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Sagen der mittleren Werra 12

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Von dem Schatz auf dem großen Hermannsberg

Auf dem großen Hermannsberg, dessen riesiges Porphyrdiadem ihn vor seinen Nachbarn schon in weiter Ferne kennzeichnet, stand auch einmal ein Schloss, und zwar ein großes und prächtiges, denn der Ritter oder Graf, der den Namen Hermann geführt haben soll, war ein mächtiger Herr. Einstmals, als er in ferne Lande in den Krieg ziehen wollte, vergrub er dort oben all seine großen Schätze und versetzte sie mit drei noch unschuldigen Erstgeburten des Namens Johannes. Der Ritter kehrte nie wieder aus dem Krieg zurück, und das Schloss ist längst vom Boden verschwunden, aber der Schatz steht noch da und wird alle sieben Jahre, und zwar in der Johannisnacht lebendig.

So sahen ihn auch einmal etliche in einer Johannisnacht dort oben brennen, und zwar so hell, als ob sich die liebe Sonne auf dem Berg niedergelassen hätte. Das vertrauten sie nun einem – es soll ein Jesuit gewesen sein –, der es genau wusste, womit der Schatz versetzt war, und der auch den Spruch kannte. Der bereitete nun alles vor, und als wieder sieben Jahre herum waren, zogen sie mit den drei Erstgeburten Namens Johannes gegen Mitternacht auf den Berg.

Das war aber ein schrecklicher Weg, denn es war nicht anders, als ob all die starken Bäume des Waldes gefällt würden. Es krachte an allen Enden, sodass ihnen die Haare zu Berge stiegen. Droben aber war es nicht besser. Der Schatz jedoch brannte richtig. Eine ganze Braupfanne voll schimmernden Goldes stand da, daneben aber ringelte sich der Gottseibeiuns als Wächter in der Gestalt einer riesengroßen Feuerschlange. Um ihn herum kroch noch eine ganze Menge kleineres schwarzes Gewürm. Und als der eine seine Beschwörung begann, kam ein ganzer Haufen Soldaten auf sie los, dann tanzten wieder Gespenster um sie herum, kurz, es kam allerlei schrecklicher Spuk herbei.

Das wurde nun einem der drei Johannes doch zu toll, er wandte sich um und stürzte Hals über Kopf den Berg hinunter, die anderen mussten ihm nach — und da ging erst der Spektakel recht los. Jeden Augenblick glaubten sie von einem der krachenden Bäume erschlagen zu werden und dazwischen hörten sie eine Stimme, die ihnen nachrief: »Halt! Halt! Wartet nur, jetzt kommt auch die Reihe an euch, in Stücken gehauen zu werden!« Sie waren heilfroh, als sie den Schönauer Grund wieder erreicht hatten.

Der alte dicke Scheerschmidt in Oberschönau teilt den Schluss der Sage also mit: Einer der drei Johannes sei keine Erstgeburt gewesen und deshalb droben auf dem Berg sogleich von der Schlange aufgefressen worden, und die anderen wären dann ausgerissen.

Wieder andere sagen, der eine der Johannes habe die Sache dadurch gestört, dass er in seiner Angst um Hilfe gerufen habe.

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