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Deutsche Märchen und Sagen 123

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

162. Wie die Hexen erkannt werden

Wenn der Priester in der Messe Dominus vobiscum sagt, dann sieht er an einem besonderen Zeichen, welche Frauen Hexen sind.

Wenn man die Schuhe von Knaben mit Wagenschmiere oder mit Schweinefett bestreicht und sie alsdann in die Kirche schickt, dann kann keine Hexe heraus, bevor die Knaben heraus sind. Auch stellt man einen Besen umgekehrt an die Kirchtür, wenn man die Hexen zwingen will, zuletzt in der Kirche zu bleiben, um sie so zu erkennen.

Ist einem das Vieh behext, dann kann man die, welche es dem Tier angetan hat, auf folgende Weise zwingen, sich zu zeigen. Man gehe an den Ort, wo das geschlachtete Vieh überlassen wird. Wenn das Tier dann tot ist, nehme man das Eingeweide und schleppe dies hinter sich über die Erde nach Hause, nicht aber über die Türschwelle, sondern unter der Schwelle her. Da trage man es in die Küche und lege es über den Rost, mache auch ein tüchtig Feuer darunter. Wie das Eingeweide dann warm wird und heiß, so brennt auch der Hexe Eingeweide und sie hat keine Ruhe, wo sie auch sein mag, sondern muss zu dem Haus hin. Kann sie daselbst eine Kohle von dem Feuer erwischen, dann ist es gut und ihre Schmerzen hören auf. Will man sie nun recht peinigen, dann schließe man die Haustür gut und fest zu. Sie wird aus allen Kräften vor derselben toben. Oft ist es auch geschehen, dass, wenn man die Hexe nicht einließ, ein dichtes Dunkel das Haus umzog und es erschüttert wurde, dass man vermeinte, es stürze zusammen. Machte man alsdann die Tür auf, dann war alles gut, denn die Hexe schoss auf das Feuer los und verschwand, nachdem sie eine Kohle gepackt hatte.

In Ostflandern legt man einen Birkenbesen unter den Stuhl der Frauen, die als Hexen verdächtig sind. So es Hexen sind, dann können sie nicht vom Stuhl aufstehen.

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