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Fantomas – Im Schatten der Guillotine (1913)

Fantomas – Im Schatten der Guillotine (1913)
Originaltitel: Fantômas – À l’ombre de la guillotine

Louis Feuillade, künstlerischer Leiter der Filmgesellschaft Gaumont, setzte es sich zum Ziel, mit der Verfilmung des ersten Bandes der Romanreihe Fantomas, von Pierre Souvestre und Marcel Allain in den Jahren 1911 bis 1913 geschrieben, an deren Erfolg anknüpfen. Die veröffentlichen Romane waren zu ihrer Zeit ein weltweites Phänomen, denn die Leserschaft reichte weit über Frankreich hinaus.

Es sollte so kommen, wie es von Louis Feuillade konzipiert war. Seine Fantomas-Reihe umfasst fünf vollständige Filme Fantômas – À l’ombre de la guillotine (09.05.1913), Juve contre Fantômas (12.09.1913), Le mort qui tue (28.11.1913), Fantômas contre Fantômas (13.03.1914) sowie Le faux magistrat (08.05.1914) mit einer Gesamtspieldauer von fünf Stunden und 40 Minuten. Allein der erste Teil lockte 80.000 Besucher in den Gaumont Palace. Der Erfolg der Filme übertraf sicherlich Feuillades Erwartungen und löste auf beiden Seiten des Großen Teiches einen gewissen Hype aus, wobei Merchandise-Artikel wie Miniaturfiguren von Fantomas sehr begehrt waren. Das unvermeidliche amerikanische Remake folgte im Jahre 1920 in einer Reihe von 20 Teilen unter der Regie von Edward Sedgwick. Das Fantomas-Phänomen wurde in Frankreich in den 1960er Jahren wiederbelebt, als Louis de Funes und Jean Marais in einem dreiteiligen Remake der Fantomas-Serie die Hauptrollen spielten.

Feuillades Fantomas ist zweifellos der Beste, da er nicht nur die Idee einer Filmreihe einführt, sondern auch den Krimi an sich etabliert. Die wesentlichen Bestandteile des Film Noir und des Thrillers sind in diesem Film zu sehen, der bemerkenswerterweise, wenn man bedenkt, wann der Film gedreht wurde, noch immer verblüffend und zeitgemäß auf den Zuschauer wirkt.

Feuillade schafft ein dunkles, traumähnliches Fluidum, in dem der schwer fassbare Bösewicht Fantomas einerseits als ein gefährliches Monster, welches vor keiner Tat zurückschreckt, andererseits als ein galanter Mann daherkommt. Kritiker lobten den Film und prägten den Ausdruck wirklichkeitsnahe Fantasie, der das Wesen der Fantomas-Filme auf den Punkt bringt. Eine Mischung aus fantasievoll-surrealen Bildern wird mit Szenen vergleichender Normalität kombiniert und vermittelt dem Zuschauer das Gefühl, einen wachen Alptraum zu erleben.

Obwohl Feuillade das Ende dieses Films abänderte, um weniger schrecklich als das Original zu sein, hat er doch einen erschreckenden Sinn für Realismus, der von der spannender Dramatik in der Erzählung und dem unheimlichen Einsatz von Licht und Schatten in der Fotografie angetrieben wird. Der Film ist nicht nur von der Regie her sensationell, sondern auch schauspielerisch so beeindruckend, dass man das Fehlen von Dialogen kaum bemerkt.

Obwohl Feuillades Motive bei der Herstellung dieses Films mehr mit Profit als mit der Schaffung eines Kunstwerks zu tun hatten, zeigt der Regisseur ein bemerkenswertes künstlerisches Gespür sowie große Originalität. Die Fantomas-Reihe wird von vielen als eine seiner besten Errungenschaften angesehen, ein dauerhaftes Meisterwerk, das nach seiner Restaurierung durch Gaumont auch weiterhin Generationen von Filmenthusiasten begeistern und unterhalten wird.

Synopsis

Als der Prinzessin Danidoff im Pariser Royal Palace Hotel eine wertvolle Perlenkette sowie ihre Barschaft gestohlen wird, findet Inspektor Juve bald die Identität des Diebes heraus. Es ist kein Geringerer als Fantomas, der Berüchtigtste aller kriminellen Superhirne – ein Mann mit tausend Gesichtern, den Juve wie besessen hinter Gitter bringen will. Juve heizt die Jagd nach seinem Erzfeind an, als er das mysteriöse Verschwinden eines englischen Aristokraten, Lord Beltham, untersucht. Es scheint, dass die Witwe des Toten, Lady Beltham, eine heimliche Liebesaffäre mit einem mysteriösen Mann namens Gurn hatte. Als Juve die Wohnung von Gurn betritt, findet er nicht nur die sterblichen Überreste von Lord Beltham, sondern auch eine Reihe von Visitenkarten mit dem Namen, den er verabscheut: Fantomas.

Es sieht so aus, als hätte der gefürchtete Verbrecherkönig endlich ausgedient.

Die Verhaftung von Gurn erweist sich als ein leichter Sieg für den Inspektor, und da Fantomas nun endlich sicher im Gefängnis sitzt, scheint es, als könne ihn nichts mehr retten. In wenigen Tagen wird er hingerichtet werden, und seine Schreckensherrschaft damit beendet sein. Aber Juve hat die Gerissenheit sowohl seines kriminellen Gegners als auch seiner Komplizen unterschätzt. Lady Beltham hat einen genialen Plan ausgeheckt, um ihren Geliebten zu retten. Mit der Hilfe eines Schauspielers namens Valgrand, der Gurn wie aus dem Gesicht geschnitten ist, arrangiert sie einen Austausch, der den Inspektor verwirren und es Fantomas ermöglichen wird, seine kriminelle Karriere fortzusetzen, nachdem er dem Schatten der Guillotine knapp entkommen ist …

Angaben zum Film

Regisseur: Louis Feuillade
Drehbuch: Louis Feuillade, basierend auf Band 1 Fantomas, geschrieben von Marcel Allain und Pierre Souvestre
Produktion: Romeo Bosetti
Kamera: Georges Guerin
Musik: Paul Fosse
Darsteller: Rene Navarre (Fantomas), Georges Melchior (Jerome Fandor), Renee Carl (Lady Beltham), Jane Faber (Prinzessin Danidoff), André Volbert (Schauspieler Valgrand). Naudier (Gefängniswächter Nibet), Maillard (Garderobier des Schauspielers Valgrand), Yvette Andreyor (Josephine), Edmund Breon (Inspektor Juve)
Produktionsland: Frankreich
Laufzeit: 54 Minuten

Quellen:

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