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Secret Service Band 3 – Kapitel 10

Francis Worcester Doughty
Secret Service No. 3
Old and Young King Brady Detectives
The Bradys after a million
Oder: Ihre Verfolgungsjagd zur Rettung einer Erbin
Eine interessante Detektivgeschichte aus dem Jahr 1899, niedergeschrieben von einem New Yorker Detective

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Detektiv Old King Brady, der mehr Rätsel gelöst hat als jeder andere Detektiv, von dem man je gehört hat.

In der Reihe der Geschichten, die in SECRET SERVICE veröffentlicht werden, wird ihm ein junger Mann zur Seite stehen, der als Young King Brady bekannt ist und dessen einziges Lebensziel darin besteht, Old King Brady darin zu übertreffen, gefährliche Fälle aufzuklären und die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Wie gut ihm dies gelingt, wird in den folgenden, im SECRET SERVICE veröffentlichten Geschichten ausführlich geschildert.

Kapitel 10

Eine Katastrophe für Old King Brady

Old King Brady war bei diesem Anblick sehr gerührt.

Er war halb versucht, sich selbst in die Höhle zu stürzen, um sie sofort zu retten.

Aber er hielt inne.

Die Zeit war noch nicht reif.

Die beiden Ganoven, Danton und O’Shane, betrachteten das hypnotisierte Mädchen mit brutaler Bewunderung, die sich halb mit Ehrfurcht vermischte.

»Bei den Schatten des Pluvius«, rief Danton aus. »Sie ist eine Schönheit! Nichts in der Kunst kommt ihr gleich! Sie ist eine Venus!«

Danton war ein gebildeter Halunke. O’Shane konnte die junge Gefangene nicht mit der gleichen Hochachtung betrachten.

»Verdammt!«, rief er aus, »sie ist zu zart und empfindlich für einen Wolf wie diesen Liscomb.«

»Das ist sie«, stimmte Meg mit einem nachdrücklichen Nicken zu. »Bah! Solche Frauen sind nichts als Spielzeug. Wozu ist sie denn gut? Nur eine Wachspuppe!«

»Was will Liscomb mit ihr?«, fragte Danton.

Meg zuckte mit den Schultern.

»Eines seiner Opfer«, antwortete sie. »Er sagt, er wird sie zu seiner Frau machen. Aber Gott stehe ihr bei, wenn er ihrer überdrüssig wird. Er ist ein Teufel! Bald wird eine andere an ihrer Stelle sein.«

»Es ist verdammenswert, böse!«, erklärte Danton. »Wir sind Narren, sie diesem Unhold zu überlassen. Ist ihre Schönheit der einzige Reiz, den er sucht?«

Meg lachte schallend.

»Das ist nicht alles«, rief sie. »Wisst ihr nicht, dass sie die Erbin von Millionen ist? Seht ihr nicht, dass Liscomb diese Millionen bekommen wird?«

»Aber er behauptet doch, reich zu sein.«

»Reich! Er hat keinen Pfennig. Ich sage euch, er ist ein glatter Betrüger, dieser Liscomb. Er hat euch Jungs ganz schön reingelegt.«

Dantons und O’Shanes Gesichter verhärteten sich.

»Er hat uns das letzte Mal getäuscht«, erklärte der Erste. »Die Big Six sind mit ihm fertig. Nun, dieses Mädchen wird zu ihrem Vater zurückgebracht, unter der Bedingung …«

»Dass wir die Million bekommen.«

»Natürlich!«

»Und wenn nicht?«

O’Shane fluchte.

»Verdammte Frauen!«, sagte er. »Wenn es ein Mann wäre, würden wir ihm die Kehle durchschneiden. Aber sie wird uns Ärger machen, das sage ich euch.«

»Hört zu«, meinte Meg, »hört auf, über die Frauen zu reden. Sie können den Männern jederzeit eine Lektion erteilen. Ich werde mich um das Mädchen kümmern.«

»Gut!«, warf Danton ein. »Du bist die Richtige dafür, Meg. Aber Mike wollte, dass ich dir die Dinge so darlege, wie sie sind.«

»Ich verstehe!«

»Und er meint, wir sollten das Mädchen so schnell wie möglich nach New York zurückbringen. Kannst du das machen?«

»Natürlich!«, stimmte Meg bereitwillig zu. »Und ich werde froh sein, dort zu sein. Ich habe keine Verwendung mehr für dieses Land. Gib mir die Straßen des alten New York. Das ist meine Heimat.«

»Weißt du, wie du sie dort sicher unterbringen kannst?«

»Darauf kannst du wetten!«

»Dann bring sie …«

»Morgen!«

»Gut! Wir werden uns zurückziehen und Mike und den anderen Bericht erstatten. Wenn jemand von denen uns sehen will, bevor er hier wegfährt, wir sind im Oceanic Hotel, Causeway Street, Boston, Zimmer 14. Verstanden?«

»Ja«, stimmte die alte Frau zu.

Old King Brady notierte es schnell. Er würde selbst dort sein.

Gladys Baron wurde von Meg Pierce zurück in das innere Zimmer gedrängt. Dann stellte sie einen braunen Krug und einen Laib Brot auf den Tisch, und alle begannen, sich über ein scheußlich aussehendes Getränk zu unterhalten.

Der alte Detektiv war überglücklich.

Er hatte große Entdeckungen gemacht.

Es schien, als hätte er das Spiel nun voll im Griff. Er beobachtete das Trio noch eine Weile.

Dann kam ihm ein Gedanke.

Gladys war im hinteren Zimmer. Wäre es möglich, sie unbemerkt von den drei Strolchen zu befreien, während diese mit Trinken beschäftigt waren?

Er beschloss, es zu versuchen.

Leise schlich er sich in den hinteren Teil der Hütte. Dort war alles dunkel. Aber er hielt seine dunkle Laterne an die Wand der Hütte.

Er sah ein Fenster mit Läden.

Er vermutete, dass dies das Fenster zu dem Raum war, in dem Gladys Baron gefangen gehalten wurde.

Er legte sein Ohr an das Fenster und lauschte. Plötzlich glaubte er, ein leises Geräusch und einen Seufzer zu hören.

Old King Brady machte sich daran, die Fensterläden zu öffnen.

Das war keine leichte Aufgabe.

Es war schwer, leise zu arbeiten.

Doch es war notwendig.

Aber schließlich gab einer der Fensterläden nach und schwang langsam zurück. Im Raum dahinter war ein schwaches Licht.

Durch die schmutzige Scheibe sah der Detektiv ein zerlumptes Sofa. Halb aufgerichtet, das Gesicht erwartungsvoll nach oben gerichtet, lag Gladys Baron.

Der Detektiv wollte gerade ein Zeichen geben, um sie zum Schweigen zu bringen, als etwas Unerwartetes geschah.

Etwas traf ihn mit einem heftigen Schlag auf den Hinterkopf, und er wusste nichts mehr.

Bewusstlos sackte er zusammen. Drei dunkle Gestalten beugten sich über ihn.

»Hast du ihn erwischt, Sharkey?«

»Darauf kannst du wetten, Jake!«

»Wer ist das?«, quiekte eine Frauenstimme.

»Bring die Laterne.«

Dann fiel das Licht auf das Gesicht des alten Detektivs. Wolfsgeheul brach aus dem Trio hervor.

»Der Teufel!«, keuchte Danton.

»Old King Brady!«, sagte O’Shane korrekt.

»Was habe ich euch gesagt?«, krächzte Meg Pierce. »Man weiß nie, wann man mit den Bradys rechnen muss. Ihr seid ein schlaues Paar, dass ihr ihn hierher habt folgen lassen!«

Die beiden Halunken zitterten vor Angst und warfen sich besorgte Blicke zu.

»Wo einer ist, ist der andere nicht weit«, flüsterte O’Shane. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen.«

»Wir müssen sofort von hier verschwinden«, erklärte Danton.

»Was willst du mit ihm machen?«, fragte die alte Meg und stieß Old King Brady mit dem Fuß.

Danton stieß einen Fluch aus.

»Ich sage euch eines«, sagte er steif. »Nach dieser Nacht wird es keinen Old King Brady mehr geben. Tote Männer sind am wenigsten zu fürchten.«

»Vielleicht ist er schon tot!«

»Auf keinen Fall. Er hat neun Leben. Aber das Feuer wird ihn töten. Wir werden diese Hütte verlassen. Wir fesseln ihn drinnen an den Boden und zünden das Gebäude an.«

Die alte Meg rieb sich die Hände.

»Wird das sicher sein?«, fragte O’Shane.

»Sicher?«, warf Danton ein. »Nichts könnte sicherer sein. Bis irgendjemand hier wäre, würde von dieser alten Bruchbude kein Funke mehr übrig sein. Und es gäbe keinen Old King Brady mehr, das könnt ihr mir glauben!«

Auf diesen Plan hatte sich das mörderische Trio geeinigt.

Der leblose Körper von Old King Brady wurde aufgehoben und in die Hütte getragen. Dann führte die alte Meg Gladys hinaus.

Die junge Frau stand so unter Schock, dass sie nicht begriff, was vor sich ging. Die alte Frau führte sie sanft aus dem Sumpf.

Sie und ihre schöne Begleiterin hatten den Strand erreicht, als hinter ihnen eilige Schritte zu hören waren.

Danton und O’Shane stürzten atemlos aus dem Sumpfgras. Weit hinter ihnen war plötzlich ein heller Schein aus der Dunkelheit aufgetaucht. Es schoss wie eine mächtige Fackel in den Himmel.

»Schnell!«, zischte Danton. »In fünf Minuten wird dieser Ort für uns die Hölle sein. Wir müssen uns beeilen!«

Die Gruppe stürmte in die Dunkelheit. Schon hatte man die Flammen an der Spitze der Kiefern gesehen, und die Leute strömten den Strand hinauf, um den Grund zu erfahren.

Doch als sie die Hütte erreichten, war nur noch ein rauchender Aschehaufen übrig.

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