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Secret Service Band 2 – Kapitel 7

Francis Worcester Doughty
Secret Service No. 2
Old and Young King Brady Detectives
Told by the ticker
Oder: Die zwei King Bradys in einem Wallstreetfall
Eine interessante Detektivgeschichte aus dem Jahr 1899, niedergeschrieben von einem New Yorker Detective

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Detektiv Old King Brady, der mehr Rätsel gelöst hat als jeder andere Detektiv, von dem man je gehört hat.

In der Reihe der Geschichten, die in SECRET SERVICE veröffentlicht werden, wird ihm ein junger Mann zur Seite stehen, der als Young King Brady bekannt ist und dessen einziges Lebensziel darin besteht, Old King Brady darin zu übertreffen, gefährliche Fälle aufzuklären und die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Wie gut ihm dies gelingt, wird in den folgenden, im SECRET SERVICE veröffentlichten Geschichten ausführlich geschildert.

Kapitel VII

Effiziente Arbeit in der Wall Street

Young King Brady hatte seinen Teil des Falles in gewohnt guter Manier erfüllt.

Er hatte die meiste Zeit damit verbracht, Allan Cliff und seinen Geschäftspartner, Jeff Call, zu beschatten. Der junge Detektiv hatte sich verkleidet und in ihrem Büro angemeldet, um sich nach den Preisen für bestimmte Aktien zu erkundigen.

In Wirklichkeit ging es darum, sich ein Bild von dem System zu machen, mit dem Cliff & Call Geschäfte machten.

Der junge Detektiv stellte fest, dass die beiden Makler in der Spekulationswelt plötzlich einen hohen Stellenwert hatten.

Ihre Papiere schienen fraglos Akzeptanz zu finden, und auf der Straße wurden ihre Namen mit Geschäften mit prominenten Aktien in Verbindung gebracht.

Young King Brady brauchte nicht lange, um zwei und zwei zusammenzuzählen. Er kam sofort zu dem Schluss, dass Cliff & Call ein zwielichtiges Geschäft betrieben und schnell in das mörderische Tempo eingestiegen waren.

Doch der junge Detektiv konnte bei ihnen keinen Hinweis auf die geheime Tragödie finden, die der New Yorker Ticker offenbarte.

Er hatte sich schon fast entschlossen, die Spur als unrentabel aufzugeben, als sich eines Tages ein Vorfall ereignete, der ihn veranlasste, seine Pläne zu ändern.

Er sah, wie Call eines Nachmittags die Börse verließ, und folgte ihm in einen Souterrain-Saloon, wo er die beiden Gauner traf und sich mit ihnen einließ. Dixy Bent und Biff McClure.

Dies brachte den jungen Detektiv zu der Überzeugung, dass hinter allem eine krumme Sache steckte, und er wusste, dass er sie aufdecken musste.

Also beschattete er die Schurken weiter.

Der Tag, an dem Old King Brady den Kahn nach Staten Island verfolgte, lieferte ihm wichtige Informationen.

Er verfolgte McClure und Bent in ein italienisches Restaurant in der Pearl Street. In der Verkleidung eines italienischen Hausierers gelangte Young King Brady in das Lokal.

Es gelang ihm, sich hinter einer Tür zu verstecken, und er hörte ein verblüffendes Komplott.

»Ich weiß nichts von einem Problem«, sagte Bent.

»Ich glaube, wir machen das gut genug, Bill!«

»Ja, solange die jungen Dummköpfe noch Geld für uns haben. Aber sie werden nicht ewig durchhalten.«

»Wahrscheinlich nicht!«

»Das siehst du genauso gut wie ich. Dann werden wir wieder auf dem Trockenen sitzen. Ich sage dir, es lohnt sich nicht, verlassen zu werden!«

»Stimmt genau!«

»Jetzt habe ich den Wachmann in den Griff bekommen. Ich habe ihn zu Jerry Flynn gebeten, bis neun Uhr ein ruhiges Spiel zu spielen. Das ist die Stunde, in der er weitermacht. Er wird nicht weitermachen!«

»Ah!«

»K.O.-Tropfen in seinem Bier!«

»Gut!«

»Dann hole ich seine Schlüssel. Der Rest ist einfach. Der Safe hat eine Mosier-Kombination. Ich kann ihn mit Sicherheit öffnen.«

»Du bist ein Monster, Biff!«

»Na ja, wenn ich es sein muss. Jetzt telegrafiere ich Mike und Sid auf Staten Island, dass sie rüberkommen sollen.«

»Dann ist der Kahn dort?«

»Ja, und das Salzpferd ist an Bord. Sid hat es auf einer Auktion gekauft.«

»Gut!«

»Aber er hatte einen Grund, es zu bekommen. Ein alter Segelmeister hat ihm bis zu dreißig Dollar pro Fass geboten. Was glaubst du, wer das war?«

»Wer?«

»Old King Brady!«

»So ein Quatsch! War er an der Sache beteiligt?«

»Anscheinend nicht. Jedenfalls hat er nichts erreicht. Nun, so sieht es aus. Jetzt sind hunderttausend in dem Safe und wir wollen sie.«

»Du hast die Drähte gut gelegt, Biff.«

Wenige Augenblicke später verließen die beiden Intriganten das Lokal.

Young King Brady war ihnen dicht auf den Fersen.

Der junge Detektiv war nicht nur begeistert, sondern auch interessiert.

Er hatte vor, dabei zu sein, wenn der Safe geknackt wurde.

Er war sehr interessiert an McClures Bericht über den alten König Brady.

Das befriedigte ihn in einem Punkt.

Der altgediente Detektiv war auf dem Vormarsch. Bald würden sich Entwicklungen ergeben, die etwas ans Licht bringen würden.

Aber trotz seiner Bemühungen entkamen ihm die beiden Schurken, bevor es Abend wurde.

So sehr er sich auch bemühte, Young King Brady konnte keine Spur von ihnen finden.

Er war sehr verärgert, aber nicht im Geringsten entmutigt.

Den Rest des Tages war er damit beschäftigt, jedem möglichen Hinweis nachzugehen.

Er war sich sicher, dass sich der zu knackende Tresor in der Wall Street oder der Broad Street befand.

Um neun Uhr an diesem Abend, so erinnerte er sich, sollte sich die Tresorknacker-Bande treffen. Carter und Hurl sollten anwesend sein.

Da kam dem Young King Brady eine Idee.

Wenn Old King Brady Carter und Hurl auf den Fersen war, wovon er ausging, war es möglich, dass der alte Detektiv selbst vor Ort auftauchte.

In diesem Fall wusste Young King Brady, dass seine Dienste gebraucht werden könnten, und er war fest entschlossen, zur Stelle zu sein.

Es war kurz nach neun, als Young King Brady, der im Schatten eines Hauseingangs in der Wall Street lauerte, zwei Männer sah, die eilig die Straße fünfzig Meter weiter unten überquerten.

Als sie die gegenüberliegende Seite erreichten, waren sie fast augenblicklich verschwunden.

Der junge Detektiv war sofort zur Stelle.

Es war keine Person zu sehen oder zu finden. Der Detektiv war verblüfft.

Er suchte leise die Umgebung ab und fand zu seiner Freude einen kleinen Knüppel.

Es war ein Handschuh, wie ihn ein Einbrecher beim Hantieren mit Stahlwerkzeugen benutzen könnte. Young King Brady spürte, dass er auf der richtigen Spur war.

Er untersuchte die Tür und die Fenster des Gebäudes.

Drinnen war alles dunkel.

Die Fenster waren mit Drahtgittern gesichert, und die Tür war stark vergittert.

Young King Brady zündete ein Streichholz an und las das Schild an der Tür:

Sharpe & Dunn

Bankiers und Makler.

Der junge Detektiv gab die Suche nicht auf. Die beiden Einbrecher, von denen er überzeugt war, dass sie es waren, hatten sich in dieser Gegend herumgetrieben. Er muss sie finden.

Er untersuchte die Fassade des Gebäudes. Zwischen ihm und dem nächsten Gebäude gab es einen Zwischenraum, der gerade groß genug war, um den Körper eines Mannes aufzunehmen.

Aber ein etwa drei Meter hohes Eisengitter mit scharfen Spitzen versperrte den Zutritt von der Straße aus.

Es schien unmöglich, dass die Einbrecher darüber geklettert sein könnten, und doch konnte der Detektiv keinen anderen Weg finden, um zu verschwinden.

Er holte eine kleine Laterne aus seiner Tasche und zündete den Docht an.

Er ließ die Strahlen an der Oberseite des Bildschirms entlangblitzen.

Zwei Seilstränge kreuzten sich über die scharfen Zacken am oberen Ende. Er kletterte hinauf und zog an einem von ihnen.

Auf der anderen Seite hing eine Strickleiter herab. Young King Brady wusste, dass er endlich auf eine Spur gestoßen war.

Es ist kaum nötig zu erwähnen, dass er nur wenige Augenblicke brauchte, um diese Entdeckung auszunutzen.

Er zog die Strickleiter auf seine eigene Seite der Trennwand. Dann kletterte er auf die Leiter, stellte sich zwischen die Pflöcke, warf die Leiter um und stieg auf der anderen Seite hinunter.

Das war genau das, was die Tresorknacker getan hatten.

Durch den engen Gang tastete er sich vor. Bald gelangte er in einen kleinen Bereich oder Schacht zwischen vier Gebäuden.

Über seinem Kopf sah er eine Feuertreppe. An der untersten Eisenstange baumelte eine weitere Strickleiter.

Young King Brady brauchte nur einen Augenblick, um dies zu erkennen.

Über die Feuerleiter kletterte er auf das Dach.

Hoch und höher, vorbei an einem Fenster nach dem anderen. Er vergewisserte sich, dass sie alle verriegelt waren und niemand durch sie eingedrungen war.

Aber als er fast auf dem Dach war, schaute er zur Wand des gegenüberliegenden Gebäudes hinüber.

Dort sah er eine vollständige Erklärung für alles. Ein Fenster stand weit offen. Vom Dach baumelte eine weitere Strickleiter bis zum Sims hinunter.

Das war der Weg, den die Einbrecher genommen hatten. Sie waren in diesem Gebäude.

Er kletterte auf das Dach.

Es dauerte nicht lange, bis er die Runde zum Dach des nächsten Gebäudes gemacht hatte. Er lehnte sich über die Brüstung und überlegte, wie er die dritte Strickleiter hinuntersteigen sollte.

Doch genau in diesem Moment sah er eine dunkle Gestalt auf dem Fenstersims auftauchen.

Dann kam sie eilig die Strickleiter hinauf. Der Detektiv wich zurück.

Ein Schornstein war in der Nähe.

Dahinter verbarg er sich.

Zwei Männer kamen die Strickleiter hinauf und verschwanden über die Dächer. Zuerst dachte Young King Brady daran, ihnen zu folgen.

Aber er tat es nicht.

Stattdessen kroch er an den Rand des Daches. Er schaute hinunter.

Ein starkes Verlangen, zu erfahren, was sich hinter dem Fenster befand, überkam ihn.

Er ließ sich über die Kante fallen und begann, mithilfe der Leiter hinabzusteigen. Er erreichte den Fenstersims.

Drinnen war alles dunkel. Er lauschte lange und behutsam.

Dann stützte er sich mit einem Knie auf den Sims und betrat im nächsten Moment das Gebäude.

Es war kein einziger Laut zu hören.

Der junge Detektiv tastete nach seiner dunklen Laterne. Er wusste, dass er sich auf so unbekanntem Terrain zurechtfinden musste.

Doch bevor er den Schieber ziehen konnte, geschah etwas Erstaunliches.

Aus der Dunkelheit kam ein raschelndes Geräusch. Dann bedeckte eine riesige Hand seinen Mund, ein kräftiger Griff packte seine Arme, und er wurde auf den Boden geschleudert, hilflos, während ihm ein Knebel in den Mund gesteckt wurde.

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