das genügte ihm, um den Rest zu verstehen.

Dann hörte er Schritte auf der Treppe. McCue und die anderen betraten den Flur. Für einen Augenblick schwebte Young King Brady in tödlicher Gefahr.

Er blickte sich um und entdeckte den Paravent. Blitzschnell duckte er sich dahinter.

Keine Sekunde zu früh.

McCue traf den Botenjungen und nahm die Nachricht entgegen. Dann, zu Young King Bradys Überraschung und teilweisem Vergnügen, betrat McCue genau den Raum, in dem sich der Detektiv befand.

Die anderen folgten ihm.

Entsetzt starrte McCue auf die Nachricht.

»Schließt die Tür«, befahl er. Dann öffnete er die Nachricht.

Zuerst las er sie allein, wobei seine Mimik einer eingehenden Analyse bedurfte.

Etwas wie ein Fluch entglitt seinen Lippen. »Donnerwetter!«, rief er aus. »Wir stecken in der Klemme, Jungs!«

»Was ist los?«, fragte Spero.

»Ich lese es vor«, antwortete McCue. »Sie ist von Liscomb, und er berichtet, dass Baron als tot gemeldet ist – verloren auf dem Dampfer PURITAN der Fall River Line, auf dem Weg nach Boston.«

»Tot!«, entfuhr es den Schurken.

»Und unsere Chance auf die Million ist dahin!«, stöhnte McCue.

Eine Weile waren die Schurken zu bestürzt, um zu sprechen. Young King Brady hörte aufmerksam zu.

»Verdammtes Pech«, sagte Spero. »Das verdirbt das ganze Spiel. Natürlich bekommen wir jetzt keine Belohnung für das Mädchen. Aber Liscomb können wir immer noch drankriegen!«

McCue drehte sich wütend zu dem Italiener um.

»Wer sagt das?«, fragte er hitzig. »Ich sage nein! Wir sind fertig mit Liscomb!«

»Schon gut, Mike«, entgegnete Vai Smith ruhig, »Spero sucht nur das Beste für sich.

»Stimmt das, Dago?«

»Ja, das stimmt«, antwortete der Italiener.

»Aber das Beste haben wir doch schon«, erklärte McCue. »Vielleicht zahlen die Nachlassverwalter des Barons die Million doch noch aus. Liscomb wird es jedenfalls nicht tun, aber er wird uns innerhalb von zwei Monaten nach Sing Sing bringen.«

Die anderen stimmten zu.

Es folgte eine Diskussion darüber, was in dieser Situation das Beste sei.

»Ich glaube, es war sowieso alles ein Spiel von Liscomb«, meinte Smith. »Er wollte Baron aus dem Weg räumen.«

»Natürlich«, rief McCue. »Und er hat uns um eine Million gebracht.«

»Ich sage euch, wer die Million bekommt«, sagte Spero ruhig.

»Was?«, fragte McCue.

»Die beiden Bradys.«

Ein Zischen folgte.

»Tod ihnen!«, knurrte McCue. »Ich wünschte, wir hätten sie jetzt hier.«

Doch bevor mehr gesagt oder getan werden konnte, waren Schritte im Flur zu hören.

Dann wurde die Tür aufgestoßen.

Zwei Männer stürmten herein.

Es waren Danton und O’Shane.

Ein Begrüßungschor folgte. Dann rief McCue: »Habt ihr Meg gesehen?«

»Ja«, antwortete Danton.

»Und ist sie auf unserer Seite?«

»Natürlich! Sie ist mit dem Mädchen unterwegs nach New York. Aber ich habe noch bessere Nachrichten, Freunde.«

»Was?«, rief die Bande im Chor.

»Old King Brady ist tot!«

Einen Moment lang herrschte Totenstille. Young King Brady hinter der Leinwand wurde blass und fühlte sich schwach.

Er keuchte vor Entsetzen und Verzweiflung.

Es war ein schockierender Schlag, denn er hatte keinen Zweifel daran, dass die Schurken die Wahrheit sagten.

Den alten Detektiv für tot zu halten, für immer verloren, war ein schrecklicher Gedanke. Er machte ihn krank und schwach.

»Mein Gott«, stöhnte er innerlich, »was für eine schreckliche Vorstellung. Oh, ich hoffe inständig, dass es nicht wahr ist.«

Aber nun erzählten Danton und O’Shane ihre Geschichte. Der junge Detektiv hörte mit entsetzlicher Angst zu.

Als sie vom Brand der Hütte erzählten, war seine ganze Existenz in Flammen aufgegangen. Er sehnte sich danach, sich auf sie zu stürzen und den Tod des alten Königs Brady zu rächen.

McCues Kichern und die Freudenausbrüche der Bande waren schwer zu ertragen.

»Mit der schlechten Nachricht kommt die gute«, rief McCue. »Natürlich könnte uns der Tod des Barons um Millionen bringen, aber wir haben das Mädchen und sind einen unserer schlimmsten Feinde losgeworden. Die Küste ist jetzt frei, glaube ich.«

»Aber es gibt noch einen Brady«, sagte Spero.

»Young King Brady!«

»Wir werden auf ihn warten!«

»Ohne den alten Detektiv ist er keine Gefahr mehr. Er ist leichte Beute!«

Young King Brady fühlte sein Blut pulsieren. In der Aufregung des Augenblicks lehnte er sich etwas zu weit gegen den Sichtschutz.

Dieser begann zu fallen.

Young King Brady griff danach, aber die Bewegung wurde von den Schurken bemerkt. Sofort erhob sich ein Chor von Rufen.

»Verrat!«

»Da ist jemand hinter dem Sichtschutz.«

»Zieht ihn heraus!«

»Tötet ihn!«

McCue sprang vor und warf den Sichtschutz zur Seite. Aber bevor er das tat, hatte Young King Brady die Krise vorausgesehen.

Er wusste, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing.

Alles hing von schnellem Handeln ab, und die Chancen standen gegen ihn. Er wusste, dass die Bösewichte ihm das Leben nehmen würden, wenn sie könnten.

Blitzschnell sprang er aus seinem Versteck und durchquerte den Raum.

Er war unbewaffnet.

Sein Ziel war, wenn möglich, die Tür zu erreichen.

Er schnappte sich einen Stuhl und stürmte auf seine Feinde zu.

McCue war mit einer Pistole in der Hand vor ihm aufgetaucht. Er hatte sie halb erhoben, als Young King Brady den Stuhl hob.

Der Stuhl krachte auf den Kopf des Schurken.

McCue wurde zu Boden geworfen. Young King Brady stand mit erhobenem Stuhl mit dem Rücken zur Wand und trotzte seinen Feinden.

In diesem Augenblick rechnete er nicht damit, lebend aus dieser Sache herauszukommen. Aber er wollte sein Leben so teuer wie möglich verkaufen.

Die anderen Schurken standen nach dem Sturz ihres Anführers einen Moment untätig herum. Sie hatten sich mit den nächsten verfügbaren Waffen bewaffnet.

Einer hatte eine Pistole, ein anderer einen Schürhaken und ein dritter einen Knüppel.

Doch dann bahnte sich eine überraschende Wende an. Draußen auf dem Gang waren Schritte zu hören.

Als Young King Brady seinen Feinden gegenüberstand, wurde die Tür aufgerissen.

»Halt!«, rief eine dröhnende Stimme.

Old King Brady stand mit zwei Revolvern auf der Schwelle.

Es war zweifellos Old King Brady, der unbezwingbare alte Detektiv, den Danton und O’Shane in dem Sumpfhaus zum Verbrennen zurückgelassen hatten.

Es war kein Geist, der da vor den Big Six stand.

Die starken, ernsten Gesichtszüge des großen Detektivs unter dem breitkrempigen weißen Hut wirkten auf die verängstigten Schurken.

Instinktiv wichen sie zurück, nicht so sehr aus Furcht vor den Pistolen, sondern vor dem Mann, dessen Leben auf wundersame Weise geschützt schien.

Zurück von den Toten!

Old King Brady schien wie durch ein Wunder am Leben geblieben zu sein.

In Wirklichkeit aber war es einer einfachen Tatsache zu verdanken. Als O’Shane ihn zuerst am Kopf traf, war der Detektiv bewusstlos geworden.

Doch als die beiden Schurken ihn in die Hütte brachten, bemerkten sie nicht, dass Old King Brady wieder zu sich gekommen war.

Der alte Detektiv behielt das für sich. Er wusste, dass Widerstand in seinem geschwächten Zustand zwecklos war.

Also stellte er sich weiterhin bewusstlos. Er hörte alle Pläne, die die Schurken schmiedeten.

Aber als sie die Hütte in Brand steckten und verschwanden, handelte Old King Brady.

Er war an Händen und Füßen gefesselt, aber als die Flammen auf dem Boden der Hütte zu ihm heraufzüngelten, verbrannte er die Seile, die ihn fesselten, in den Zungen des Feuers und befreite sich so.

Es dauerte nicht lange, bis er aus der Hütte kam.

Meg Pierce und ihre Gefährten hatte er aus den Augen verloren.

Aber er fand die Spur von O’Shane und Danton wieder und folgte ihnen, bis sie das Oceanic-Haus betraten.

Er kam gerade rechtzeitig. Seine laute, gebieterische Stimme ertönte: »Halt!« Die sechs Schurken wurden von diesem Befehl zurückgehalten. Dann rief Old King Brady: »Ergeben Sie sich friedlich, jeder von Ihnen unter Lebensgefahr. Dieses Haus ist von Polizisten umstellt, und es gibt keine Möglichkeit für einen von Ihnen zu entkommen.«

Noch während er sprach, erschienen Polizisten in blauen Uniformen in der Tür. Es schien, als sei das Spiel zu Ende.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert