Adventskalender 17. Dezember 2014
Hans Brüggemann – Ein norddeutscher Bildschnitzer
Viel ist von ihm nicht überliefert worden, sehr vieles ging im Verlauf der Jahrhunderte verloren. Keines der von ihm geschaffenen Kunstwerke ist mit seinen Initialen versehen, nicht am Bordesholmer oder Goschhofer Retabel, auch nicht das Sakramentshaus von 1520, welches sich in der St. Marien-Kirche in Husum befand. Nichts blieb von ihm übrig, lediglich drei Plastiken. Der Rest verkam in einem Husumer Gastwirtsgarten. Lange sonnten sich die Husumer Bürger in dem Bewusstsein, dass der große Bildhauer und Maler Hans Brüggemann ein Kind ihrer Stadt gewesen sei. Jedoch schrieb Magnus Voß in seiner Chronik des Gasthauses zum Ritter St. Jürgen zu Husum, dass der Meister zweifelsohne in Walsrode bei Verden an der Aller geboren wurde. Er war einer der bedeutendsten Handwerker seiner Zeit, stammte aus einer alten Bauern- und Handwerkerfamilie und wurde um 1480 in der niedersächsischen Stadt Walsrode geboren. Sehr früh entschied er sich für einen Holzbearbeitungsberuf, verließ aus diesem Grund seinen Geburtsort, um in die Lehre zu gehen. Sein Weg führte den jungen Brüggemann nach Bremen, Münster, in die Bauhütten der großen Kathedralen entlang des Niederrheins bis hin nach Antwerpen. Nach seiner Lehrzeit kehrte Hans Brüggemann nach Husum zurück und schuf dort sein Bordesholmer Retabel. Als Meisterwerk der Spätgotik ist der Altaraufsatz zwischen 1515 und 1521 entstanden. Es wird vermutet, dass um 1522 zwei Münzstempel für den Husum Taler bekannt waren, von denen einer durch den um diese Zeit in Husum tätigen Holzschnitzer Hans Brüggemann graviert wurde, da Ende des 16. Jahrhunderts Brüggemann durch Heinrich Rantzau in seinem Büchlein De origine Cimbrorum als Ziseleur bezeichnet wird.
Am 5. August 1523 schlossen die Kirchherren zu Walsrode mit Hans Brüggemann einen Vertrag über die Erstellung eines Retabel ab. In dem Vertrag heißt es:
»Tho wetende, dath ahm mithweken nha Vincula Petri anno XVc XXIII is gehandelt und gemaket ene vordracht van deme hern dem proveste, rade und olderluden der kerken tho Walszrode uppe ein und mester Hansze Bruggeman uppe ander deill, uns to makende ene tafelen in de kerke tho Walszrode uppe dat fromissen althar nha uthwisinge ener formen und mannher, he uns uthgewiserth unde gewiseth heft, szo dat in deme middel der tafelen schall de Hemmelfarth Marien myt den XII apostolen in bylden sicklyken kann gemaketh werden und den vorth in den beyden vlogell und vothe unszen patronen sunte Johansze Baptisten szampth den anderen patronen des altars gemaketh, de wy dar inne begerende sin, uppe syne kosth, teringk und allent, wessz dar behof is, uthgenommen dat stofferenth und malenth. Wes dat kostet, schall uppe unser kerken kost und teringk hirnamals scheen, wowol de sulfte mester Hansz uns geloveth, dat besthe dar inne tho dhonde. Darvor schal men eme geven viffundevefftig gülden, szo tho Walszrode ginge und geve syn, des uppe Michaelis schirkomende ohm X gülden tho vernogende und uppe de handt geven, dat andere nastendig, wanner de tafell bereith und rede isz und ter stede steith. Sick ock vorwilligeth, wanner de tafell tho stände kumpth, dar by tho nemende, de des vorstanth hebben. Szo enszodan viffundvefftig gülden nicht werdt is, schal men omhe ringer geven, dar sze denne beter, wyl he deme goddeshusze schenken, nach deme he ein Walszroder kinth geboren und sine fruntlyken leven olderen hyr by uns begroven hefft …«
Bis 1625 stand dieses Werk Brüggemanns auf dem Frühmessealtar der Walsröder Kirche, wurde danach zur Finanzierung einer Orgel verkauft. Seitdem verliert sich die Spur sowohl des Retabels als auch die des Meisters. Einer Legende nach soll er 1540 in einem Armenhaus verstorben sein. Für die Nachwelt ist ein Weihnachtsgedicht erhalten geblieben, welchen wir euch heute vorstellen möchten.
Weihnacht
Wenn in des Jahres Lauf, dem allzeit gleichen,
auf leisen Schwingen sich die Christnacht naht,
wenn Erd’ und Himmel sich die Hände reichen,
dann schau’n wir dich, du größte Liebestat.
Du Heiland Jesus, kamst aus lichten Höhen,
wie unser Bruder tratst Du bei uns ein,
wir haben deine Herrlichkeit gesehen,
und deinen Wandel, fleckenlos und rein.
Verlorne Kinder knien an deiner Krippe,
von jener ersten Weihnacht an bis heut,
es klingt von armer Sünder Herz und Lippe
ein jubelnd »Halleluja!« weit und breit.
Tritt ein, du Spender aller Seligkeiten
in unser Herz und Haus, in Volk und Land,
hilf, dass wir glaubend Dir den Weg bereiten,
und mit Dir wandern liebend Hand in Hand.
Gib, dass wir hoffend in die Ferne blicken,
auf Dich allein, dem wir zu eigen ganz:
kein irdisch Ding soll uns das Ziel verrücken,
bis wir Dich schaun in deines Reiches Glanz.
Schreibe einen Kommentar