Weltendiebe
Fantasy, Paperback, Book on Demand, Norderstedt, April 2021, 689 Seiten, 20,99 EUR, ISBN: 9783753480329, Cover: Harald Sawatzki und F & F Gunkelmann
Der Backstein, der vor mir liegt und vorgestellt werden soll, ist eigentlich ein Buch. Fast 700 Seiten Erzählung ist schon eine Hausnummer. Ich habe mir angewöhnt, solche Bücher auf den Tisch zu legen und zu lesen. Lange in der Hand halten und gemütlich im Sessel sitzen, verbietet das Gewicht.
Im Keller einer alten Villa in München (ehrlich, Ju wohnt in Hessen, da wäre Frankfurt näher gewesen oder Wiesbaden mit den Jugendstilvillen) gibt es ein Geheimnis. Tief unter der Erde befindet sich eine Schwachstelle, die es ermöglicht, zwischen den Welten hin und her zu wechseln. Immer wieder versuchen sogenannte Weltenspringer, diese Schwachstelle zu nutzen. Der letzte erfolgreiche Durchgang wurde 1952 durchgeführt. Also nicht so ganz, denn gerade jetzt erfolgte ein weiterer Durchgang.
Anne, 23 Jahre alt, jung und dynamisch, ist die Heldin der Erzählung und in dieser Villa angestellt. Ihr Job verläuft ruhig, bis sie ihrer Großmutter davon erzählt. Mit ihrer Schwester leben sie seit dem Tod der Eltern bei ihr. Ihrer Großmutter wird dabei Angst und Bange, denn sie selbst hatte dort ein schreckliches Erlebnis; so furchtbar, dass sie niemandem davon erzählt.
Anne ahnt nicht, wie gefährlich ihr Arbeitsplatz ist. Ihr Arbeitgeber, Herr Anzenhofer, sowie die ungeliebte Kollegin verschwinden. Ein fremder Mann übernimmt die Geschäftsführung. Erst als ihre hochbegabte 16-jährige Schwester Ev verschwindet und Anne von Unbekannten verfolgt wird, scheint ihr klar zu werden, dass hier etwas absonderlich Unerklärbares passiert.
Anne ist wild entschlossen, Ev wiederzufinden, obwohl sie noch keine Ahnung hat, wo sie beginnen soll.
Der Ansatzpunkt wäre der fremde Chef. Von ihm weiß sie nicht, dass er aus einer anderen Welt stammt und dort verloren gegangenes Wissen hier ausfindig machen will. Sein Ziel ist es, das Wissen in der anderen Welt gewinnbringend zu verwerten.
Dies scheint aber nicht ganz erfolgreich zu verlaufen, denn ein sogenannter Vollstrecker will den Mann aus dieser Welt entfernen; mit Gewalt, wenn es sein muss.
Ju Honisch hat sich als Autorin in der Phantastikszene etabliert, sogar als Preisträgerin, denn verschiedene Bücher wurden ausgezeichnet. Ihr Schreibstil ist unglaublich flüssig, gut zu lesen und verführt dazu, in einem Stück bis zum Ende lesen zu wollen. Das Buch gewinnt mit jeder gelesenen Seite an Spannung. Leider gibt es aber immer mal wieder gleiche Abschnitte. Nicht wortwörtlich, jedoch thematisch. Solche Wiederholungen sind für mich immer gedankliche Stolperfallen. Dennoch will ich nicht verhehlen, dass sich hier eine spannende Geschichte verbirgt, die ans Tageslicht kommt, sobald man zu lesen beginnt.
Die Geschichte teilt sich in verschiedene Handlungsstränge auf, die zuerst nicht wirklich zusammengehörig scheinen. Die Erzählung aus verschiedenen Blickwinkeln belohnt den Leser mit neuen Ideen und plötzlich auftretenden Zusammenhängen. Das Buch ist schwere Kost, über 1 kg, aber leicht zu lesen.
(es)
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