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Der Märkische Eulenspiegel 16

Der Märkische Eulenspiegel
Seltsame und kurzweilige Geschichten von Hans Clauert in Trebbin
Niedergeschrieben von Oskar Ludwig Bernhard Wolff
Leipzig, 1847
Überarbeitete Ausgabe

Hans Clauert, Schlosser aus Trebbin

Wie Clauert den Bauern von Spernberg Wein holte

Einstmals geschah es, dass ein Zimmermann, Heinrich Miderhorch, aus Spernberg gebürtig, sich nach Trebbin begab, und als er später dort Hochzeit hielt, hatte er die Bauern von Spernberg fast alle dazu eingeladen. Als diese des anderen Tages beim Frühmahl den neuen Wein gekostet – es war nämlich gerade um Martini – und dieser ihnen sehr gut gemundet hatte, brachten sie acht Märkische Groschen zusammen, um Wein dafür zu holen. Nun aber war Clauert auch bei ihnen. Dieser hatte nämlich die Bauern an demselben Tag auf sieben Schüsseln zu Gast geladen, nämlich auf drei leere und auf vier andere, in welchen nichts war. Die Bauern waren auch schon dort gewesen und hatten in den sieben Schüsseln nichts gefunden. Darauf war Clauert mit denselben wieder zur Hochzeit gegangen und erbot sich nun, den Bauern für ihr zusammengebrachtes Geld Wein zu holen. Die albernen Leute glaubten es ihm auch, während sie doch erst kurz vorher seine Abenteuer erfahren hatten, indem sie bei ihm zu Gast gewesen waren und aus leeren Schüsseln hatten essen sollen. Als Clauert das Geld bekommen hatte, nahm er zwei große zinnerne Kannen und füllte sie mit Wasser. Daraus verabredete er sich mit einem bekannten Freund, dass er ihm, wenn er zur Tür hineingehen würde, ein Bein stellen solle, damit er Ursache hätte, zu fallen; alsdann wollten sie beide das Geld vertrinken. So geschah es denn auch. Clauert fiel mit den beiden Kannen in die Stube hinein und goss das Wasser so rein heraus, das nicht ein Tröpfchen in den Kannen blieb; doch wischte er es schnell wieder auf und fiel dem anderen in die Haare. Sie warfen einander nieder und verstellten sich, als ob es Ernst wäre. Da liefen die Bauern alle herbei, brachten sie wieder auseinander und baten, sie möchten nur Ruhe halten, das Geld wollten sie gern vergessen. Jene beiden gingen im Zorn hinweg, jedoch nicht weiter als bis an das nächste Haus, wo der Weinkranz ausgesteckt war. Dort vertranken sie die acht Groschen. Wollten nun die Bauern den Wein kosten, so mussten sie wieder in die Beutel greifen und anderes Geld zusammenbringen.

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