Secret Service Band 2 – Kapitel 16
Francis Worcester Doughty
Secret Service No. 2
Old and Young King Brady Detectives
Told by the ticker
Oder: Die zwei King Bradys in einem Wallstreetfall
Eine interessante Detektivgeschichte aus dem Jahr 1899, niedergeschrieben von einem New Yorker Detective
Wer kennt ihn nicht, den berühmten Detektiv Old King Brady, der mehr Rätsel gelöst hat als jeder andere Detektiv, von dem man je gehört hat.
In der Reihe der Geschichten, die in SECRET SERVICE veröffentlicht werden, wird ihm ein junger Mann zur Seite stehen, der als Young King Brady bekannt ist und dessen einziges Lebensziel darin besteht, Old King Brady darin zu übertreffen, gefährliche Fälle aufzuklären und die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Wie gut ihm dies gelingt, wird in den folgenden, im SECRET SERVICE veröffentlichten Geschichten ausführlich geschildert.
Kapitel XVI
Biff McClures Alternative – Ein weiteres Verbrechen
Was bedeutete das?
Hatten sie eine Ahnung?
Old King Brady erinnerte sich an das ängstliche Leuchten in McClures Augen.
Doch trotz nächtelanger Suche fanden die Detektive keine Spur von den beiden Schurken.
Sie waren verschwunden.
Was sollte man tun?
Schließlich beschloss Old King Brady, seine Strategie noch einmal zu ändern. Er gab die Suche nach den beiden auf und konzentrierte sich zusammen mit dem jungen König Brady auf die Überwachung des Hauses des jungen Cliff. Der junge Broker wurde jeden Tag regelmäßig beim Betreten und Verlassen seines Hauses beobachtet, aber er hatte keine Besucher.
Die beiden Bösewichte gingen nicht dorthin. Eines Tages jedoch sah der alte King Brady einen jungen Laufburschen mit einem Telegramm die Straße entlang kommen. Die Schurken hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, möglichst alle Boten abzufangen, die auf dem Weg zum Cliff House waren.
So hielt Old King Brady den Jungen an. »Nachricht?«, fragte er.
»Ja, Sir«, antwortete der Junge.
»Für mich?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Allan Cliff?«
Der Junge sah den Detektiv kritisch an. »Das ist der Name«, sagte er. »Unterschreiben Sie.«
Der Detektiv unterschrieb. Dann nahm er den Zettel und drehte sich um. Kurz darauf öffnete er den Brief.
Smythe’s Hotel, Jersey City. Allan Cliff, Esq.
Sehr geehrter Herr,
ich brauche von Ihnen neuntausend Dollar bis heute Abend neun Uhr. Kommen Sie zu Stimpel’s. Wenn Sie nicht zahlen, werden Sie von denen hören, die Sie kennen.
Biff.
Der Detektiv lächelte und nickte. Er beriet sich mit Young King Brady.
»Es sieht gut aus«, sagte er. »Wir werden heute Abend bei Stimpel’s einkehren.«
»Ja, das sollten wir.«
Erfreut über diese neue Wendung der Ereignisse, legten die beiden Detektive Wert darauf, pünktlich bei Stimpel’s zu sein. Um neun Uhr betraten McClure und Carter das Lokal. Sie wirkten erschöpft und niedergeschlagen. Das Geld war ausgegeben und sie saßen wieder in der Klemme. Die Stunden vergingen. Zehn … elf … und Mitternacht kamen und gingen, aber Millan Cliff, als verschleierte Dame oder auf andere Weise, war nicht erschienen.
Die Wirkung auf McClure war sichtbar. Seine Augen waren blutunterlaufen, und sein böses Gesicht trug ein finsteres Stirnrunzeln. Auch Carter wirkte bedrohlich. Es war eine ernste Angelegenheit für sie. Sie wussten genau, dass sie fast am Ende ihres Weges angelangt waren. Plötzlich standen die beiden Schurken auf und gingen zur Bar. Sie tranken schnell und verließen dann den Ort. Aber zwei lautlose Schatten eilten ihnen nach. Innerhalb einer Stunde stiegen sie die Stufen des Cliff-Anwesens hinauf.
In einem unteren Zimmer brannte Licht. Die beiden Bösewichte klingelten laut an der Tür. Eine Weile gab es keine Antwort. Dann öffnete sich plötzlich die Tür und eine hohe Stimme war zu hören, gefolgt von einem leisen Gespräch. Dann fiel die Tür hinter allen wieder ins Schloss.
»Jetzt, Harry«, sagte Old King Brady, »haben wir etwas zu tun.«
»Sie haben recht«, stimmte der junge Detektiv zu. »Ich wünschte, ich könnte in das Haus hinein.«
»Ich auch. Aber da wir das nicht können, müssen wir wenigstens sehen, was los ist.«
»Das Fenster!«
»Wir versuchen es!«
Es dauerte nur einen Augenblick, bis die beiden Detektive über den Eisenzaun geklettert waren und unter dem Fenster standen. Young King Brady griff nach dem Scharnier des Fensters und zog sich hoch, bis er seine Füße auf die Fensterbank stellen und durch den halb geöffneten Vorhang spähen konnte. Zum Glück war es eine Art Vorhang, der nach unten rollte und nicht nach oben. Old King Brady gesellte sich zu ihm.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war interessant. Sie blickten in das Innere einer reich ausgestatteten Bibliothek. Die beiden Schurken, McClure und Carter, standen an der Tür. Cliff ging wütend auf und ab.
»Ich sage euch, ihr seid Narren!«, rief Cliff wütend. »Ihr macht euch umsonst Sorgen. Wie soll ich euch neuntausend Dollar geben? Ich habe noch nichts vom Erbe meines Onkels.«
»Hier ist es, mein Freund«, sagte McClure stur. »Wir haben die Drecksarbeit für dich gemacht, und jetzt müssen wir das Land verlassen, um unseren Hals vor dem Galgen zu retten. Du hast uns lange genug auf die Folter gespannt. Jetzt wollen wir unser Geld!«
»Nun, ihr werdet es jetzt nicht bekommen.«
Damit gingen die drei durch eine Tür in einen anderen Raum.
»Vielleicht ist auf der anderen Seite ein Fenster«, flüsterte Young King Brady. »Lass uns gehen und nachsehen.«
Sie gingen um die Ecke des Hauses. Aber alle Fenster waren dunkel. Sie verloren Zeit. Sie wollten gerade zum Fenster der Bibliothek zurückkehren, als etwas Erstaunliches geschah. Der durchdringende Schrei einer gequälten menschlichen Stimme stieg in die Luft. Sie kam aus dem Inneren des Hauses. Dann ein schwerer Sturz, das Geräusch eiliger Schritte und das Zuschlagen einer Tür. Die Ermittler eilten um das Haus herum.
Plötzlich flog die Haustür auf. Ein langer Lichtkegel fiel auf die Straße. Ein Mann in der Uniform eines Butlers stürmte den Weg entlang. Mit kreidebleichem Gesicht schreit er: »Hilfe! Mord! Hilfe!«
Im Nu hatten ihn die beiden King Bradys an den Schultern gepackt. Auf ihre Fragen konnte er nur keuchen und auf das Haus zeigen. Old King Brady sprang die Treppe hinauf, gefolgt von Young King Brady.
Sie stürmten in das Zimmer neben der Bibliothek. Ein schrecklicher Anblick bot sich ihnen. Auf dem teuren Teppich lag Allan Cliff in einer Blutlache. Die Detektive verloren keine Zeit und nahmen die Verfolgung der Mörder auf. Diese waren durch eine Hintertür entkommen. Bald waren die Detective ihnen auf den Fersen. Bis zur 9th Avenue war die Spur frisch, dann verlor sich die Spur der Mörder. Entnervt dachten die beiden Detektive daran, die Suche aufzugeben. Doch plötzlich hatte Old King Brady eine Idee.
»Der Fluss!«, rief er aus. »Vielleicht sind sie dorthin geflohen.«
Die Detektive eilten zu einer Anlegestelle. Am Kai lagen mehrere kleine Dories. Aber sie sahen auch ein Boot weit draußen auf dem Fluss. Im schwachen Morgenlicht erkannten die Bradys zwei Männer, die sich schnell in Richtung Jersey-Ufer entfernten. Die Detektive sprangen in eine der Dories.
Am Kai lag ein Kanalboot. In diesem Augenblick trat ein Mann aus der Kajüte.
»Kommt zurück!«, rief er. »Was macht ihr mit meinem Boot?«
»Hier, Mister!«, rief Old King Brady. »Wir sind Detektive. Diese Männer sind zwei flüchtige Verbrecher. Springen Sie ins Boot, wir holen sie ein und bringen Ihr Boot zurück.«
»Ich bin dabei!«, rief der Kanalbootkapitän, sprang ins Boot und ergriff ein Paar Ruder.
Drei Männer in einem Boot sollten zwei in einem anderen Boot einholen können. Tatsächlich holten sie auf.
McClure stieß einen wütenden Schrei aus, als er das sah. In seiner Hand blitzt eine Pistole auf.
Ein Knall!
Die Kugel zersplitterte den Griff von Young King Bradys Ruder. Der Kanalbootkapitän ließ vor Schreck die Ruder los und fiel auf den Boden des Bootes.
»Großer Gott!«, keuchte er, »sie werden uns töten! Lass sie los!«
Old King Brady hob nun seinen Revolver, zielte und feuerte, gerade als McClure einen weiteren Schuss abfeuern wollte. Die Kugel traf ihr Ziel. McClures Arm wurde in die Luft geschleudert, seine Pistole flog ins Wasser.
Es war zufällig die einzige Waffe, die die beiden Schurken besaßen. Carter begann verzweifelt an den Rudern zu ziehen, in der vergeblichen Hoffnung zu entkommen. Doch Old King Brady rief streng: »Halt! Ich habe euch im Visier und ihr habt keine Chance. Ihr müsst euch ergeben oder ich erschieße euch wie Wölfe.«
»Das ist der Tod!«, schrie McClure. »Zieh, Sid!«
Aber Carter ließ die Ruder los. Er überlegte, dass es besser war, die Aussicht auf eine lange Gefängnisstrafe zu akzeptieren, als von Old King Brady getötet zu werden. Also rief er: »Ich gebe auf! Das Spiel ist aus!«
»Verdammter Narr!«, schrie McClure. Dann sprang er über Bord.
Vielleicht wollte der verzweifelte Schurke in diesem Augenblick Selbstmord begehen. Wenn ja, dann bereute er es im Wasser, denn er tauchte auf und begann zu schwimmen. Aber Young King Brady ergriff einen Bootshaken, und als der Kapitän des Kanalbootes die Ruder losließ, schlug er den Haken in McClures Kragen.
Er wurde an Bord gezogen und gefesselt. Carter leistete keinen Widerstand.
Die Verhaftung war schnell vollzogen.
Mit den Gefangenen im Schlepptau ging es zurück zum Kai. Zu dieser frühen Stunde fuhr zufällig eine Droschke die 9th Avenue entlang. Old King Brady hielt sie an und sie stiegen ein.
Die Ermordung von Allan Cliff schockierte die Gemeinde und führte zur vollständigen Aufklärung des Geheimnisses, das die Fernschreiber erzählten.
McClure und Carter saßen seit einer Woche im Gefängnis und warteten auf ihren Prozess wegen des Mordes an Cliff, als Carter Old King Brady zu sich rief.
»Und wenn ich als Kronzeuge auftrete?«, fragte er. »Werdet ihr mich dann freilassen?«
Old King Brady schüttelte den Kopf.
»Die Anklage gegen Sie ist zu schwerwiegend«, sagte er. »Sie können nicht ganz freikommen, aber ich werde versuchen, Ihre Strafe von Todesstrafe in lebenslange Haft umzuwandeln.«
»Abgemacht«, stimmte Carter zu.
»McClure hat seinen Job gemacht«, sagte er. »Der alte Mann wurde mit einem Messer getötet. Dann wurde die Leiche in einem Fass mit gepökeltem Schweinefleisch versteckt und das Fass unter andere gestellt, die an ein Seeschiff verkauft werden sollten.
»Aber Sie sind bei der Versteigerung erschienen. Wir hatten Angst, Sie würden die Wahrheit vermuten, also kauften wir die Schweinefässer und luden sie auf meinen Kahn.«
»Sie wissen doch, wie wir den Kahn nach Staten Island schleppten.
»Jetzt liegt er in diesem kleinen Hafen. Wir haben ein Loch in den Boden gebohrt. Dort werden Sie die Leiche von Willard Hall finden.«
Old King Brady hörte interessiert zu.
»War Cliff der Kopf hinter diesem schrecklichen Plan?«, fragte er.
»Das war er. Er wollte das Geld seines Onkels, um mit Aktien zu handeln. Als Mr. Hall sich weigerte, seinen Scheck zu unterschreiben, fasste Cliff den Plan, ihn aus dem Weg zu räumen.«
»Und er beauftragte McClure?«
»McClure erledigte den Job. Sie sind ihm in dieser Nacht über die Dächer gefolgt. Dort, wo Sie das Messer gefunden haben, gibt es eine Reihe von Telegrafendrähten. Nun, McClure hatte einen Schlüssel und ein Tongerät, und er sollte sie mit dem Draht von Cliff & Call verbinden und in deren Büro melden, dass das Verbrechen begangen worden war. Sie warteten, aber die Nachricht kam nicht. In seiner Aufregung hatte Cliff versehentlich das falsche Kabel angeschlossen, das die Nachricht an Seth Hardmans Ticker weiterleitete. Das erklärt das Rätsel der Nachricht auf dem Ticker. Für einen Moment dachten wir, alles sei verloren, aber Sie werden uns zustimmen, dass wir Sie ganz schön verwirrt haben.«
»In der Tat ist das wahr«, sagte Old King Brady, »und Ihre Geschichte bringt den Fall zum Abschluss.«
Durch die Bemühungen des alten Detektivs wurde Carter die Todesstrafe erlassen. McClure allerdings wurde hingerichtet.
In der nächsten Ausgabe erfahren Sie: Die Bradys auf der Jagd nach einer Million oder: Ihre Jagd zur Rettung einer Erbin