Archive

Adventskalender 2024 – 21. Türchen

Der Teufel und die drei jungen Slaven

Wo war es, wo war es nicht — im Slavenland war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne. Zu denen sagte er eines Tages: »Nun meine Kinder, geht einmal Land und Welt zu sehen. Es gibt ein Land, da badet sich auch die Goldammer in Wein, da ist auch der Hofzaun von Bratwürsten geflochten, und wenn ihr irgend glücklich werden wollt, müsst ihr vor allen Dingen des Landes Sprache lernen.«

Die drei Söhne hörten mit Freuden die Beschreibung des wunderbaren Lan­des an und brannten vor Begierde sich dahin auf den Weg zu machen. Ihr Vater begleitete sie bis auf einen hohen Berggipfel, dahin brauchten sie drei Tage zu gehen, und wie sie oben ankamen, waren sie an der Grenze des gesegneten Landes.

Da hing der Vater seinen Kindern einen leeren Ranzen um den Hals, und indem er dem Ältesten die Richtung vorzeichnete, rief er mit lauter Stimme: »Ach, seht ihr dort Ungarn?« Und mit diesem Wort nahm er Abschied von ihnen, als hätte er ihnen den Schlüssel zur Glückseligkeit in die Hände gegeben.

Die drei Söhne waren nun allein und zogen langsam nach Ungarn hinein, und ihr größter Wunsch war nach dem Geheiß ihres Vaters, ungarisch zu lernen.

Kaum waren sie über die Grenze, so trafen sie auf einen Mann, der sie anredete, wo sie hin wollten und was sie vorhätten.

Sie antworteten: »Ungarisch zu lernen.«

»Dann geht nicht weiter, meine Kinder«, sagte der Mann, »bei mir könnt ihr das in drei Tagen lernen anstatt eines ganzen Lehrjahres.«

Die drei Jünglinge gingen auf seinen Vorschlag ein und am dritten Tag brachte er dem einen glück­lich das Wort bei: wir alle drei, dem Zwei­ten: um einen Käse und dem Dritten: ja, ja so ist es.

Die drei Slavenknaben freuten sich sehr drüber, wollten nicht mehr lernen und machten sich bald auf die Reise.

Sie gingen langsam weiter und kamen in einen Wald, wo sie auf einen Ermordeten stießen, mitten im Weg. Sie betrachteten ihn und nahmen mit Schrecken wahr, dass der Tote ihr Wirt war, den sie eben verlassen hatten.

Wäh­rend sie noch darüber seufzten, kam auf einmal der Gerichtsdiener und fragte sie aus: »Wer hat den Menschen totgeschlagen?«

Der eine ant­wortete, weil er nichts anderes wusste: »Wir alle drei.«

»Und warum?«, fragte er weiter.

»Um einen Käse«, sagte der Zweite.

»Stehen die Sachen so«, fuhr der Büttel fort, »so werdet ihr gehängt werden.«

Darauf sagte der Dritte: »Ja, ja so ist es.«

Die Knaben wurden weggeschleppt, bis es zum Sterben kam. Der Tote war indessen aufgesprungen, während sie fortgeschleppt wur­den, hatte sich geschüttelt und seine wahre Gestalt angenommen; als Esel, als Wolf, als rußiger Teufel, und lachte den Slavoniern höhnisch nach, dass sie mit ihrer Dummheit in eine solche Schlinge gegangen wären.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert