Fünf Wochen im Ballon
Mit einem neuartigen, lenkbaren Ballon möchte Professor Samuel Fergusson (Cedric Hardwicke) mit seinem Assistenten Jaques (Fabian) nach Ostafrika aufbrechen, um dort die letzten weißen Flecken auf den Landkarten auszumerzen.
Als Geldgeber bietet sich eine Zeitung an, unter der Bedingung, einem ihrer Reporter (Red Buttons) die Mitfahrt zu ermöglichen. Außerdem klopft Königin Victoria bei Fergusson an, um mit der Hilfe seines landwegunabhängigen Luftschiffes endlich an einem strategisch wichtigen Punkt an der Elfenbeinküste die britische Flagge zu hissen und damit die afrikanischen Sklavenhändler in ihre Schranken zu verweisen. Ein Auftrag, mit dem – zusätzlich zu einem Afrika-Experten auch noch ein militärischer Beauftragter der Queen mit an Bord kommt.
Der Film kommt nach der Zusammenstellung der illustren Mannschaft relativ flott in Fahrt und spult dann episodenhaft einige Abenteuerkapitel ab, in deren Verlauf die Mannschaft noch weiter wächst. So kommen die exotische Sklavin Makia der verschlagene Sklavenhändler Ahmed (Peter Lorre), die kühle Lehrerin Susan Gale (Barbara Eden) sowie ein Zigarre rauchender Schimpanse an Bord.
Angesichts der abenteuerlichen Episoden gerät sogar – zumindest für den Zuschauer – der Auftrag der Queen nach und nach in Vergessenheit. Erst am Ende besinnt man sich plötzlich wieder und zeigt den Sklavenhändlern in einer westernreifen Schießerei, wer in Afrika das Sagen hat.
Ganz davon abgesehen, dass der Hauptzweck der Expedition gegenüber der Buchvorlage verändert wurde – Jules Vernes Fergusson wollte die Quellen des Nils finden – hat Katastrophenfilmer Irwin Allen (u.a. Flammendes Inferno, Die Höllenfahrt der Poseidon) aus Vernes Erstling ein knallbuntes Revuespektakel gemacht, das aus heutiger Sicht reichlich überholt wirkt und eher als Star- und Sternchenvehikel, denn als ernst zu nehmender Abenteuerfilm funktioniert. Außerdem sollte wohl an die erfolgreiche Reise zum Mittelpunkt der Erde von 1959 angeknüpft werden.
Die Besetzung wurde recht bunt zusammengewürfelt und rekrutiert sich u.a. aus dem Elvis-Lookalike Fabian (ein leidlich erfolgreicher Sänger und Schauspieler der späten 1950er und frühen 1960er), der zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit den Titelsong Five Weeks in a Balloon zum Besten gibt, dem Komiker und Oscarpreisträger Red Buttons als hemdsärmliger Held, der am Ende vorhersehbar das Herz der späteren »Jeannie« Barbara Eden erweicht und Film Noir-Ikone Peter Lorre, der hier sein komödiantisches Talent unter Beweis stellt.
Insgesamt wirken die Abenteuer der Ballonfahrer aus heutiger Sicht relativ harmlos, sei es durch den entspannenden Humor oder durch die antiquierte Film-/Tricktechnik. In einigen Szenen soll z. B. durch Schuss-Gegenschuss-Montage die Nähe von wilden Tieren vorgetäuscht werden, nur dass die Aufnahmen in erkennbar verschiedenen Landschaften gedreht wurden. Auch der vermeintlich dichte Dschungel befindet sich offenkundig in einer Studiohalle. Doch gerade diese Durchschaubarkeit, gepaart mit den Tricks aus Großvaters Mottenkiste und den längst überholten Kalauern – macht aus heutiger Sicht den Charme des Films aus. Man sollte sich also einfach zurücklehnen und das wohlige Sonntagnachmittagsgefühl genießen, das sich beim Ansehen einstellt. Und mal ehrlich … die Ballongondel in Einhornform ist ein echter Hingucker!
Bereits 2006 wurde Fünf Wochen im Ballon von 20th Century Fox veröffentlicht. Aktuell kommt die DVD nun im Zuge der Blu-ray-Veröffentlichung von Koch Media, die sich mit der Covergestaltung wieder sehr viel Mühe gegeben haben.
Fazit:
Angestaubter und harmloser Abenteuerklassiker, der durch die Nostalgiebrille gesehen immer noch viel Spaß macht.
Copyright © 2012 by Elmar Huber
Fünf Wochen im Ballon
Five Weeks in a Balloon
USA, 1962
Koch Media, München, 28.09.2012
1 DVD, Abenteuer
EAN: 4020628926359
Laufzeit. ca. 97 Minuten
gesehen 10/12 für EUR 12,99
FSK 12
Regie, Produktion: Irwin Allan
Drehbuch: Charles Bennett
Darsteller: Red Buttons,
Barbara Eden, Peter Lorre,
Fabian, Cedric Hardwicke u.a.
Musik: Paul Sawtell
Extras: Trailer, Featurettes von der
Premiere, Bildergalerie mit
seltenem Werbematerial