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Sinje Blumenstein (Hrsg.) – Mittendrin, der Laubkönig erzählt

Die Herausgeberin hat eine Sammlung von 23 Kurzgeschichten zum Thema »Magie der Natur« vorgelegt, die aus 72 Geschichten von 66 Autoren ausgewählt wurden und sich dem Thema von unterschiedlichen Seiten nähern.
So ist unter anderem von einem Waldgeist die Rede, der eigentlich gar keiner ist, und einen Menschen in einem »Hexenring« aus Pilzen gefangen hält. Ferner wird von der Forscherin Amanda erzählt, die mit den Alben in Berührung kommt, von der 6jährigen Mae, die von Elfen aus dem Wald gerettet wird, als sie sich verlaufen hat, oder von der jungen Frau Rosa, die ihren Verlobten verliert und auf eigenen Wunsch in einen Rosenstock verwandelt wird. Zudem erzählt zum Beispiel der Herbst selbst seine Geschichte und ein ehemaliges Elfenkind berichtet, wie es zum Geist wurde.
Die Autoren dieser Geschichten kommen ebenfalls aus ganz verschiedenen Bereichen. So verfasste eine ausgebildete Juristin eine der Geschichten in ihrer Freizeit, diverse Studentinnen lieferten Erzählungen oder eine Absolventin einer Freien Journalistenschule. Aber auch Abiturienten, eine Sekretärin und die Besitzerin eines Fortbildungsinstituts steuerten Kurzgeschichten bei, um nur einige der Berufe und Professionen zu nennen.
Die Geschichten sind nicht nur vielfältig, sondern zum allergrößten Teil auch unterhaltsam und lesenswert. Sinje Blumenstein ist es gelungen, sehr interessante Texte über die Natur und die dieser innewohnende Magie herauszugeben, die junge Leser ebenso fesseln dürften, wie Erwachsene, die Sinn für Fantasy oder auch Science Fiction haben.
Alles in allem ist die vorliegende Anthologie, die in diesem Jahr in der TOMA-Edition von Papierfresserchens MTM-Verlag erschienen ist, nicht nur eine von vielen Fantasy-Anthologien, sondern – nicht zuletzt wegen ihres besonderen Themas – etwas ganz Besonderes.
Im weiteren Verlauf sollen nun exemplarisch drei der Autorinnen und ihre Geschichten vorgestellt werden:

Date mit Jack-in-the-Green

Es wird in der Ich-Form erzählt, wie die Erzählerin allein Ende Oktober durch den herbstlichen Wald wandert, der so völlig anders als die grauen Asphaltstraßen, Häuser und surrenden Stromkästen der Menschen ist. Auf einmal erblickt sie einen braunen Schatten, der vor ihr flieht. Sie folgt ihm, obwohl ihr Verstand dringend davon abrät. Endlich hat sie das Wesen eingeholt und erkennt, dass es sich bei ihm um den Laubkönig handelt, der sich der Legende nach jeden Herbst in einem Wäldchen zum Sterben hinlegt, um dort im nächsten Frühjahr wieder aufzuerstehen. Was wird nun mit ihm und der Erzählerin weiter geschehen?

Die Autorin:
Anna-Maria Weigelt ist 1991 in Wolfen geboren und hat eine Vorliebe für Kunst, Musik und das Schreiben. Sie veröffentlichte bisher zwei Bücher und studiert zurzeit Geschichte und Psychologie an der Martin-Luther-Universität in Halle.


Eine fremde Natur

Francesca und eine Gruppe von Menschen von der inzwischen überbevölkerten, abgewirtschafteten und verseuchten Erde und einer entsprechenden Marskolonie sind mit ihrem Raumschiff auf einem entfernten, für Menschen ebenfalls bewohnbaren Planeten gelandet. Sie entdecken, dass sie die dortige Luft atmen können, ohne Masken zu tragen, und dass das Licht der Sonnen für sie ungefährlich ist. Außerdem scheint es Nahrung zu geben, nämlich Tiere und Pflanzen. Das mitgereiste Biologenteam erklärt die Pflanzen des Planeten nach einer Untersuchung für unbedenklich und nahrhaft. Viele essen davon. Dann aber sterben einige von ihnen.

Die Autorin:
Sonja Schimmelpfennig ist 1983 geboren und lebt im Rheinland. Sie studierte erfolgreich Biotechnologie. Während sie noch heute auf der Suche nach ihrem Traumjob ist, verfasst sie neben der Arbeit Geschichten und entwickelt verschiedene fantastische Welten, überwiegend aus dem Bereich der Fantasy.


Baummenschen

Die kleine Magda wird geboren. Sie wächst in einem alten Haus mit einem großen Garten auf. Schon früh liebt sie die Pflanzen und kennt bereits im Alter von vier Jahren alle Pflanzen ihrer Umgebung mit Namen. Besonders aber liebt sie einen großen Kastanienbaum, der vor ihrem Fenster steht. Mit acht Jahren redet sie davon, sie werde ihn heiraten. Als ihre Eltern sterben, wird sie von den Dorfbewohnern, die sie aufgrund ihrer außergewöhnlichen Liebe zur Natur für verrückt halten, in die Klinik der nahen Stadt gebracht, um dort „geheilt“ zu werden. Fünf Jahre später kehrt sie zurück. Sie sagt zu dem Kastanienbaum: „Ich bin gekommen, um dich zu lieben.“
Dann umarmt sie ihn, verschmilzt mit ihm und wird nie wieder von Menschen gesehen. Die Versteinerung der Welt, der Menschen und ihrer Herzen und die Zerstörung der Umwelt jedoch schreiten immer weiter fort.

Die Autorin:
Ulrike Köstering ist 1964 in Gießen geboren. Nach dem Abitur an einer dortigen Schule studierte sie Sprachen. Danach absolvierte sie eine Gärtnerlehre. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit als Seidenmalerin arbeitet sie heute im Bürodienstleistungsbereich.

Quelle:

  • Sinje Blumenstein (Hrsg.), Mittendrin – der Laubkönig erzählt. Papierfresserchens MTM-Verlag/ TOMA-Edition, Sigmarszell, 1. Aufl., 2012.

Bild:

  • Cover der Anthologie, mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

Copyright © 2012 by Wolfgang Wiekert