Der Schatten des Korsen
Clive Cussler, Dirk Cussler
Der Schatten des Korsen
Ein Dirk-Pitt-Roman
Die Dirk Pitt-Abenteuer, Band 27
Originaltitel: Corsican Shadow (Dirk Pitt 27)
Abenteuerfiktion, Thriller, Suspense, Hardcover mit Schutzumschlag, Blanvalet, München, 26. Juni 2024, 496 Seiten, 24,00 EUR, ISBN: 978-3764508746, Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Thon
Zwei Männer. Gefesselt. In einem randvoll mit Plastiksprengstoff bepackten LKW. Ungebremst durchs nächtliche Paris Richtung … Eiffelturm. Etwa eine Szene aus dem neuen Bond? Fast. Eher ein typischer Arbeitstag im Hause von Dirk Pitt, dem maritimen Pendant zum britischen Doppelnull-Agenten. Vor fast fünfzig Jahren vom 2020 verstorbenen Clive Cussler ersonnen und mindestens so unsterblich wie der berühmteste fiktive Geheimagent aller Zeiten. Mit mindestens einem Unterschied: Bringt es die Bond-Filmreihe auf (noch) 25 offizielle Filme, ist Der Schatten des Korsen das mittlerweile 27. Pitt-Abenteuer, seit dem Vorgänger Mission Dragonfly (2021); übrigens exklusiv verfasst von Cusslers Sohn, der – Überraschung, Überraschung – auf den Vornamen Dirk hört. Ob unter dessen Obhut auch ein dritter filmischer Vorstoß möglich ist? Abwarten. Hebt die Titanic (1980) und besonders Sahara (2005) entpuppten sich als teils veritable Flops und besonders letztgenanntes Werk zog, wenngleich unberechtigt, den Groll des Erfinders nach sich.
Doch zurück zum Buch. Erneut geraten Pitt, sein bester Kumpel und Mitstreiter Al Giordino und Pitts Kinder Summer und Dirk Jr. vom Regen in die Traufe. Der Fund ungeschliffener und bestenfalls überschaubar wertvoller Rohdiamanten in einem im Ärmelkanal ruhenden Wrack ruft eine Handvoll islamistische Terroristen auf den Plan. Deren im Verborgenen agierender Auftraggeber hasst indes weder die ungläubigen Heiden aus Europa und Amerika, sein Fanatismus steht mit etwas völlig anderem im Zusammenhang, nämlich diversen lebensnotwendigen Wasseraufbereitungsanlagen an empfindlichen Punkten der Welt, etwa Israel. Deren Zerstörung würde auf Jahre, sogar Jahrzehnte Wassernot bedeuten und Millionen Todesopfer, der Wiederaufbau hübsche Einnahmen in Milliardenhöhe. Dafür braucht es aber neben erwähnten Terroristen, die unbewusst zu Opferlämmern degradiert werden, auch eine monetäre Grundlage und wer finanziell in den roten Zahlen steht, für den sind solche Diamanten halt ein Himmelsgeschenk. Stünde nicht ein mächtig angefressener Dirk Pitt dahinter. So startet ein weiteres, actiongeladenes Abenteuer der alten Schule, das quer über den halben Globus führt: Frankreich, die Niederlande, der New Yorker Hafen, die Bermudas. Alles, um ein globales Desaster zu vereiteln. Das man unterwegs mit dem einstmals größten U-Boot und den sterblichen Überresten eines Napoleon Bonaparte konfrontiert wird, versteht sich (fast) von selbst.
Dies war nach langer Zeit mein erstes Cussler-/Pitt-Buch. Allzu viel getan hat sich seit damals (fast) nichts; ähnlich dem Vorbild vertraut man auf eine bewährte Formel, die Stammleser freilich kennen, aber noch immer bestens funzt. Never change a winning team. Ja, der Zufall ist ein gern eingesetztes Element. Ja, unsere Helden haben meist mehr Glück als Verstand. Ja, alles ist etwas aufgeblähter und gewaltiger als die Romane der Konkurrenz. Ja, die Mischung macht einfach Laune. Kopfkino in bester Blockbuster-Manier, Eskapismus von seiner schönsten Seite. Manchmal braucht der Mensch das. Besonders in Zeiten wie diesen. Das Dirk Cussler zudem hie und da aus besagter Formel ausbricht und die eine oder andere Überraschung aus dem Ärmel lupft, verschafft Zusatzpunkte. Dem Actionjunkie ergeht es jedenfalls ähnlich wie Dirk Pitt, wenn er nach Schiffwracks und verborgenen Schätzen taucht: Er fühlt sich pudelwohl. Insofern macht Der Schatten des Korsen so ziemlich alles richtig und ungeduldig auf den nächsten Einsatz.
(tsch)