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Jim Buffalo – 29. Abenteuer – Kapitel 4

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 29. Abenteuer Jim Buffalos
Eine Verbrecherjagd im Luftballon
4. Kapitel

Zur Strecke gebracht

Es war eine beschwerliche Verfolgung. Vom schwachen Mondlicht beleuchtet, war der Ballon nur hin und wieder sichtbar, verschwand minuten­lang hinter dichten Wolkenwänden, um dann an einer anderen Stelle wieder zum Vorschein zu kommen.

Dabei musste Jim Buffalo auch auf den Weg achten, und manche Hindernisse stellten sich ihm auf der völlig weglosen Ebene in den Weg.

Eins aber bemerkte Jim Buffalo auf seiner Zick­zackfahrt, dass der Ballon sich allmählich wieder zu senken begann. Mit den äußerst primitiven Mit­teln, die den Aufstieg nochmals ermöglichst hat­ten, konnte er sich nicht allzu lange mehr oben halten, und dann war ihm der Erfolg sicher.

So entschwand langsam die Nacht.

Als der Morgen zu grauen begann, sah er nicht allzu weit vor sich die Türme einer Stadt auftau­chen, die er gestern Abend schon gesehen hatte.

Das musste Milwaukee sein.

Windstill war es ringsum, auch oben schienen keine Luftströmungen vorzuherrschen, denn ruhig schwebte der Ballon über ihm.

Kaum tausend Meter mochte die Entfernung noch betragen.

Jim Buffalo bemerkte es deutlich, wie sich die beiden Insassen in dem Netzwerk des Ballons zu schaffen machten.

Plötzlich flog etwas durch die Luft herunter.

Mit lautem Krach fiel es wenige Meter vor Jim Buffalo auf die Erde nieder.

Es war die Gondel, die die Verbrecher losge­schnitten hatten.

Sie war in tausend Atome zertrümmert.

Dieser Last ledig, schoss der Ballon nochmals wie ein Pfeil in die Höhe.

Nun hatten die Verbrecher nichts mehr, womit sie das Fallen des Ballons aufhalten konnten.

»Geliefert!«, kicherte Jim Buffalo leise vor sich hin.

Und nun entwickelte sich zwischen dem Auto und dem Ballon jenes grausame Spiel, was die Katze mit der gefangenen Maus zu treiben pflegt.

Einmal langsam fahrend, blieb er eine ganze Strecke zurück, dann schoss er wieder vorwärts und umkreiste in kühnen, immer enger werdenden Kurven den schon wieder langsam fallenden Bal­lon.

Kaum noch fünfhundert Meter schwebte er über ihm.

Die Verbrecher mochten ihren Verfolger wieder erkannt haben.

Er sah deutlich ihre bleichen, hassverzerrten Ge­sichter.

Auch ihre Kräfte mochten am Ende sein, denn krampfhaft hielten sie die durchschnittenen Halte­taue umklammert.

Und in ihrer Verzweiflung opferten sie das Letz­te, was ihnen noch geblieben war.

Kurz nacheinander fielen zwei kleine Kästchen zur Erde, in denen sich die geraubten Juwelen befanden.

Und wenn auch die Kästchen zersplitterten, so litt doch ihr kostbarer Inhalt keinen Schaden. Sorg­sam sammelte Jim Buffalo die umherliegenden Schätze auf.

Inzwischen spielte sich oben in der Luft ein grausiger Kampf ab.

Die beiden Verbrecher, nur noch auf ihre Sicher­heit bedacht, versuchten sich gegenseitig herabzustür­zen.

Jim Buffalo sah, wie sie gegenseitig wild mit den Messern auf sich einhieben. Laute Flüche und Verwünschungen hallten von oben herunter.

Dann hörte der wilde, grausige Kampf auf. Bis zum Äußersten erschöpft hingen die beiden Ver­brecher im Netzwerk des Ballons.

Nur noch kurze Zeit konnte es während, dann hatte das grausige Spiel ein Ende.

Immer geringer wurde die Entfernung. Schon hing das Schlepptau in greifbarer Nähe herunter.

Aber nicht von Jim Buffalo allein drohte den Verbrechern nun die Gefahr der Gefangennahme.

Von Norden her wurde eine Staubwolke sichtbar, aus der sich nach kurzer Zeit einige rasch auf den sinkenden Ballon zu sprengende Reiter lösten.

In der aufgehenden Sonne erkannte Jim Buffalo deutlich die blitzenden Knöpfe der Uniformen von Polizisten.

Jedenfalls waren von Chicago aus die Polizeista­tionen der benachbarten Städte auf den Ballon aufmerksam gemacht worden.

Die Polizisten riefen laute Hallos herüber.

Nun war ein Entrinnen unmöglich.

Sollte sich Jim Buffalo den sicheren Fang entge­hen lassen, ihnen den Polizisten überlassen?

Dann waren alle ausgestandenen Gefahren ver­geblich gewesen.

Nein, diesen Triumph durfte er sich nicht entge­hen lassen.

Der Ballon war kaum noch fünfzig Meter vom Erdboden entfernt.

Laut klatschte die zusammengefallene Hülle des Ballons aneinander.

In langsamer Fahrt glitt das Teufelsauto an den Ballon heran.

Weit beugte sich Jim Buffalo aus dem Fahrersitz heraus. Im nächsten Augenblick hatte er das Schlepptau erfasst und es um das Gestell des Wa­gens geknüpft.

»Well, Gentlemen!«, rief er zu den Verbre­chern hinauf. »Wenn der Ballon nicht mehr will, mein Auto schafft den Rest des Weges schon noch!«

Ein heiseres Wutgebrüll war die Antwort.

Denn Ballon im Schlepptau jagte Jim Buffalo den Polizisten entgegen, die ihn mit lautem Hurra empfingen.

»Hallo, Mister Jim Buffalo, wie uns gemeldet wurde?«, fragte der Führer der Polizisten. »Damned, wir haben anfangs darüber gelacht, denn eine Jagd nach einem Ballon gehört wohl zu den größ­ten Unmöglichkeiten. Und höllisch schwer haben es Euch die Burschen gemacht! Jedenfalls unseren besten Glückwunsch für diesen schönen Erfolg! Ein Cher für Jim Buffalo, den Mann mit der Teu­felsmaschine!«

Und neidlos stimmten die Polizisten in den Ruf ihres Führers ein.

Die Juwelenräuber wagten keinen Widerstand mehr. Sie waren so entkräftet, dass man sie förm­lich aus dem Netzwerk des Ballons lösen musste.

Eine halbe Stunde später war Milwaukee er­reicht.

Die Ankunft der Verbrecher, die ganz Milwau­kee auf die Beine gebracht hatte, bildete für Jim Buffalo einen wahren Triumphzug.

Mit lautem Jubel wurde der tollkühne Mann begrüßt, der, selbst einem Waldbrand trotzend, die so unmögliche Verfolgung zum Erfolg geführt hatte.

Im Nu war das über und über mit Staub bedeckte Auto mit Blumen bekränzt und nicht enden wollen­de Jubelrufe begleiteten Jim Buffalo bis zum Ge­richtsgebäude, wo die Juwelendiebe eingeliefert wurden.

Die den Verbrechern abgenommenen Juwelen wurden Jim Buffalo überlassen, und schon am anderen Tag konnte er sie dem überglücklichen Perkins wieder zurückgeben.

Auch die Ballonhülle gelangte unversehrt wieder in den Besitz ihres Eigentümers, und wer bisher den Namen Jim Buffalos noch nicht gehört hatte, konnte ihn am anderen Tag in weithin leuchten­den Lettern auf der Ballonhülle sehen, deren Besitzer ein geradezu glänzendes Geschäft machte.

Jim Buffalos 30. Abenteuer

Jim Buffalos Teufelsfahrt