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Jim Buffalo – 30. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 30. Abenteuer Jim Buffalos
Jim Buffalos Teufelsfahrt
3. Kapitel

In den Händen der Goldräuber

Jim Buffalo hatte das verbrecherische Komplott auf den Zug vollständig erlauscht. Sein ganzes Innere glühte vor Zorn und Entrüstung. Am liebsten hätte er sich auf die drei Verbrecher geworfen, und es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie einfach über den Haufen zu schießen.

Schon hatte er sich halb aufgerichtet, um den ihm Zunächstsitzenden mit der Faust niederzuschlagen, da stieß sein Fuß in der Finsternis an einen Kistenstapel, der durch das Schütteln des Wagens ohnehin schon etwas aus dem Gleichgewicht gekommen war, und krachend und polternd schlugen die Kisten über ihm zusammen.

Die drei Verbrecher waren fluchend aufgesprungen.

Schon hatten sie sich niedergebückt, um die Kisten wieder aufzustellen, da gewahrten sie den darunter liegenden Jim Buffalo und mit einem Wutgeschrei warfen sie sich auf ihn, der sich nicht regen und wehren konnte.

»Ein Polizeispitzel! Er hat uns belauscht! Er kennt unser Geheimnis!«, schwirrte es wild durcheinander.

»Was soll mit dem Hund geschehen? Wollen wir ihn aus dem Wagen werfen?«

Schon hatten ihn die beiden Verbrecher gepackt und sich der Tür genähert, da rief ihnen Joe ein gebieterisches Halt zu.

»Macht keine Dummheiten, Boys! Man würde den Burschen finden und gleich auf ein Unglück schließen. Das könnte uns unter Umständen aber verderblich werden, wenn der Bursche noch Leben besäße. Aber wir wollen es kürzer machen. Sterben muss der Schuft, wenn unser Geheimnis nicht verraten werden soll, und es ist besser, wir besorgen dies auf weniger geräuschvolle Art. Haha, mein Freundchen, hättest wohl nicht gemeint, dass du so schnell zur Hölle fahren würdest?«, höhnte er, dicht vor Jim Buffalo hintretend, der vergebliche Anstrengungen machte, sich den Fäusten der beiden Verbrecher zu entwinden. »Wer heißt dich auch, deine Nase in andere Leute Angelegenheiten zu stecken? Oder hast du gemeint, dass du einen Teil davon abbekommen könntest? Es sind ohnehin schon genug, die sich darein zu teilen haben, und ich wenigstens möchte meinen Teil ungeschmälert erhalten.«

Jim Buffalo erwiderte kein Wort. Was hätte es auch genutzt, mit den Verbrechern zu unterhandeln, in deren wüsten Gesichtern geschrieben stand, dass er keine Gnade von ihnen zu erwarten hatte.

»Na, wir wollen es kurz machen«, höhnte der Verbrecher, seine gewaltige Faust dicht vor Jim Buffalos Gesicht schüttelnd. »Meine Kameraden haben mich nicht umsonst Ironhand genannt. Sollst gleich spüren, dass da kein Gras mehr zu wachsen pflegt, wo ich hinschlage!«

Und mit der linken Hand den vor ihm liegenden packend, führte er mit der Rechten einen so gewaltigen Schlag auf den Kopf Jim Buffalos, dass dieser wie eine vom Sturm gefällte Eiche nach hinten überschlug und wie leblos liegen blieb.

»Well, der hat zeitlebens genug!«, hohnlachte Joe. »Der wird kein Wort mehr verraten!«

»Soll ich ihm noch zur Vorsicht mein Messer in die Brust stoßen?«, fragte der eine. »Oder wollen wir ihn jetzt hinauswerfen? Doppelt hält besser!«

»Keines von beiden«, hohnlachte Joe, sich zu dem Niedergeschlagenen niederbeugend. »Wo ich hinschlage, braucht keiner mehr nachzuhelfen. Der Mann ist mausetot!«

»Aber was sollen wir mit dem Burschen anfangen?«

Joe sah sich in dem Wagen um.

»Ah, da steht ja ein Auto! Werft den Burschen hinein. Der Besitzer wird sich nicht schlecht wundern, einen solch stillen Passagier vorzufinden!«

Die Unholde schleppten den scheinbar Toten nach dem Auto und schoben ihn hinein.

War Jim Buffalo wirklich tot, ein Opfer seiner ungewollten Ungeschicklichkeit geworden?

Fast schien es so, denn lange lag er leblos da und gab kein Lebenszeichen von sich. Das hätte er auch nicht wagen dürfen, denn dicht am Wagen stand einer der Verbrecher und beobachtete sorgfältig den vermeintlichen Toten.

»Wirklich tot!«, hörte er ihn endlich wie im Traum sagen, dann trat er zu den anderen zurück, um sich weiter am Spiel zu beteiligen.

»Ganz unnötige Bemerkung«, hörte er Joe erwidern. »Wen ich einmal kalt mache, der wird nicht wieder warm!«

Und es wäre in der Tat um Jim Buffalo geschehen gewesen, wenn die schwere Sturzkappe, die er trug, den gewaltigen Faustschlag nicht aufgehalten und abgeschwächt hätte.

Wohl war er noch stark genug gewesen, um Jim Buffalo wie leblos niedersinken zu lassen, und ohne die schützende Kappe wäre es sicher um ihn geschehen gewesen.

Nach einiger Zeit, er mochte etwa eine Stunde gelegen haben, kehrte ihm aber die Besinnung zurück.

Zwar brauste sein Kopf wie höllisches Feuer und als er nach der schmerzenden Stirn griff, fühlte er etwas Feuchtes zwischen seinen Fingern, Blut. Die Stirnhaut war unter dem wuchtigen Schlag gespalten.

Aber Jim Buffalo lebte noch und erholte sich zusehends.

Doch er hütete sich wohlweislich, etwas davon merken zu lassen, denn ab und zu trat einer der Verbrecher an den Wagen, um ihm in das Gesicht zu leuchten.

Und in seiner jetzigen Lage, mit dem Schwindel im Kopf, wäre es ihm unmöglich gewesen, einen neuen Kampf mit den Verbrechern zu wagen.

Seine Waffen und seine Wertsachen hatten ihm die Verbrecher abgenommen.

Mit umso größerer Ungeduld wartete er auf das Halten des Zuges auf der nächsten Station Rawtin, wo sein Auto wieder entladen werden sollte.

Dort wollte er die Gefangennahme der Verbrecher bewerkstelligen.

Von wütenden Schmerzen gepeinigt, verfiel er endlich in eine tiefe Ohnmacht.

Als er endlich wieder zu sich kam, war es dunkle Nacht um ihn.

Gespannt lauschte er. Still war es ringsum. Nichts von Räderrollen war mehr vernehmbar.

Mühsam richtete er sich auf. Als er schwankend dem Auto entstieg, sah er vor sich die dunklen Umrisse eines Stationsgebäudes.

Es war die Station Rawtin. Die Bahnbeamten hatten, ohne sich um den Besitzer zu kümmern, auftragsgemäß das Auto herausgeholt und es abseits unter einen Schuppen gebracht. Mochte es der Besitzer sich holen oder nicht, was ging sie das an.

Tief sog Jim Buffalo die kühle, wohltuende Nachtluft ein.

Ein Blick nach der Stationsuhr belehrte ihn, dass der Zug vor kaum einer halben Stunde die Station verlassen hatte.

Irgendeinen Menschen herauszutrommeln, war vergebliches Mühen.

Die Station lag öde und verlassen da.

Glücklicherweise fand er eine Tonne mit Regenwasser, wo er sich das blutige Gesicht und die Wunde waschen und kühlen konnte.

Das kühlende Nass wirkte wohltuend auf seine erregten Nerven und gab ihm bald seine alte Spannkraft wieder.

Sein erster Gedanke war der gefährdete Zug, von dem er unbedingt das ihm drohende Unheil abwenden musste.

Gott sei Dank, da stand ja seine alte, schon so oft bewährte Teufelsmaschine.

Eine sorgfältige Prüfung ergab, dass sie sich völlig in Ordnung befand.

Wenige Minuten später sauste das Teufelsauto in die dunkle Nacht hinaus.

Dem Zug nach, ihn retten und den Goldraub vereiteln, das waren die einzigen Gedanken, die nun noch den kühnen Mann beherrschten, dessen Augen unter dem blutbefleckten Tuch hervor auf die stille Bahn hinausglühten.

Würde er den Zug noch rechtzeitig einholen, das Verbrechen an dem ahnungslosen Lokomotivführer vereiteln können?

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