Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 43

Abenteuer der Kurrende-Knaben in der Kirche zu Spandau

Die Spandauer Kirche war früher katholisch, und die Kurrende-Knaben mussten die Kirche reinigen. Diese waren auch einst damit beschäftigt und in ihrem Übermut spielten sie Karten. Da kam auf einmal einer an sie heran – es war der Böse, – und wollte mitspielen. Ruhig gestatteten sie es auch. Als er aber eine Karte nach der anderen fallen ließ, merkten sie wohl, dass es der Böse wäre, spielten aber doch weiter, und einer, der viel verlor, meinte sogar, ihn solle der Teufel holen, wenn er noch weiter verlöre. Er spielte weiter und verlor wieder. Da sprang der Böse auf, riss ihn zu sich, zog ihn mit in die Höhe. Die Mauer tat sich auf, und beide verschwanden. Und der Riss in der Mauer ist noch bis auf den heutigen Tag zu sehen und kann nicht übertüncht werden.

Auch ein anderes Mal soll durch den Übermut eines Kurrende-Knaben etwas Merkwürdiges dort passiert sein. Bis vor 50 Jahren waren nämlich in der Kirche noch mächtig dicke Bücher, die an Ketten lagen. Darunter sollen auch das VI. und VII. Buch Moses gewesen sein, welches wir nun nicht mehr haben, in denen aber, wie man allge­mein erzählt, all die alten Zaubergeschichten enthalten sind. Wie nun wieder einmal die Kurrende in der Kirche rein machte, kamen sie an diese Bücher und vorwitzig, wie die Knaben waren, machten sie sich an dieselben und sahen, was darin steht. Kaum aber hatten sie diese auf­geschlagen und fingen an zu lesen, da wurde auch die ganze Kirche von unten bis oben voll von Geistern. Natürlich überfiel sie eine furchtbare Angst, und es war noch ein Glück, dass der Prediger hinzukam, der fing das Buch an rückwärts zu lesen, und da verschwanden die Geister.

Ähnliches erzählt man auch in Bernau. Da fand ein­mal ein Knecht das VI. und VII. Buch Moses, das der Guts­herr hatte offen liegen lassen. Wie der anfing zu lesen, heißt es, da füllte sich das ganze Gehöft mit Ratten, und als er weiterlas, mit Raben, die kamen von allen Seiten herbeigeflogen, dann kamen lauter schwarze Männer. Zum Glück kam auch hier der Gutsherr hinzu und bannte alles, indem er rückwärts anfing zu lesen.

Die wahre Bibel, sagt man dort, liegt in Leipzig, die wird nie losgemacht. Nur Napoleon hat sie sich losmachen lassen, aber war damit auch nicht weiter gegangen, als bis vor den Altar und hatte dort darin gelesen. Da hatte er denn gesehen, wie alles kommen würde in Russland, welche Ge­nerale ihm untreu werden würden usw. Nichtsdesto­weniger hatte er den Zug freilich doch unternommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert