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Deutsche Märchen und Sagen 117

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

153. Das schwere Kätzchen zu Gent

Auf der Torrebrügge zu Gent wohnte vordem ein reicher Blechschläger, der wohl an die dreißig Gesellen hatte. Eines Abends musste einer von diesen noch spät eine fertige Arbeit in die Stadt tragen und unter anderen auch über den Sankt Michaelsplatz gehen. Da fand er ein kleines schwarzes Kätzchen. Das kam auf ihn zu, strich sich an seinen Beinen und miaute dazu ganz erbärmlich. Der Geselle hatte ein überaus mitleidiges Herz. Da er dachte, es wäre ein verlorenes Kätzchen, so nahm er es auf den Arm und meinte, es mit sich nach Hause zu tragen. Kaum aber war er in der Michaelsstraße angekommen, als das Kätzchen begann, schwerer und immer schwerer zu werden. Und endlich wurde es so schwer, dass er es fallen lassen musste. Doch war es kaum auf dem Boden, als es anschwoll und immer größer wurde, bis es noch größer war als der allergrößte Esel. Den Gesellen erfasste ein ungeheurer Schrecken und er lief, was er konnte, nach Hause zurück, wo er in Schweiß gebadet ankam.

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