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Sagen der mittleren Werra 11

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Der bestrafte Otternbeschwörer aus Grumbach

An einem Sonntag gingen einmal zwei Burschen aus dem eine Stunde südlich von Schmalkalden gelegenen Dorf Grumbach in den nahen, frischgrünen Wald.

Da zog der eine ein Buch aus der Tasche und sprach zu dem anderen: »Willst du einmal alle Ottern beisammen sehen, die sich hier im Wald aufhalten?«

Sein Kamerad lachte und war es zufrieden.

Da sprach jener: »Nun dann mache, dass du so schnell wie möglich da hinaufkommst!«

Das ließ sich der nicht zweimal sagen, saß bald hoch oben in einer Birke und sah dem anderen neugierig zu, wie er einen Kreis um sich zog, das Buch aufschlug und zu lesen begann. Da wahrte es denn auch gar nicht lange, so begann es überall in dem dürren Laub zu rascheln. Von allen Seiten stürzte das Gewürm herbei. Dem oben auf dem Baum wurde es immer gruseliger, denn schon hatten sich die Ottern mehrere Fuß hoch übereinander um den Kreis aufgetürmt. Sie mochten aber züngeln und zischen, so viel sie wollten, der Bursche blieb ruhig, las weiter und immer weiter aus dem unheimlichen Buch.

Da kam zuletzt noch eine Otter mit Krone und goldenem Schlüssel im Maul herbeigeschossen.

Als die der Beschwörer erblickte, erbleichte er und rief zitternd am ganzen Leib: »Gott, sei mir Sünder gnädig, ich bin verloren!«

Die Otterkönigin übersprang den Kreis, die anderen ihr nach, und im Nu war der Frevler bis auf die Knochen, Hände und Füße aufgezehrt.

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