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Deutsche Märchen und Sagen 190

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

255. Das weiße Mütterchen

In Haltern geht abends gegen acht Uhr und spä­ter ein weißes Mütterchen um. Wenn jemand ihm be­gegnet, den bittet es, mitzugehen, indem es ihm einen Schatz zeigen und geben wolle. Wer ihr aber folgt, den tötet sie und der ist unrettbar verloren.

256. Gebrochen Gelübde

In Osnabrück erscheint nachts um zwölf Uhr eine Frau, die trägt eine glühende Krone auf dem Haupt und glühende Ketten um den Hals, ist auch mit glü­henden Ketten an den Händen geschlossen. Sie ruft: »So geht es, wenn man Gott getane Gelübde nicht hält.«

257. Gott segne euch!

Auf dem Blaubach zu Köln wandelte ehedem nachts von zwölf bis eins eine Frau um, welche immer nießte: Hitza! Hitza! Es geschah aber, dass einmal ein frommer Bürger an ihr vorbeikam und ihr zurief: »Gott segne Euch, Frauchen!«

Da antwortete das Weib: »Gott sei gedankt, nun bin ich erlöst! Auf das Wort habe ich manch hundert Jahr gewartet.«

258. Spukender Soldat zu Wesel

Ein Soldat in Wesel liebte ein Mädchen, aber die Eltern wollten nichts von einer Heirat zwischen den beiden wissen. Da entführte der Soldat das Mädchen eines Nachts und ging mit ihr auf den Wall, wo eine geladene Kanone stand. Beide stellten sich mit dem Kopf vor die Mündung, der Soldat zündete an und die Kugel riss beider Köpfe zugleich weg. Seitdem keh­ren sie jede Nacht wieder und stellen sich, wie ehedem, vor die Mündung, der Soldat zündet auch wieder das Pulver an und um eins hört man einen fürchterlichen Knall, wonach der Spuk verschwindet; die Kanone bleibt aber geladen, nach wie vor.

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