Abraham Lincoln: Vampirjäger
Die humoristische Darstellung historischer Figuren in einem alternativen Kontext stellt stets eine interessante Herausforderung dar, insbesondere wenn es um so eine zentralen Figur der US-amerikanischen Geschichte wie Abraham Lincoln geht. Der Regisseur Timur Bekmambetov hat sich dieser Herausforderung angenommen und einen außergewöhnlichen Ansatz gewählt, der auf einer Fusion von historischem Drama und übernatürlichem Horror basiert. Dies ermöglicht es, die Ikone Lincoln aus einer neuen Perspektive zu betrachten, die weit über die konventionellen Grenzen hinausgeht.
Der Film, der auf dem Drehbuch von Seth Grahame-Smith basiert, verzichtet darauf, sich in die traditionellen Darstellungen Lincolns zu fügen, die oft mit majestätischer Ernsthaftigkeit und gravitätischer Präsenz einhergehen. Stattdessen wird ein junger Lincoln präsentiert, der sich in einem fantastischen Kampf gegen übernatürliche Mächte wiederfindet. Diese ungewöhnliche Prämisse bietet sowohl Herausforderung als auch Möglichkeit für die Darsteller, insbesondere für Benjamin Walker, der Lincoln verkörpert. Seine Darstellung vermeidet die überreizte Ernsthaftigkeit, die oft mit historischen Dramen assoziiert wird, und bietet stattdessen eine frische Interpretation.
Die Wahl von Walker mag zunächst überraschen, doch im Kontext des hybriden Genres, das hier geschaffen wurde, erscheint sie durchaus nachvollziehbar. Seine Interpretation zeigt Lincoln als eine Figur von wachsender Reife, deren Entschlossenheit und geschärfte Instinkte im Verlauf des Films deutlich werden. Dies spiegelt einen dynamischen Wandel wider, der mit einer Mischung aus Abenteuergeist und einer Prise Humor vermittelt wird.
Bekmambetovs Fähigkeit, die Grenzen zwischen verschiedenen Genres zu verwischen, wird durch die vielseitige Besetzung unterstützt, die mit Talenten wie Dominic Cooper und Rufus Sewell aufwartet. Sewell, dessen Darstellung des charismatischen Vampirführers Adam beeindruckt, bringt eine unerwartete Tiefe in die Rolle, die sie weit über die übliche Darstellung eines Antagonisten hebt.
Insgesamt betrachtet bietet der Film eine einzigartige Gelegenheit, die Figur Lincolns in einem neuen Licht zu sehen. Bekmambetovs Interpretation mag von den traditionellen Darstellungen abweichen, doch genau darin liegt auch ihr innovativer Reiz. Es stellt sich die Frage, ob solche neuartigen Perspektiven nicht unser Verständnis von historischen Ikonen bereichern können.
Die ersten Szenen von Abraham Lincoln: Vampirjäger erinnern an einen B-Movie aus der Zeit des Bürgerkriegs, doch die wahre Herausforderung für den Zuschauer beginnt, wenn die Erzählung in eine revisionistische Geschichte übergeht. Lincoln legt seine kindlichen Spielzeuge und seine besondere Vampirjäger-Axt beiseite, um sich dringenderen Aufgaben zu widmen, wie der Leitung einer Nation durch den Bürgerkrieg. Doch Adam und seine Gefolgsleute sind weiterhin aktiv, und es stellt sich heraus, dass nicht nur Plantagenbesitzer ein Interesse daran haben, den Sklavenhandel aufrechtzuerhalten: Wer würde eine lebenswichtige Blutquelle verlieren, wenn Lincoln die Sklaven befreit? Es ist ein gewagtes, aber nicht sinnloses Konzept. Behandeln Politiker die Menschen nicht oft wie Waren, die verbraucht und weggeworfen werden? So wird die Bühne für eine Schlacht zwischen Gut und Böse bereitet, und das nicht anderswo als in Gettysburg.
Wer den Film ansieht, dann sollte dies in zwei Dimensionen geschehen. Der Kameramann Caleb Deschanel (auch bekannt als Zooeys Vater) hat den Film gedreht, doch dies ist aufgrund der mangelhaften 3-D-Behandlung kaum zu erkennen, die ohnehin schwer verständliche Actionsequenzen noch weiter verschleiert. Abraham Lincoln: Vampire Hunter spielt mit der Historie und scheint an entscheidenden Punkten die Gesetze von Raum und Zeit zu ignorieren. Es mag nicht die schulischen Geschichtskenntnisse verbessern, aber es bietet eine fesselnde und unterhaltsame Flucht aus dem Alltag.
(wb)