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Nikolas Kuhl, Stefan Sandrock – Das Dickicht

Nikolas Kuhl, Stefan Sandrock
Das Dickicht

Juha Korhonen, gebürtiger Finne und Polizist beim LKA Hamburg, erwacht in seinem mökki, einem Ferienhaus, das den urtypischen finnischen Ferienhäusern ähnlich ist und das er im Frühjahr bei einer Radtour entdeckt und wenige Tage später zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maria gekauft hat, mit der er gestern Abend Streit hatte.

Beim Kauf hatten sie sich vorgenommen, das mökki, ein Name, der einfach Hütte bedeutet, zu renovieren und wohnlich zu gestalten. Passiert war den ganzen Sommer lang gar nichts. Stattdessen hatten sie in den heißen Sommer im schattigen Garten und am Ufer der Elbe verbracht und faul in ihren Liegestühlen gelegen. Nun war der Herbst da und das Haus im selben Zustand wie im Frühjahr.

Juha fühlt sich wie gerädert, denn er hat die Nacht in einem zu kurzen Schlafsack auf dem Boden verbracht. Der Akku seines Handys ist über Nacht zur Neige gegangen, und so muss er ihn aufladen wenn er ins Präsidium fährt. Er beschließt, die Müdigkeit mit einem morgendlichen Bad in der Elbe auszutreiben und der Kälte mit Überkompensation zu trotzen. Dann steigt er in seinen Wagen und fährt los.

An einer Tankstelle kauft er sich einen Kaffee und eine BiFi. Als er den Kaffee an die Motorhaube gelehnt austrinkt, genießt er die Wärme der Sonne und atmet tief ein. Da ist wieder Leben in seinen Körper. Er fährt weiter zum Präsidium nach Alsterdorf.

An der Sicherheitsschleuse in der Lobby des Präsidiums kommt ihm sein Chef Uwe entgegen. Er schimpft, dass er Juha nicht auf dem Handy erreicht hat. Juha greift in seine Brusttasche. Sein Handy ist zwar inzwischen geladen, aber noch immer abgeschaltet.

Uwe eröffnet ihm, dass die Abteilung wegen einer Kindesentführung zu ermitteln hat. Juhas Magen zieht sich zusammen. Uwe sagt, dass Mechthild und die neue Beamtin, Selma Burg, an dem Fall dran sind, weil Juha nicht zu erreichen war. Juha meint, dass die beiden den Fall schon lösen werden, aber Uwe befiehlt, dass sie nun dorthin fahren. Juha hat sich zu früh gefreut.

Sie fahren zum Privathaus des Stararchitekten Hideo Kobayashi.. Dessen Tochter Charlotte wurde entführt. Juha ruft Google auf und gibt Charlotte Kobayashi in die Suchmaschine ein. Es gibt einige Treffer, und das Mädchen, etwa 15 Jahre alt, ist ihm auf Anhieb sympathisch.

Uwe schaut kurz auf das Foto, nickt und erzählt, der Vater habe eine Lösegeldforderung von einhunderttausend Euro erhalten, mit den Anweisungen, keine Polizei hinzuzuziehen, keine Medien, und die Geldübergabe habe persönlich zu erfolgen. Kobayashi habe sich sofort bereit erklärt, zu zahlen.

Kobayashi sollte den Regionalzug nach Bremen nehmen und auf ein Lichtsignal hin das Geld in einer Sporttasche aus dem Zug werfen. Die Übergabe ist daran gescheitert, dass diese Art Zug, ein sogenannter Metronomzug, keine Fenster zum Aufmachen hat.

Juha wundert sich über diesen Fehler des Entführers, ausgerechnet bei der Geldübergabe. Uwe sagt, er habe schlecht kopiert, denn früher hätten diese Züge Fenster zum Aufschieben gehabt. Ihn erinnere deshalb dieser Fall an den Fall Boysen, und folglich habe er Juha hinzugezogen, der damals mit dem Fall zu tun hatte. Nach all den Jahren löst der Entführungsfall des vierzehnjährigen Daniel Boysen, der in einer Kiste im Wald hilflos erstickte, immer noch Unbehagen bei Juha aus. Es stimmt, der Fall Charlotte Kobayashi erinnert tatsächlich sehr genau an diesen Fall.

Juha Korhonen und Lux Adisa vom LKA Hamburg, zwei Ermittler mit extravaganten Biografien, lösen basierend auf einem neuen Entführungsfall, der schnell geklärt ist, einen wesentlich verwickelteren und schwierigeren Cold Case um ein Entführungsopfer, das fast zwei Jahrzehnte zuvor zu Tode kam.

Hierbei ergänzt sich die Genialität beider Ermittler, die auf jeweils unterschiedlichen Gebieten die Wahrheit aufspüren. Obwohl sie zwischendurch öfter beinahe so weit sind, aufzugeben, bleiben sie dran und haben schließlich Erfolg. Dass dabei die Konturen zwischen Gut und Böse, zwischen Täter und Opfer, verschwimmen, macht es Juha und Lux nicht leichter.

Die Autoren der Geschichten liefern nicht nur einen äußerst verwickelten und spannenden Plot, sondern sie zeigen, dass sie ein Gespür für die Psychologie ihrer Figuren und dabei ein äußerst kreatives Händchen besitzen.

So legt man den vorliegenden Krimi nur ungern aus der Hand und kann das nächste Kapitel gar nicht erwarten, insbesondere dann, wenn sich die Geschichte dem Ende nähert.

Fazit:

Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock haben mit Das Dickicht einen sehr spannenden, verwickelten Krimi geschaffen, der aufgrund seiner Psychologie und der starken Ermittlerfiguren Suchtpotential beinhaltet.

Ich kann diesen Roman dem anspruchsvollen Leser empfehlen, der gerne einen guten Krimi liest und den psychologisch extravagante Figuren faszinieren.

Die Autoren:

Nikolas Kuhl ist 1986 in Münster geboren. Er schreibt Drehbücher und ist der Anführer der Rockband Giant Crow.

Stefan Sandrock wurde 1976 in Bilbao geboren, arbeitet für den NDR und als Kurator von Ausstellungen.

Beide Autoren studierten an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Bei Ausstellungen und Filmscreenings begegneten sie sich und zelteten bei einem Filmfest zufällig nebeneinander im Wald. Schließlich begannen sie, gemeinsam Drehbücher zu schreiben und Kurzfilme zu drehen. Irgendwann kam es dann dazu, dass sie gemeinsam einen Krimi schrieben, obwohl Nikolas Kuhl am Anfang skeptisch war.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Rowohlt-Verlage.
  • Foto von Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock. Copyright: Vanessa Maas. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Rowohlt-Verlage.

(ww)