Aus den Geheimakten des Welt-Detektivs – Band 8 – 7. Kapitel
Aus den Geheimakten des Weltdetektivs
Band 8
Die Geliebte des Staatsanwalts
7. Kapitel
Das Geheimnis des Lordhauses
Sherlock Holmes ließ seinen Wagen an der Ecke der Early Street halten, zahlte das Fahrgeld und schritt das Trottoir hinab bis zur Nummer 24. Hier hielt er an und sah zum Haus empor. Kein Lichtstrahl, kein Laut war von innen zu vernehmen.
Er näherte sich so leise als möglich der Eingangstür und lauschte abermals.
Alles blieb still.
Mithilfe eines Dietrichs öffnete Holmes vorsichtig die Haustür, trat ein und legte sie leise ins Schloss. Er horchte angestrengt in das Dunkel hinein, vernahm jedoch nichts.
»Ob Lady Likeness das Haus wieder verlassen haben mag?«, murmelte er in sich hinein. »Das wäre mir jedenfalls insofern angenehm, als dass ich dann ungestört meine Nachforschungen in diesem Haus halten könnte, die in jedem Fall wichtige Resultate erzielen dürften.«
Er schritt so leise wie möglich die halbe Treppe zum Hochparterre hinauf.
Unhörbar öffnete er die Tür zu einem Raum und ließ das Licht seiner elektrischen Taschenlaterne spielen. Vorsichtshalber zog er seinen Revolver hervor, um sich im Notfall verteidigen zu können.
In dem Zimmer, in dem Lady Likeness das Bild ihres Oheims von der Wand gerissen hatte, erblickte Holmes das in der Wandöffnung hockende Skelett.
»Hier muss ein Verbrechen begangen worden sein«, sprach er vor sich hin. »Doch dürfte das sehr lange her sein.«
Er leuchtete mit der Laterne hinauf und trug einen der im Salon stehenden Stühle an die Wand. Ohne Besinnen bestieg er ihn und leuchtete auf das Skelett und in die Öffnung hinein. Seine Nachforschungen waren mit Erfolg gekrönt. In einem Winkel, zu Füßen des Skeletts, lagen einige beschriebene Blätter, die erst neuerdings hierhergelegt worden sein mussten.
Hastig griff der Detektiv danach und zog sie an sich.
»Ein Bekenntnis«, las er. Ohne einen Moment zu zaudern, steckte er die Papiere in die Tasche und stieg vom Stuhl herab.
Dann beleuchtete er den Salon und suchte nach weiteren Türen. Das machte ihm keine großen Schwierigkeiten. Er öffnete sie, und bestürzt trat er zurück, als ihm aus einer der Türen beim vorsichtigen Öffnen ein heller Schein und ein dichter Qualm entgegenfuhr.
Es war der kleine verschwiegene Salon, in dem sich Staatsanwalt Whitely und Lady Likeness befanden. Erstaunt trat der Detektiv näher. Er erkannte sofort die Situation, öffnete Fenster und Tür und löschte das Kohlenfeuer im Kamin mithilfe einiger Karaffen Wasser.
Langsam verzog sich der Qualm. Das Paar bewegte sich jedoch nicht, und obwohl Holmes sofort Wiederbelebungsversuche machte, schien ein Erfolg auf Rettung aussichtslos. Da besann sich der Detektiv nicht lange. Er eilte spornstreichs zur nächsten Unfallstation, requirierte die Hilfsmannschaft und führte sie flüchtigen Fußes in das Haus Lord Dempsons.
Die Mannschaft brachte die stark Betäubten zur Station und versuchte hier, das entflohene Bewusstsein zurückzurufen.
Holmes kehrte währenddessen in das Haus Lord Dempsons zurück. Befriedigt nickte er, als er die verkettete Geheimtür und in der Badestube die Hähne und Leitungen entdeckte, die den Verbindungsgang zwischen dem Lordhaus und der Villa Likeness unter Wasser zu setzen imstande waren.
Im Übrigen schien sich nichts Verdächtiges im Haus zu finden. In einen der Salons gelangt, horchte Holmes noch einmal nach allen Seiten, ob jemand außer ihm im Haus war, und als er alles mäuschenstill fand, setzte er sich auf ein Sofa, stellte die Laterne neben sich, entnahm seiner Tasche die neben dem Skelett in der Wand gefundenen Papiere und machte sich an die Lektüre.
»Lady Likeness und der Herr Staatsanwalt werden sich so bald nicht erholen – ich habe Zeit, mich in das Studium dieser Papiere zu vertiefen«, murmelte er. Behaglich lehnte er sich zurück und begann, erst langsam, dann immer hastiger, interessierter zu lesen.
Ein Bekenntnis!
Wenn der Finder vorliegender Blätter das Geheimnis dieses Hauses entziffert, dürften die an einigen Verbrechen Beteiligten nicht mehr am Leben sein. Ich schreibe dieses auch nicht für die Neugier, sondern zur Erleichterung meiner bedrückten Seele. Also hört:
Verspätete Liebe war ein böser Dämon dieses Hauses. Ihre Flammen erweckten in Lord Dempson, dem alternden Mann, leidenschaftliche Neigung für seine junge vermählte Nichte Ruth Likeness. Zwischen dem Haus des Lords Dempson und der Villa Likeness besteht ein geheimnisvoller Gang, der lange Jahre hindurch nur dem Lord bekannt war. Er verriet diesen Weg seiner Nichte, um, wie er hoffte, durch Benutzung desselben ungestörte Zusammenkünfte mit ihr haben zu können.
Doch der Lord-Oheim täuschte sich in den Gefühlen Ruths. Das erbitterte den hohen Herrn. Er untergrub heimlich die ohnedies nicht gar zu glänzenden Verhältnisse des Lords Likeness, zerrte gewaltsam einen Vermögenszusammenbruch des Neffen herbei und hoffte, die Neigung Ruths für sich zu gewinnen, wenn er sich ihr dann als Retter näherte.
Aber auch dieses verfing nicht – des Lords Ansinnen wurde von der Nichte zurückgewiesen und ihrem Mann mitgeteilt. Lord Dempson belauschte Ruths Geständnis durch die nur einen Spaltbreit geöffnete Tür der Wand vom geheimen Gang zur Villa Likeness. Er sah, im Nebensaal verborgen, in den er geschlüpft war, wie der Beleidigte an seinen Waffenschrank eilte, um mit der Waffe von Lord Dempson Rechenschaft zu fordern.
Von seinem Versteck aus schoss der Lord-Oheim seinen Neffen nieder und floh durch den geheimen Gang in sein Haus zurück. Es hieß, Lord Likeness sei einem Unglück zum Opfer gefallen.
Ob auch Ruth an dieses Märchen glaubte?
Lord Dempson zitterte, dass seine Tat entdeckt werden könnte, er zitterte vor dem Blick der Nichte, wenn er ihr beim Begräbnis ihres Mannes begegnete. Aber nichts geschah vonseiten Ruths: Sie hatte ihren Mann nicht geliebt – sein Tod ließ sie gleichgültig, und ihr Oheim kam ohne Anklage davon.
Schreiber dieses, ein langjähriger Diener des Hauses Dempson, hat diese Zeilen hinter das Bild des Lords in der Wandöffnung gelegt, die das Skelett des Urahnen des Hauses birgt. Dieser Urahne, Lord Thomson Dempson, hat den geheimen Gang zwischen den beiden Häusern ausschachten lassen. Er ist als ein Opfer eines Mörders gefallen, und sein Skelett, das man nach Jahrzehnten in dem von ihm angelegten Gang fand, erhielt seinen Platz in der Wandnische hinter dem lebensgroßen Bild seines Enkels. Auch dieser Enkel wird von Mörderhänden fallen – Wann – weiß ich zwar nicht. Aber ich habe erlauscht, dass Ruth Likeness die niederträchtige Tat ihres Oheims an ihrem Lord-Gemahl ahnt oder erfahren hat, dass sie ihren Oheim hasst und auf Rache sinnt.
Nachschrift: Nun ist es geschehen! Meine Ahnung hat sich erfüllt und ich – ich selbst habe die Hand dazu geboten. Eines Tages überraschte mich Lady Ruth Likeness, als ich an dem Mechanismus zum geheimen Gang spielte.
»Du kennst den Gang?«, fragte sie mich.
»Welchen Gang?«, wollte ich wissen und tat verwundert. Doch sie merkte, dass ich mich verstellte.
»Wie lange dienst du deinem Herrn?«
»Sechzehn Jahre – ich kam als Junge in dieses Haus«, gab ich zur Antwort.
»Liebst du den Lord?«
»Ich diene ihm mit aller schuldigen Achtung und Ehrerbietung«, gestand ich. »Doch lieben – kann ich nur eine der ganzen Sippe.«
»Wer ist es?«
»Sie sind es, Lady.«
Ich beugte vor ihr mein Knie und flehte sie an, mir dies Geständnis verzeihen zu wollen. Ich würde es nie über meine Lippen gebracht haben, wenn sie mich nicht gefragt hätte.
»Komm heute Abend durch den geheimen Gang in meine Villa. Ich werde dich erwarten«, lautete ihr Befehl!
Ich folgte ihr blindlings – hoffte ich doch, ich Eingebildeter, auf eine Schäferstunde, auf die Erfüllung meiner kühnsten Träume!
Kaum konnte ich die verabredete Stunde erwarten – als sie endlich herbeischlich, war ich pünktlich zur Stelle. Ruth Likeness harrte meiner bereits im Salon, in dem der Gang endete.
»Du sagst, dass du mich liebst, Walker – willst du mir das beweisen?«, fragte sie, nachdem sie mich kurz begrüßt hatte.
»Ich gehe für Sie durchs Feuer, Lady«, entgegnete ich, »verfügen Sie über mich.«
»Gut; du wirst tun, was ich dir befehle?«
»Ohne Zaudern.«
»Bewaffne dich mit dieser Axt«, gebot sie mir und zeigte auf eine solche zu ihren Füßen. Ich nahm sie auf. »Und dann folge mir zu meinem Oheim. Du wirst hören, was er zu mir spricht. Winke ich, dann trittst du vor und schlägst ihn nieder.«
Ein Entsetzen fasste mich. »Ich soll … meinen Herrn, Ihren Herrn Oheim …«, stammelte ich.
»Bist du feige? Zauderst du?« Sie lachte höhnisch auf. »Und du sagst, du liebst mich?«
»Ich liebe Sie so wahnsinnig, dass ich Ihnen ohne Bedenken folge«, erwiderte ich. »Doch wenn das geschehen ist, was Sie von mir fordern …?«
»Werde ich dich belohnen«, fiel sie mir ins Wort.
Sie sagte nicht womit, und ich fragte nicht. Ich war so benommen, dass ich ohne Weiteres annahm: mit ihrer Liebe.
Ich zitterte vor Angst, als ich hinter ihr den geheimen Gang betrat. Ich fühlte, dass ich ein Verbrechen, ein schweres Verbrechen begehen sollte: Doch vor mir, im Schein der Laterne, die sie trug, ging sie, Ruth, die ich liebte, deren Reize mich betäubten, meine Gedanken berauschten, und ich folgte ihr willig wie ein Hund.
Am Ende des Ganges blieb sie lauschend stehen, dann, als alles still war, ließ sie den Mechanismus spielen, die Tür zum Schlafzimmer des Lords öffnete sich.
»Bleibe hier«, befahl sie. Die Wand schloss sich vor mir und ich stand im Finsteren des Ganges und lauschte.
Es verging eine lange Zeit, ohne dass ich auch nur das Geringste hörte. Mir stand der kalte Schweiß auf der Stirn, was mochte in diesen Augenblicken im Haus des Lords geschehen?
Plötzlich näherten sich Stimmen dem Gemach. Ich drückte das Ohr fester an die Wand und lauschte fast atemlos.
»Ich habe dich bisher mit Geld versehen«, hörte ich den Lord sagen, »um dich nicht im Elend umkommen zu lassen. Nun ist es genug mit meiner Hilfe, wenn du mich auch fernerhin deinen Stolz fühlen lässt und dich mit Unnahbarkeit gürtest. Du weißt, welche Leidenschaft mich für dich ergriffen hat. Sträubst du dich nach wie vor, dann kenne ich dich nicht mehr und mein Reichtum fällt wohltätigen Anstalten in den Schoß. Du magst dir deinen Unterhalt erbetteln.«
»Lass mir einige Stunden Zeit zum Überlegen«, sagte darauf die liebliche Stimme Ruths, »wenn ich mich für dich entscheide, komme ich um Mitternacht durch den Gang. Lege dich schlafen, damit die Tante nichts merkt.«
»Du kommst? Das ist sicher?«, fragte der Lord.
»Ich komme, wenn ich nicht … betteln gehen will.« Ruth Likeness verabschiedete sich und ich hörte, dass sich ihre Schritte der Geheimtür näherten. Schnell trat ich zurück und schlüpfte die Treppe hinab.
»Bist du da?«, fragte sie flüsternd, als sie den Gang betrat und das Licht der Taschenlaterne entzündet hatte.
»Hier bin ich.«
»Gehe nach Hause und bleibe bei deinen Kollegen«, befahl sie. »Lege dich mit ihnen zu Bett. Doch gegen Mitternacht sieh zu, dass du dein Lager heimlich verlassen kannst. Dann eile zu mir. Das Weitere erfährst du dann. Ich werde dich erwarten.«
Hastig durchschritten wir den Gang bis zur Villa Likeness, dann verließ ich diese und tat, wie Ruth mir geheißen.
Gegen die Mitternachtsstunde stand ich, von niemandem bemerkt, wieder vor der Lady, und gleich darauf ging ich mit ihr den geheimen Weg zum Haus des Lords hinauf.
Mitten im Gang blieb sie stehen und wandte sich zu mir. »Hier hört uns niemand«, flüsterte sie. »Hier will ich dir meinen Plan anvertrauen. Mein Oheim ist ein Schurke. Er stellt ein Ansinnen an mich, das ich niemals erfüllen werde. Er ist aber auch ein Mörder, denn er hat meinen Mann erschossen. Willst du mein Rächer sein und ihn in seinem Bett niederschlagen? Niemand wird jemals erfahren, dass du und deine Liebe mir diesen Dienst getan hat. Ich werde für dich und deine Zukunft sorgen.«
»Wenn ich nur Ihrer Liebe gewiss bin, Lady«, flüsterte ich mit heißer Leidenschaft.
Sie ließ mich nicht ausreden. »Mein ganzes Herz voll Dank gehört dir – ich könnte meinen Wunsch nur einem Mann anvertrauen, dem ich nicht gleichgültig bin, der für mich eintritt, der mich vor Elend bewahrt wie vor der Schande. Tust du wie ich dir sage, so wirst du es nicht zu bereuen haben.«
»Ich tu es – ich tu es«, rief ich, fast unvorsichtig laut. Sie hielt mir beschwichtigend die Hand vor den Mund. Ich küsste diese Hand, diese weiche, weiße Hand.
»So geh«, sagte sie. »Er erwartet mich – dich soll er statt meiner empfangen. Hast du ihn niedergeschlagen, eile hierher zurück. Ich bleibe hier.«
Ich empfing ihren aufmunternden Blick und durchtastete den Gang. Leise bewegte sich der Mechanismus und im nächsten Augenblick stand ich im Schlafgemach des Lords, meines Herrn.
»Was willst du?«, herrschte er mich an. »Wie kommst du diesen Weg …?«
Ich ließ ihn nicht aussprechen, hob die Axt und traf seinen Schädel. Doch nur ungeschickt. Das mochte die hochgradige Erregung machen. Der Lord wehrte sich mit Flüchen auf Ruth, deren Anstiften zur Tat er erraten hatte. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und schlug auf ihn ein – schlug blindlings zu – wie ein Irrsinniger. Entstellt lag er endlich vor mir – ohne ein Lebenszeichen mehr von sich zu geben.
In diesem Augenblick trat, durch das Geräusch geweckt, Lady Dempson aus ihrem Schlafzimmer. Eine Zeugin!, blitzte es in mir auf. Ich warf mich, ohne zu überlegen, auf sie, drückte ihr die Kehle zu und schleppte sie in ihr Bett zurück. Hier zog ich eine Schnur hervor, legte sie um ihren Hals und mittels eines Knebels drehte ich sie so lange fest zusammen, bis auch sie tot war.
Dann ging ich durch die Geheimtür in den Gang hinab.
Lady Likeness erwartete mich. Unsere Gesichter waren geisterbleich. Nur unzusammenhängend teilte ich ihr das Geschehene mit. Eine Weile stützte sie sich an der Wand, die Füße schienen ihr den Dienst zu versagen – bald jedoch ermannte sie sich. Wir ermunterten uns gegenseitig, während wir den Weg bis zur Villa Likeness zurücklegten.
Hier stärkte ich mich durch einige Gläser Wein. Dann gab mir Ruth Verhaltensmaßregeln. Ich sollte vorsichtig mein Lager aufsuchen und vermeiden, dass mich einer meiner Kollegen nach Hause kommen sehe. Die Lady sollte ich erst besuchen, wenn sich die Erregungen über den Doppelmord gelegt hätten.
Ich tat mechanisch, wie sie mir gebot. Ungesehen gelangte ich in mein Bett. Nicht der geringste Verdacht fiel bei der Entdeckung der Tat auf mich.
Erst, als der Lord und seine Gemahlin begraben waren, suchte ich Lady Likeness auf. Ich sah sie mit anderen Augen wieder, als ich sie vorher gekannt hatte. Ein Grauen überfiel mich bei ihrem Anblick. Ich floh und mied sie.
Mein Gewissen schlug heftig. Ich erleichterte es mir etwas durch die Aufzeichnung des Geschehenen, wenn diese Zeilen gefunden werden – in welch langen Jahren wird das an dieser versteckten Stelle wohl geschehen? Dann dürfte niemand von all den Beteiligten mehr am Leben sein, und ich habe meine Strafe von dem ewigen Richter bereits empfangen. Ob auch schon verbüßt?
Ich wünschte es! Denn Ruhe werde ich auf dieser Erde nicht mehr finden. Walker.«
Die Kirchturmuhr vom nahen Viertel hatte die Mitternacht verkündet, zwölf bange, traurige Klänge – als Sherlock Holmes mit seiner Lektüre zu Ende war. Er legte die Blätter sorgfältig zusammen und steckte sie in seine Brusttasche.
Dann erhob er sich und öffnete geräuschlos eines der Fenster. Der sanfte, kühle Nachtwind fächelte seine Stirn – es tat ihm gut.
Der Mond warf sein geisterhaftes Licht voll hernieder. Legionen Sterne funkelten am bläulichen Nachthimmel. Auf der ganzen Natur lagerte tiefe, feierliche Ruhe, die nur hin und wieder durch das Läuten eines Nachtgefährts in den Nachbarstraßen unterbrochen wurde.
Plötzlich zuckte der Detektiv vom Fenster zurück: Eine Gestalt trat aus dem Schatten hervor, den das Haus warf – eine Gestalt, die dem Detektiv verdächtig erschien.
Der Unbekannte spähte hinter einer Maske, die er trug, vorsichtig umher, ob auch kein Zeuge in der Nähe war. Nun erst, wo ihn das volle Licht des Mondes traf, bemerkte Holmes, dass der Mann etwas trug – eine Bürde. Was es war, vermochte er nicht zu erkennen.
Den Beobachter konnte der Fremde nicht bemerken, da das Fenster, an dem Holmes stand, im Schatten lag. Nachdem sich der Unbekannte überzeugt hatte, dass kein unberufener Störer in der Nähe war, schlich er mit katzenartiger Behändigkeit bis zur Eingangspforte. Mit einem Schlüssel oder Dietrich öffnete er sie – sie knarrte ein wenig. Dies schien ihn zu erschrecken. Betroffen reckte er den Hals empor, um sich davon zu überzeugen, dass das Geräusch auch niemand herbeilocke.
Dann betrat er das Haus.
Wer war der Fremde?
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