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Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben Teil 11

Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben
als des Blitz-, Spiegel-, Nestel-, Knöpfle-Schwab, Seehaases, Gelbfüßler und Allgäuer.

George Jaquet’s Verlagsbuchhandlung. Augsburg, 1855.

Der allzeit sauft und allzeit schlemmt,
behalt zuletzt nicht ein gutes Hemd!

Abenteuer von den sieben Schwaben

Darauf zogen die sieben Schwaben in Frieden und Freuden in Überlingen ein, gingen zu dem dortigen herrlichen Münster mit seinen fünf Schiffen, dankten dem Himmel für die glücklich überstandene Gefahr und hängten Spieß samt Bärenhaut darin auf, weil man doch nicht sagen konnte, dass einer von ihnen sich besonders rühmlich hervorgetan, sondern sich alle gleich ausgezeichnet hatten.

Als aber die Überlinger ihres Landsmanns Heldenzug und Tat erfahren und das Siegeszeichen gesehen hatten, bauten sie eine Kapel1 am Gestade des Sees, welche sie dem Heiland der Welt weihten, aber, da sie den übrigen Ländern die Ehre nicht vergönnten, auch einen Heiland zu haben, zum schwäbischen Heiland benannten.

Das Siegeszeichen haben später die Schweden geraubt.

 

*

 

Nachdem die sieben Helden ihr Siegesmahl gefeiert hatten, beschlossen sie, in die Schweiz zu ziehen, um nach Einsiedeln zu wallfahren. Hierzu hatte sie der Nestelschwab angefeuert, welchen der Anblick der Berge und des Sees, wie die ganze hier wehende Luft so anheimelte, dass es ihn unwiderstehlich »gen synem Müetterli« zog.

Der Allgäuer und der Spiegelschwabe allein zogen nicht mit: Ersterer, weil er ins Oberland nach seinem Vieh schauen wollte und der Meinung war, man könne auf dem Kalvarienberg zu Sonthofen ebenso andächtig beten wie zu Einsiedeln in Schwyz; der andere, weil er gehört hatte, dass auch seine Frau nach Einsiedeln wallfahren wollte und ihr zu begegnen fürchtete.

Die anderen fünf aber brachen bei Nacht und Nebel des nächsten Morgens früh um ein Uhr auf und verfehlten den Weg. Der Nebel lag aber nicht in der Luft, sondern in ihren schweren Köpfen. Auch war er nicht vom See aufgestiegen, sondern vom Seewein.

Es flog nämlich mit starkem Summen ein großer Nachtfalter dem Vordersten, welcher nun der Nestelschwab war, um die Ohren. Da rief dieser: »Loset, Gott! I hör ne Trummel.« Die Angst entpresste seinem Füdle einen Notschuss.

Der nächst ihm Gehende sagte darauf: »Ja, und ich rieche sogar schon Pulver und Zündkraut«.

Der Schrecken übermannte sie nun dermaßen, dass sie gegen Meersburg zugingen, statt gegen Sernatingen.

Als es aber Tag wurde und die Insel Mainau ihnen gegenüber lag, da wurden sie ihres Irrtums gewahr und begannen sich zu beraten, was nun zu tun sei. Der Nestelschwab, durch Weinrausch und Heimweh verwegen gemacht, auch eingedenk, wie sie erst kürzlich durch einen blauen See so sicher und trocken geschwommen waren, der doch hohe Wellen geschlagen hatte, während es nun gar windstill und lieblich war, resolvierte sich kurz, sprang somit in den See und ging auf der Stelle unter. Sein Hut aber schwamm, von einem leichten Lufthauch getrieben, auf der Oberfläche des Wassers dahin. Im Röhricht steckte unweit ein Frosch und quakte wat, wat.

Da sagten die anderen Vvier: »Seht doch unseren wackeren Kameraden, bis an den Hut watet er im Wasser. Hört, er ruft uns, auf denn, und ihm nach!«

Somit sprangen sie alle in See und ertranken.

 

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