Der mysteriöse Doktor Cornelius – Band 1 – Episode 5 – Kapitel 2
Gustave Le Rouge
Der mysteriöse Doktor Cornelius
La Maison du Livre, Paris, 1912 – 1913
Fünfte Episode
Das Geheimnis der Insel der Gehenkten
Zweites Kapitel
Ein Drama
Ein halbes Jahr war vergangen, der Dichter Agénor hatte die Erwartungen von Lord Burydan und darüber hinaus erfüllt, und sein Dasein war nun eine Abfolge von Verzauberungen, mal schrecklich wie ein Drama, mal komisch wie eine Karnevalsscharade. Der Regisseur all dieser Ereignisse entfesselte eine unerschöpfliche Fantasie und erzielte die fantastischsten Ergebnisse, indem er Gold mit vollen Händen verteilte.
Der Engländer musste zugeben, dass er sich keinen Augenblick langweilte. Jeden Tag gab es eine neue Überraschung. Mit wahrhaft Shakespeare’schem Genie ließ Agénor seinen Freund alle Regionen der Erde, alle Epochen der Geschichte – sogar die der Zukunft –, alle Dramen und Komödien erleben. Es kam vor, dass Lord Burydan an den Blitzableiter einer hohen Kathedrale gefesselt aufwachte, in einem Fass eingeschlossen auf hoher See trieb, in einem Krüppelkasten vor einer Kirche gefesselt war oder auf einem Rassepferd inmitten einer Schlacht ritt. Dem erfinderischen Geist des Dichters fehlte es nie an Ideen, und er war von seinem Werk begeistert und wiederholte immer wieder, dass die Abenteuer des Mylord Bamboche das schönste Werk seien, das er je geschrieben habe.
Der Engländer empfand für ihn ebenso viel Freundschaft wie Bewunderung. »Geben Sie aus«, sagte er, »geben Sie aus, wir haben noch Millionen auf der Bank! Erst seit Sie mich unterhalten, bin ich wirklich glücklich.«
Lord Burydan wiederholte diesen Satz vielleicht zum tausendsten Mal, während er sich an die Reling des Luxuszuges lehnte, der die beiden Freunde durch die majestätische Einsamkeit des amerikanischen Westens trug. Agénor Marmousier hatte sich völlig verändert. Niemand hätte den grauhaarigen Bohemien, den wir schüchtern in einer heruntergekommenen Taverne beim Essen gesehen hatten, in dem strahlenden Gentleman mit dem frisch rasierten, rosigen Gesicht und der kräftigen, jugendlichen Ausstrahlung wiedererkannt, der an der Seite des berühmten Lord Burydan lässig den Duft einer erstklassigen Panatella genoss. Im täglichen Kampf mit dem Drama des Lebens hatte sich der Dichter um zwanzig Jahre verjüngt.
»Ich glaube«, sagte er, »ich bin großzügig genug, aber wenn Sie darauf bestehen, können Sie es noch besser machen …«
»Tun Sie, was Sie wollen, ich habe es Ihnen ein für alle Mal gesagt, ich gebe Ihnen freie Hand.«
»Man sollte mich nicht herausfordern …«
Lord Burydan kehrte in den Salonwagen zurück.
»Ich wette«, sagte er nach einer Weile des Schweigens, »dass unsere Reise diesmal friedlich bis nach San Francisco verläuft – jenes Frisco, das die Yankees so lieben.«
»Man darf sich nie zu sicher sein«, erwiderte der Dichter mit einem zweideutigen Lächeln.
»Ach! Sie haben zu viel Geschmack, um mich mit einem gewöhnlichen Eisenbahnunglück zu traktieren. Außerdem haben wir das schon fünf oder sechs Mal erlebt.«
»Wer weiß?«
»Ich weiß nur, dass trotz all Ihrer Genialität heute nichts passieren wird.«
Lord Burydan klingelte nach dem Barmann und ließ sich ein Glas Sherry bringen, das er langsam mit einem langen Strohhalm genoss. Agénor folgte seinem Beispiel, genoss aber stattdessen einen Julep-Mint in langsamen Schlucken.
Die beiden Freunde waren gerade bei der zweiten Zigarre, als der Zugführer mit erschrockenem Gesicht den Salonwagen betrat.
»Was ist los?«, fragte Lord Burydan.
»Eine schreckliche Sache, Gentlemen, der Lokomotivführer und der Heizer sind sturzbetrunken, sie schnarchen tief und fest … Eine furchtbare Katastrophe ist unvermeidlich!«
»Aber«, erwiderte Agénor ruhig, »das scheint mir Ihre Sache zu sein! Wir haben dafür bezahlt, sicher und ohne Verzögerung nach San Francisco gebracht zu werden, tun Sie, was nötig ist.«
»Das ist leicht gesagt!«
»Betätigen Sie die Bremsen«, schlug Lord Burydan vor.
»Wozu soll das führen?«, entgegnete der Zugführer, »dazu, dass wir mitten in der Prärie liegenbleiben; die Cowboys und die Banditen der Roten Hand hätten uns alle schnell umgebracht, zehn Meilen von jeder Ansiedlung entfernt! … Außerdem kommt in einer halben Stunde ein anderer Expresszug!«
»Teufel, das ist ernst«, murmelte Lord Burydan, ein wenig gerührt, »das haben Sie nicht vorausgesehen, mein lieber Agénor, und das ist eine Gefahr, die nicht im Programm stand.«
Der Dichter dachte nach. »Es gibt einen Ausweg«, sagte er schließlich.
»Welchen?«
»Ich kann eine Lokomotive fahren; in meiner Jugend war ich drei Jahre lang Hilfsmaschinist auf dem Nordbahnhof. Mylord, wenn Sie bereit sind, mir als Heizer zu dienen, übernehme ich die Verantwortung für alles!«
Der Zugführer seufzte tief gerührt.
»Meine Herren«, sagte er, »in diesem Zug befinden sich zweiundneunzig Passagiere, deren Leben in Ihren Händen liegt!«
»Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Wir haben keine Minute zu verlieren! Ich habe den anderen Passagieren noch nichts gesagt, damit niemand in Panik gerät. Folgen Sie mir!«
»Sehr amüsant«, meinte Lord Burydan, »Sie sehen, mein lieber Dichter, trotz all Ihres Einfallsreichtums ist das Schicksal immer noch unser aller Herr.«
Agénor lächelte, ohne etwas zu erwidern, und die beiden bewegten sich dank der beweglichen Brücken von Wagen zu Wagen, bis sie den Gepäckwagen am anderen Ende des Zuges erreichten. Von dort konnten sie sich leicht in den Tender ziehen, der sich direkt hinter der Lokomotive befand.
Der Zugführer rief ihnen zu: »Viel Glück! Wenn es dringend wird, geben Sie das Signal, und ich werde die Bremsen betätigen.«
Lord Burydan und Agénor schoben die leblosen Körper des Lokführers und des Heizers, beide völlig betrunken, in eine Ecke. Sie zogen die Kragen ihrer Pelzmäntel, die sie glücklicherweise nicht vergessen hatten, bis über die Ohren hoch und machten sich beherzt an die Arbeit. Während Agénor das Ventil für die Dampfzufuhr betätigte und es ihm gelang, die schreckliche Geschwindigkeit etwas zu drosseln, warf Lord Burydan Haufen von fetten Kohlen in das lodernde Feuer. Beide schwitzten trotz des eisigen Windes, der ihnen ins Gesicht peitschte.
Die Nacht brach rasch herein, und der Zug raste wie ein Gespenst über die weite, leere Ebene, wo in der Ferne die melancholischen Rufe wilder Herden zu hören waren. Der Zug fuhr mit 120 Stundenkilometern. Eine Stunde verging. Kein Laut drang aus dem Inneren des Zuges, und die Reisenden schliefen tief und fest in den Kojen der Schlafwagen. Unwillkürlich wurde Lord Burydan unruhig.
Inzwischen war es stockdunkel geworden, und im Sturm fuhren sie an einem kleinen Bahnhof vorbei, dessen Lichter nur für einen Augenblick aufflackerten, um gleich darauf wieder in der bewegten Dunkelheit zu verschwinden. Die starken Scheinwerfer an der Spitze der Lokomotive erhellten eine kultivierte Landschaft; man fuhr durch schlafende Dörfer; die Feuer der Bahnwärter erschienen und verschwanden, und seit einer Viertelstunde war die Strecke durch eine Art Zaun von den Feldern getrennt.
»Nur Mut, mein Herr«, sagte der Dichter, »wir kommen näher! In einer halben Stunde sind wir in Jorgell-City.«
Lord Burydan, der von dem glühenden Feuer gewärmt und von der eisigen Brise gekühlt wurde, antwortete murmelnd: »Jorgell-City, die Stadt, die von einem Milliardär gegründet wurde, dessen Sohn einen französischen Wissenschaftler erschossen hat?« »Genau, man sagt, es sei eine verfluchte Stadt; es gab eine Reihe von Morden, die niemand erklären konnte.«
Lord Burydan schauderte und verstummte. Die Nadel des Fahrtenschreibers zeigte 110 Kilometer an.
Plötzlich stieß Agénor einen unterdrückten Schrei aus. Er deutete mit dem Finger auf einen schweren, von acht Pferden gezogenen Wagen, der nur wenige hundert Meter entfernt die Strecke überquerte, die er vollständig blockierte.
»Maschine zurück!«, stammelte der Engländer mit klappernden Zähnen.
»Zu spät! Was wollen Sie tun?«
»Egal, ich riskiere alles!« Nervös drehte Agénor am Rad, der Dampf strömte in die Ventile, die Bleche quietschten, und der Zug beschleunigte auf erschreckende 160 Stundenkilometer. Wie ein Meteorit raste er über die Schienen.
Lord Burydan schloss die Augen, als der mit schweren Granitblöcken beladene Waggon im vollen Licht auftauchte: Er erwartete den Tod. Es gab einen Aufprall, aber kaum wahrnehmbar; die Schreie der Pferde in Todesangst verloren sich in der Nacht. Die ungeheure Masse des Wagens und des Gespanns stürzte um und schleuderte zur Seite. Der Zug raste weiter, donnerte durch die Bahnhöfe.
»Das war knapp«, murmelte der Dichter. Lord Burydan wischte sich den Schweiß von der Stirn, unfähig, ein Wort zu sprechen. Doch schon färbte sich der Horizont glutrot. »Jorgell-City«, sagte Agénor, »es ist höchste Zeit, langsamer zu werden.« Energisch drehte er am Lenkrad, die atemberaubende Geschwindigkeit wurde auf gemächliche 60 Stundenkilometer gedrosselt, wie bei einem Personenzug. Wenige Minuten später kam der Zug unter der verglasten Halle des großen Bahnhofs zum Stehen, der einst von dem Ingenieur Harry Dorgan erbaut worden war.
Es war eine dramatische Szene, als der Lokführer und der Heizer auf einer Pritsche abtransportiert wurden, während die beschädigte Lokomotive, deren vorderer Teil komplett zerstört war, in die Werkstätten geschleppt und durch eine neue ersetzt wurde. Agénor und Lord Burydan wurden herzlich beglückwünscht und kehrten nach einem heißen Grog in ihr Schlafabteil zurück.
Am nächsten Tag kamen sie gegen Mittag in San Francisco an. Lord Burydan war begeistert von dieser erstaunlichen Stadt, die so oft von Erdbeben zerstört und aus Stahl wieder aufgebaut wurde und in der sich die Völker der Welt versammeln.
Am Tag nach ihrer Ankunft, nach einem ausgezeichneten Mittagessen im Hôtel de France et d’Albion, spazierten sie am Pier entlang und bewunderten den Hafen voller Schiffe.
»Was für ein herrliches Wetter«, sagte Agénor plötzlich. »Der Pazifik ist so ruhig wie ein See, kein Windhauch, keine Welle …«
»Wie wäre es mit einer Seefahrt?«, schlug Lord Burydan vor. »Vom Hafen aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt.«
»Wie Sie wünschen; hier liegt zufällig ein Boot, das genau das Richtige für uns wäre.«
Der Dichter deutete auf einen schlanken Walfänger, auf dem zwei Matrosen lässig rauchend Karten spielten. Schnell war man sich einig, Agénor und Lord Burydan nahmen im Heck Platz, die Matrosen griffen zu den Rudern und das leichte Boot entfernte sich vom Ufer. Die Reise begann unter den besten Vorzeichen.
Nachdem sie den mit Schiffen überfüllten Hafen durchquert hatten, fuhren sie weiter nach Norden, entlang einer einsamen Küste. Der Himmel blieb klar und die See glatt wie eine Teichoberfläche.
Die Stadt San Francisco lag bereits weit hinter ihnen, als Lord Burydan bemerkte, dass die Reise vielleicht schon zu lange gedauert hatte.
»Wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein wollen, sollten wir umkehren«, sagte er. »Aber ich muss zugeben, das ist einer der schönsten Ausflüge, die ich je gemacht habe. Aber wenn ich jeden Tag so einen Ausflug machen würde, würde ich mich langweilen. Ehrlich gesagt, ich langweile mich jetzt schon.«
Lord Burydan unterdrückte ein langes Gähnen.
»Das ist wirklich bedauerlich«, antwortete Agénor mit einem seltsamen Lächeln und befahl den Matrosen, das Schiff nach San Francisco zurückzudrehen.
Doch in diesem Augenblick tauchte aus einer kleinen, sumpfigen Bucht ein Kanu auf, das auf das offene Meer zusteuerte. Das Aussehen dieses Bootes überraschte Lord Burydan zunächst. Der schlanke Rumpf war aus einem einzigen Stück eines riesigen Zedernstammes geschnitzt und mit barbarischen Farben in Rot, Orange, Schwarz und Blau verziert. Es war mit acht Eingeborenen besetzt, die die klassische Tracht ihres Volkes trugen und mit langen, spitzen Paddeln bewaffnet waren.
Die Gesichter dieser Wilden waren grotesk, mit Tätowierungen und Kriegsbemalung verziert. Sie trugen hohe Diademe aus Adlerfedern und Umhänge aus Opossumfellen, die im Wind flatterten. An ihren Gürteln hingen Messer und Tomahawks, und statt Pfeil und Bogen trugen sie Winchester-Gewehre und dreifache Patronengurte. Lord Burydan bewunderte sie naiv.
»Sie sind beeindruckend«, sagte er, »aber ich dachte, ihre Rasse wäre fast ausgerottet oder ins Indianerterritorium verbannt worden.«
»Lassen Sie sich nicht täuschen«, antwortete Agénor. »Es gibt noch einige unbezähmbare, wilde Stämme in den Rocky Mountains und an der Nordküste von San Francisco, die den Weißen unversöhnliche Feindschaft geschworen haben. Ich fürchte, diese hier gehören zu einem unbesiegbaren Stamm.«
»Teufel!«, murmelte Lord Burydan besorgt.
Angetrieben von den acht kräftigen Paddlern näherte sich das Kanu mit einer Geschwindigkeit, die an ein Wunder grenzte. Wie ein Vogel glitt es über die ruhigen Wellen. Vergeblich kämpften die beiden amerikanischen Matrosen. In weniger als drei Minuten war das Kanu längsseits des Walfängers. Plötzlich ließen zwei der Eingeborenen ihre Paddel fallen und legten ihre Gewehre an. Lord Burydan erkannte, dass Widerstand zwecklos war.
»Wir werden wohl nicht umhin kommen, Lösegeld zu zahlen«, sagte er ruhig.
»Wenn sie es überhaupt annehmen«, murmelte der Dichter unsicher.
Doch schon waren zwei der Eingeborenen an Bord des Walfängers gesprungen und hatten mit magischer Geschicklichkeit die Touristen und Matrosen mit dünnen Rindenschnüren gefesselt, ohne eine Erklärung abzugeben. Dann plünderten sie systematisch Agénor und Lord Burydan, nahmen ihnen Brieftaschen, Uhren, Geldbörsen und sogar Zigarren und Taschentücher ab. Dabei verzerrten sie ihre Gesichter zu hässlichen Grimassen und führten eine affenartige Pantomime auf.
Plötzlich packten sie Lord Burydan, entblößten ihn vollständig und warfen ihn ins Meer, nachdem sie ein starkes Seil unter seinen Armen befestigt hatten. Das Seil war an der hinteren Sitzbank des Kanus befestigt. Auf ein Zeichen ihres Anführers ruderten die Paddler wieder im Takt, und das Kanu setzte seine wilde Fahrt fort, den unglücklichen Lord hinter sich herziehend, der sich innerlich mit Königin Brunehaut verglich, die an den Schwanz eines wilden Pferdes gebunden war.
Die Situation war in der Tat ebenso schmerzhaft und fast ebenso gefährlich. Die Rindenseile schnitten ihm ins Fleisch und nur mit größter Mühe konnte er sich keuchend über Wasser halten. In seiner Verwirrung wurde ihm klar, dass er nach einigen Minuten dieses teuflischen Sports nicht mehr die Kraft haben würde, die notwendigen Atemzüge zu tun, dass er langsam ertrinken und den schrecklichsten und qualvollsten Tod erleiden würde. Agénor, der gefesselt auf dem Boden des Kanus lag, konnte ihm nicht helfen. Für einen Moment hatte Lord Burydan das Gefühl, dass diese dämonisch aussehenden Wilden ihn lebendig in ein maritimes Inferno zogen, das selbst Dante unbekannt war.
So vergingen fünf Minuten, gefühlte fünf Jahrhunderte.
Die wilde Fahrt des Kanus hatte sich etwas verlangsamt. Lord Burydan atmete auf. Er begann zu hoffen, dass die Tortur, die er durchmachte, nur ein brutaler Scherz war, der vielleicht bald ein Ende haben würde. Doch plötzlich erstarrte sein Rückenmark vor Schreck und seine Haare sträubten sich. Durch das klare blaue Wasser sah er einen großen Schatten, eine scharfe, schwarze Silhouette, die sich unaufhaltsam auf ihn zu bewegte.
»Ein Hai!«, schrie er. »Agénor, Hilfe! Hilfe!«
Der Dichter antwortete auf diesen verzweifelten Ruf nur mit einem dumpfen Stöhnen. Der Hai kam Sekunde um Sekunde näher und schlug mit seinem mächtigen Schwanz auf das Wasser. Lord Burydan sah sein Maul, das mit zwei Reihen scharfer Zähne bewaffnet war, und sein kleines, wildes und listiges Auge. Die Rothäute hatten aufgehört zu rudern und betrachteten das Schauspiel mit so stiller Befriedigung, als sähen sie einem Boxkampf oder einem Kampf zwischen Bulldoggen und Ratten zu.
Lord Burydan hatte kein Blut mehr in den Adern. Er verfolgte die Bewegungen des Hais mit jener übermäßig intensiven Wahrnehmung, die jeder hat, der einer unmittelbaren Gefahr ausgesetzt ist. Er sah, wie er sich umdrehte, um zuzuschlagen, und verlor das Bewusstsein.
In diesem Augenblick stürzte sich einer der Indianer, der sich schnell seiner Karabiner, Tomahawks und seines Opossummantels entledigt hatte, mit einem langen Dolch bewaffnet ins Meer. Genau in dem Moment, als der Hai sich umdrehte und seine schmutzig-weiße Bauchseite zeigte, traf ihn der Indianer mitten ins Herz. Das Wasser färbte sich rot, und schnell zogen die Indianer auf ein kurzes Kommando der mutigen Rothaut den leblosen Körper Lord Burydans an Bord.
Etwas weiter zappelte der Hai in den letzten Zuckungen seines Todeskampfes.
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