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Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 19

Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung

IV. Görlitz und Umgegend

7. Jacob Böhme

Der Schuster Jakob Böhme, der 1575 zu Allseidenberg bei Görlitz geboren wurde, hatte schon in seiner Jugend, wo er das Vieh des Dorfes hütete, den Schatz auf der Landeskrone geschaut. Als er herangewachsen war, wurde ihm aus der Wanderschaft die erste göttliche Erleuchtung zuteil. Es umgab ihn plötzlich ein göttliches Licht und sieben Tage lang stand er in göttlicher Be­schaulichkeit und im Freudenreich. Im Ganzen soll Böhme vier derartige Visionen gehabt haben. Seine 21 Schriften und sein Konflikt mit dem Pastor Richter sind Tatsachen. Böhme ist einer der bekanntesten Mystiker. Über denselben wurden viele Bücher geschrieben, darunter Theologia revelata, Amsterdam 1730, 6 Bände, und Fechner, Jakob Böhme, Görlitz 1857.

8. Lauban

Die Stadt Lauban soll schon im 10. Jahrhundert bestanden und von Woldemar I. gegen die Einfälle der Schlesier ein festes Haus und Mauern erhalten haben.

V. Löwenberg und Gröditzburg

1. Name der Stadt

Die Stadt Löwenberg soll von dem Herzog Heinrich III. von Jauer ihren Namen erhalten haben. Derselbe jagte einst in dortiger Gegend und fand in einem Urwald Löwenspuren. Als er denselben folgte, geriet er in eine Felsenhöhle und fand darin drei junge Löwen. Aus diesem Anlass nannte er die Stadt Leupergk, woraus später Löwenberg wurde.

2. Die Gottesbraut

In früheren Zeiten stand in der Nonnengasse zu Löwen­berg ein Franziskanerkloster, in welchem fromme Schwestern der Krankenpflege oblagen. Als die meisten Einwohner der Stadt das evangelische Glaubensbekenntnis angenommen hatten, bedrohten Pöbelhaufen das Kloster und zwangen die Nonnen, die Stadt zu verlassen. Sie wählten sich einen anderen Aufenthalt und ließen die fromme Schwester Klara zur Verwaltung der Ordensgüter zu­rück. Schwester Klara aber war schön und jung und ihre milde Stimme eroberte alle Herzen. Sie wurde von der evangelischen Bevölkerung hoch geachtet und verehrt. Der Sohn des geizigen Stadthauptmanns aber entbrannte in Liebesglut zu der gottgeweihten Dame und dessen Vater billigte diese Leidenschaft, denn er hatte schon lange nach den reichen Klostergütern getrachtet und glaubte, sich in den Besitz derselben setzen zu können, wenn sein Sohn die Verwalterin des Klosters heirate. Er ermunterte den Sohn, der Herrmann hieß und ein stattlicher Jüngling war, um Klara zu werben. Die fromme Schwester aber blieb ihrem Kloster­gelübde treu und wies die frevelhaften Liebesworte Herrmanns zu­rück. Herrmann wandte sich jedoch an seinen Vater, und dieser schwor, seinen Willen durchzusetzen, um das reiche Kirchengut zu bekommen und seinen einzigen Sohn glücklich zu machen. Er ließ viele Einladungen ergehen, setzte den Hochzeitstag fest und zwang die Jungfrau mit seinem Sohn zum Altar zu treten. Die Gäste waren über die holde Schönheit der Braut erstaunt und der Seelenhirt stand bereit, die Hand derselben in die Rechte des irdischen Bräutigams zu legen.

Schwester Klara aber erhob ihre Augen zu dem Altarbild und rief mit lauter Stimme: »In te, domine, speravi, non confundar in aeternum!« (In dich, Herr, setzte ich meine Hoffnung, nicht in Ewigkeit getrennt zu werden.) Kaum hatte die Nonne diese Worte gesprochen, da sanken Braut und Bräutigam tot auf die Stufen des Altars nieder und die erschreckten Hochzeitsgäste flohen auseinander.

Die beiden Leichen wurden in der Kirchengruft beigesetzt und noch heute zeigt ein Leichenstein mit der Aufschrift Herrmann und Klara in der Nähe des Eingangs die Ruhestätte derselben.

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