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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 56

Der Schmied im Mond

Eine Ruppinsche Sage

Viele sagen, im Mond sei ein Mann mit einem Reisig­bündel, das ist aber nicht wahr, sondern es ist ein Schmied. Davon hat man auch noch eine ordentliche Geschichte im Ruppinschen. Es war einmal ein Schuhmacher, der bekam an einem Montag von seiner Frau Geld, um Leder einzukaufen. Wie er nun beim Wirtshaus vorbeikommt, sieht er seine Kollegen darinnen, die lassen ihn nicht vorbei, er muss hinein­kommen. Des Montags arbeiten nämlich die Schuhmacher, heißt es, nicht, da trifft man sie im Wirtshaus. Als er nun ohne Leder und ohne Geld nach Hause kommt, da ist die Frau natürlich sehr böse und schilt ihn gehörig aus. Den anderen Tag schickt sie ihn wieder mit Geld aus, dass er Leder kaufe.

Vorbeigehen, denkt er, kannst du schon beim Wirts­haus, aber hineingehen tust du diesmal nicht.

Aber es kam doch wieder wie das erste Mal, er vertrank das Geld und bekam wieder böse Reden von seiner Frau zu hören. Als ihm nun seine Frau den dritten Tag wieder Geld gab, und es ebenso ging wie die beiden vorigen Tage, da wollte er nicht wieder nach Hause gehen, sondern ging in den Wald und wollte sich an einem Baum aufhängen.

Als er nun so an einem Baum stand und mit dem Messer den Bast abschälte, um daraus einen Strick zu flechten, kam ein Herr gegangen, der fragte ihn, was er da mache.

»Ich will einen Strick binden«, sagte der Schuhmacher, »und mit demselben alle Teufel in der Hölle zusammenbinden.«

Da bekam der Herr, es war der Oberste der Teufel, einen Schreck und sagte, das solle er nur bleiben lassen, er wolle ihm auch so viel Geld geben, dass der ganze Stiefel davon voll würde.

Da war der Schuhmacher zufrieden und ging nach Hause, machte sich und seiner Frau eine Hacke und sagte ihr, als sie sich darüber wunderte, sie solle nur ruhig sein, sie würden so viel Geld bekommen, dass sie es damit zusammenkratzen müssten. Darauf nahm er einen großen Stiefel, schnitt den Schuh unten ab und hängte den Stiefel in den Schornstein. Und es dauerte auch gar nicht lange, da kam der Teufel an, aber, wenngleich er auch Sack auf Sack herbeischleppte, der Stiefel wurde nicht voll, denn alles fiel hindurch und immer in den Schornstein hinein.

Als nun der Oberste der Teufel sah, dass seine ganze Schatzkammer fast leer geworden war, sagte er zu einem anderen Teufel: »Dem Schuhmacher können wir das Geld nicht lassen. Geh hin­unter und sieh, dass du es ihm durch eine Wette abgewinnst. Das Geld soll dem gehören, der von dem anderen 3 Pfeifen Tabak rauchen kann.«

Als nun der Teufel zum Schuh­macher kam und ihm das vorschlug, war der es zufrieden und sagte, der Teufel müsse aber zuerst von seinem Tabak rauchen, und damit nahm er eine Flinte, hielt sie ihm an den Mund und drückte los. Das war dem Teufel aber doch zu starker Tabak, und er machte sich davon.

Als er oben ankam, sagte der Oberste der Teufel wieder, er müsse noch einmal hinunter und »wer zuerst einen Hasen finge, dem solle das Geld gehören.«

»Ist mir schon recht«, sprach der Schuhmacher und steckte 3 graue Kaninchen in einen Sack. Als er das erste nun laufen ließ, wollte der Teufel nach, da zog der Schuhmacher das zweite hervor; während aber der Teufel nun vom ersten abließ und diesem nachsprang, holte der Schuster rasch das dritte hervor und rief: »Hier habe ich einen Hasen!«

Da war der Teufel niedergeschlagen. Aber sein Herr schickte ihn noch einmal hinunter.

»Unsere Schatzkammer«, sagte er, »ist doch leer, da nimm die eiserne Tür von derselben, die ist so doch zu nichts nutze. Wer die am höchsten wirft, soll das Geld haben.«

Als der Teufel wieder zum Schuhmacher kam, war der auch damit zufrieden, verlangte aber, dass der Teufel es ihm erst vormache. Der warf denn auch die Tür so hoch, dass, als sie herunterfiel, sie tief in die Erde eindrang.

»Nun hole sie erst nur wieder heraus«, forderte der Schuster. Während dessen sah er aber hinauf nach dem Mond, der schien gerade so schön hell.

»Was siehst du denn so nach dem Mond?«, fragte der Teufel.

»I«, sagte der Schuhmacher, »der Schmied da oben im Mond, das ist mein Bruder, dem will ich die Tür hinaufwerfen, der kann sie als altes Eisen benutzen.«

Da erschrak der Teufel und sah, dass er überwunden war, und der Schuhmacher behielt das Geld.

Es sieht aber auch wirklich so aus, als ob im Mond ein Schmied stände; wenn er so recht hell scheint, kann man ihn sehen mit Amboss und Hammer.

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