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Slatermans Westernkurier Ausgabe 02-2025

Auf ein Wort, Stranger, kennst du noch Cherokee Bill, den tollwütigen Hund von Oklahoma?

Crawford Goldspy, besser bekannt als Cherokee Bill, wurde am 8. Februar 1876 in Fort Concho, Texas, als Sohn von George und Ellen Beck Goldspy geboren. Sein Vater war Sergeant des zehnten US-Kavallerieregiments, ein sogenannter Bufallo Soldier und seine Mutter eine Cherokee mit afrikanischen, indianischen und weißen Vorfahren.

Als Crawford sieben Jahre alt wurde, trennten sich seine Eltern und seine Mutter zog mit ihm nach Fort Gibson ins Indianergebiet, wo sie ihren Sohn bald danach auf eine Indianerschule schickte, die er aber nur drei Jahre lang besuchte. Danach brachte Ellen den Jungen in Carlisle, Pennsylvania, in einer Ausbildungsschule für Indianer unter, die er jedoch schon nach zwei Jahren auch verließ. Laut mehreren Quellen konnte er trotz seiner insgesamt fünfjährigen Schulzeit kaum lesen und schreiben.

Als er die Schule in Carlisle verließ und nach Fort Gibson zurückkehrte war er gerade einmal 12 Jahre alt, trotzdem soll er, wenn man den Aufzeichnungen Glauben schenken darf, zu dieser Zeit seinen ersten Menschen erschossen haben. Sein Schwager hatte ihm befohlen, die Schweine zu füttern, was er verweigerte, da es seiner Meinung nach unter seiner Würde war. Ein Wort gab das andere, bis Crawford sich einen Colt holte, zurückkam und ihn erschoss. Aufgrund seines Alters wurde er nicht angeklagt.

Ein Jahr später heiratete seine Mutter erneut. Der Junge jedoch kam mit seinem Stiefvater nicht klar, lief immer wieder von zuhause weg und geriet so in schlechte Gesellschaft. Er begann zu trinken und gegen jegliche Autorität zu rebellieren. Zwei Jahre später zog er aus dem Haus seiner Mutter zu seiner Schwester Georgia und deren Ehemann. Mit 17 arbeitete er auf einer nahen Ranch, wo er angeblich sehr beliebt war. Das sollte sich jedoch im darauffolgenden Jahr ändern, als aus dem jungen Indianermischling einer der gefährlichsten und gefürchtetsten Männer des ganzen Indianergebietes wurde.

Seine Verbrecherkarriere begann im Frühjahr 1894, als er einen Mann namens Jack Lewis niederschoss, weil dieser seinen jüngeren Bruder verprügelt hatte. Obwohl Lewis sich von seinen Verletzungen später erholte, war Crawford sicher ihn getötet zu habe. Um einer Verhaftung zu entgehen, floh er deshalb in das Gebiet der Creek- und Seminole Nations wo er sich schon bald den gesetzlosen Brüdern Jim und Bill Cook anschloss. Hier bekam er auch seinen Spitznamen Cherokee Bill verpasst. Im Juni 1894 lagerte das Trio am Fourteen Mile Creek in der Nähe von Tahlequah in Oklahoma, als der Deputy-Marshal Sequoyah Houston in ihr Camp kam und einen Haftbefehl gegen Jim Cook vorlegte. Bei der nachfolgenden Schießerei erschoss Cherokee Bill den Gesetzeshüter. Jim Cook wurde dabei schwer verwundet, und deshalb brachten ihn sein Bruder und Cherokee Bill nach Fort Gibson.

Doch das Gesetz war ihnen bereits auf der Spur. So waren sie gezwungen, den Schwerverletzten am Ufer des kleinen Creeks zurückzulassen, wo er später gefunden und gefangen genommen wurde. Während Jims Bruder wieder im Gebiet der Seminolen untertauchte, ritt Cherokee Bill zum Haus von Maud, seiner anderen Schwester, wo er sich verstecken konnte.

George Brown, Mauds Ehemann, war jedoch ein Alkoholiker, der seine Frau aus den geringsten Anlässen heraus verprügelte. Als sie Tage später seinen Befehlen wieder einmal seiner Meinung nach nicht schnell genug nachkam, schnappte er sich eine Peitsche und schlug auf sie ein. Es war das Letzte, was George Brown in seinem Leben tun sollte, denn Cherokee Bill zog seinen Colt und erschoss ihn ohne Vorwarnung.

*

Kurz danach begannen Bill Cook und Cherokee Bill damit, gesetzeslose Männer wie Elmer Luca, Lon Gordon, Henry Manson und Ed Berryhill um sich zu scharen. Später stießen dann noch Curtis Dayson, Skeeter Baldwin, William Farris, Jim French, sowie Jess Snyder, George Sanders und Sam Verdigris Kid McWilliams dazu und vervollständigten die Cook Bande. Wie Cherokee Bill waren alle aus Verbindungen ehemaliger schwarzer Sklaven oder Büffelsoldaten mit Indianerinnen hervorgegangen. Ihr jugendliches Alter, ihre Ablehnung gegen alles, was mit Gesetzen und Regeln der Gesellschaft zu tun hatte, und ihre Wildheit waren weitere Gemeinsamkeiten, die sie einten und binnen kürzester Zeit zu einem verschworenen Haufen zusammenwachsen ließen. Wie wild und gesetzesverachtend sie waren, bekam die Bevölkerung von Oklahoma bald zu spüren.

Zunächst beschränkten sie sich lediglich auf den Diebstahl von Whiskey und Pferden, aber als sie bemerkten, wie leicht das war und wie unbehelligt sie blieben, gingen sie bald schon dazu über, Banken, Geschäfte und Postkutschen auszurauben. Sie hatten inzwischen alle Skrupel über Bord geworfen und erschossen jeden, der sich ihnen in den Weg stellte.

Am 14. Juli 1894 überfiel die Bande einen Mann namens William Drew und zwei Tage später den Frisco-Zug bei Red Fork. Hier erbeuteten sie allerdings nur einen kleinen Geldbetrag, weil der Expressbote vorausschauend das meiste Geld hinter einigen Kisten versteckt hatte. Danach ging es Schlag auf Schlag. Am 31. Juli raubte die Bande die Lincoln County Bank in Chandler, Oklahoma, aus und erschoss dabei einen Mann und verwundete weitere. Dabei wurde das Bandenmitglied Elmer Luca angeschossen und von den Behörden verhaftet. Die Beute betrug im Übrigen gerade einmal 500 Dollar, also nicht besonders viel, wenn man bedenkt, dass sich diese Summe 13 Bandenmitglieder teilen mussten.

Ein Aufgebot aus Gesetzeshütern und erbosten Bürgern aus Chandler verfolgte die Gang und stellte sie am 2. August 1894 westlich von Salupa, Oklahoma, auf dem Anwesen eines Freundes der Bande, gerade einmal 23 Kilometer von der Bank entfernt, die sie ausgeraubt hatten. Beim anschließenden Schusswechsel wurde einer der Deputies schwer verletzt, die Banditen Lon Gordon und Henry Munson getötet und Ed Beryhill gefangen genommen. Den anderen Outlaws gelang die Flucht. Doch sie tauchten nicht unter, sondern schlugen bereits wenige Wochen später erneut zu.

Am 21. September raubten sie in Okmulgee, Oklahoma, das Ladengeschäft der J.A. Parkinson & Company aus und erbeuteten über 600 Dollar. Am 11, Oktober schlugen sie an einem Tag sogar zweimal zu. Zuerst überfielen sie das Depot der Missouri Pacific Railroad in Claremore in Oklahoma, zwei Stunden später dann das Büro des Bahnagenten im benachbarten Chouteau. Neun Tage später dann überfielen sie den Kansas City Express in der Nähe von Wagoner in Oklahoma. Indessen waren ihnen US-Marshals, Deputy-Marshals und örtliche Aufgebote immer dichter auf den Fersen. Ein Umstand, der einige Bandenmitglieder dazu veranlasste, sich von Cherokee Bill und den anderen zu trennen. Wie richtig ihr Entschluss war, zeigte sich keine drei Wochen später.

*

Am 8. November ritten Cherokee Bill und der Rest der Bande nach Lenapah, einer Kleinstadt in Oklahoma, und überfielen dort den General Store von Shufeldt and Son. Durch den Lärm angelockt, ging ein unbeteiligter Passant namens Ernest Melton auf den Laden zu und steckte getrieben von Neugier seinen Kopf in den Laden. Cherokee Bill entdeckte ihn, nahm sein Gewehr hoch und schoss Melton in den Kopf. Es sollte der letzte Mann sein, den er tötete. Kurz nach ihrer Flucht erhielten die US-Marshals einen Tipp, wo sich das Lager der Gesetzeslosen befand. Das Camp wurde bald darauf umstellt und die meisten der Bandenmitglieder, darunter auch Bill Cook, verhaftet, nur Cherokee Bill gelang wieder einmal die Flucht.

Auch wenn es ihn am 31. Dezember 1894 gelang, den Bahnhof in Nowara, Oklahoma, auszurauben, waren seine Tage in Freiheit gezählt. Die Behörden hatten inzwischen 1500 Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt, eine Summe, für die ein normaler Ladenclerk oder Bankkassierer fast drei Jahre lang arbeiten musste. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis Cherokee Bill von irgendjemanden verraten wurde. Am 30, Januar 1895 war es dann so weit. Durch den Hinweis von Bekannten gelang es den US-Marshals Cherokee Bill festzunehmen und nach Fort Smith in Arkansas zu bringen, wo ihm der Prozess gemacht wurde.

Am 26. Februar 1896 verurteilte ihn Richter Isaac Parker in Forth Smith zum Tod am Galgen.

Er bezeichnete ihn als blutrünstigen und tollwütigen Hund, der aus Liebe zum Töten tötete und als den bösartigsten aller Gesetzeslosen im ganzen Oklahoma-Territorium. Kein Wunder, das er Bills Berufung ablehnte und ihn dann am 27, März 1896 vor Hunderten von Zuschauern hängen ließ.

Quellenhinweis:

www.legendsofamerica.com

• Dietmar Kügler: Der Sheriff. Recht und Gesetz im Wilden Westen, Gondrom, 1977.

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