Werbeclip

Archive

Secret Service Band 2 – Kapitel 14

Francis Worcester Doughty
Secret Service No. 2
Old and Young King Brady Detectives
Told by the ticker
Oder: Die zwei King Bradys in einem Wallstreetfall
Eine interessante Detektivgeschichte aus dem Jahr 1899, niedergeschrieben von einem New Yorker Detective

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Detektiv Old King Brady, der mehr Rätsel gelöst hat als jeder andere Detektiv, von dem man je gehört hat.

In der Reihe der Geschichten, die in SECRET SERVICE veröffentlicht werden, wird ihm ein junger Mann zur Seite stehen, der als Young King Brady bekannt ist und dessen einziges Lebensziel darin besteht, Old King Brady darin zu übertreffen, gefährliche Fälle aufzuklären und die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Wie gut ihm dies gelingt, wird in den folgenden, im SECRET SERVICE veröffentlichten Geschichten ausführlich geschildert.

Kapitel XIV

Einige Schlussfolgerungen werden gezogen

McClure und Carter verließen zusammen mit der geheimnisvollen verschleierten Frau den Saloon.

Sie verschwanden durch den Hof und hinaus auf die West Street.

Die beiden Detektive folgten ihnen.

Entwicklungen standen bevor.

Sie gingen die West Street entlang und stritten die ganze Zeit. Unsere Detektive konnten nicht nahe genug herankommen, um sie zu belauschen.

Aber bald bogen sie ab und verschwanden zwischen zwei Holzstapeln in der Dunkelheit.

Die beiden Detektive schlichen ihnen nach.

Es führte sie zum Eingang eines langen Piers. Sie hörten die Stimmen im Dunkeln weit voraus.

Auf dem Pier lagen große Warenstapel, aber kein Schiff lag an den Anlegestellen.

Die Detektive schlichen hinter den Stapeln von Fässern und Ballen auf den Pier.

Jetzt hatten die Detektive keine Schwierigkeiten mehr, in der Dunkelheit einen Punkt zu erreichen, an dem die Worte der Schurken zu hören waren.

Und ihnen wurde eine erstaunliche Offenbarung zuteil.

Die Frau schien die meiste Zeit zu reden.

Was mehr war, ihre Stimme war erstaunlich männlich und jeder Satz war mit Flüchen durchsetzt.

»Ich nehme an, ihr Jungs denkt, ihr habt einen großen Dummen gefangen, aber ich kann euch sagen, seid euch nicht zu sicher«, zischte sie wütend.

»Das ist schon in Ordnung«, knurrte McClure in unhöflicher Weise. »Aber ich denke nicht, dass unsere Forderungen ein bisschen übertrieben sind.«

»Ich auch nicht«, stimmte Carter zu.

»Ihr wollt mich wie eine Blutegel ausnutzen«, erklärte die Frau.

»Wir wollen, was uns gehört.«

»Ihr werdet es bekommen! Ihr habt jetzt schon mehr als ihr verdient.«

»Wir haben noch nicht, was wir bekommen werden«, sagte Carter hartnäckig.

»Darüber gibt es zwei Meinungen«, knurrte die Frau.

»Wir haben deine schmutzige Arbeit erledigt, und es war ein schmutziger Job. Jetzt wollen wir noch tausend, und wir werden diese bekommen.«

»Ihr werdet es nicht bekommen!«

»Eh! Meinst du das im Ernst?«

»Ihr werdet sehen, dass ich es tue!«

Ein Scharren von Füßen folgte. Dann eine kratzige Stimme.

»Ihr seid zwei gegen einen. Ich gebe euch das Geld diesmal, aber es ist das letzte, was ihr bekommt!«

Ein heiseres Lachen folgte.

»Das werden wir sehen, mein Lieber. Da sind unsere zwei Jungs im Gefängnis. Dixy und Mike haben gute Arbeit für dich geleistet. Wirst du sie dort lassen?«

»Was geht mich das an? Ich habe sie nicht dort reingebracht.«

»Das macht keinen Unterschied.«

»Doch, das tut es! Ihr Jungs habt einen anderen Job gemacht, und einen törichten noch dazu. Ihr wärt jetzt auf dem Weg nach Europa, wenn es nicht dafür gewesen wäre. Ihr könnt diese beiden Bradys nicht schlagen.«

»Die Bradys werden dir noch auf die Schliche kommen.«

»Nicht viel! Wenn sie es tun, werden sie auf ein Hindernis stoßen.«

»Prahlerei ist ein guter Hund.«

»Mein Hund beißt gut!«

»Nun, wo sind die tausend?«

»Nimm das Geld!«

Ein Scharren von Füßen folgte und dann flackerte ein Streichholz.

»Zähl es, Sid!«

»In Ordnung!«

»Ist alles da?«

»Ja.«

»Okay, dann sind wir weg! Auf Wiedersehen, Herr Millionär.«

»Wir wünschen dir viel Glück mit deinem unrechtmäßig erworbenen Gewinn. Sei sicher, dass du die richtige Trumpfkarte spielst, sonst wird selbst eine Hand wie deine sicher verlieren. Gute Nacht!«

»Ich werde mich um mein Spiel und die Trümpfe kümmern«, erwiderte die spöttische Stimme.

Dann folgte das Rutschen von Körpern über den Rand des Kais und das Klappern von Rudern in den Dollen.

Einen Moment später verschwand das Licht im Wasser in der Dunkelheit.

Young King Brady sprang auf.

Aber der alte Detektiv packte seinen Arm. »Was hast du vor?«

»Wir sollten sie nicht entkommen lassen.«

»Pst! Sei ruhig. Wir haben sie sowieso sicher.«

»Aber …«

»Was?«

»Was sollen wir tun?«

»Wir folgen dieser Frau!«

»Frau?«

»Ein Mann in Frauenkleidung!«

»Erkennst du ihn?«

»Sicher! Es ist der junge Neffe!«

Beide Detektive waren zu derselben Schlussfolgerung gekommen, die der Leser wahrscheinlich inzwischen auch hat: Die verschleierte Frau war in Wirklichkeit keine Frau, sondern Allan Cliff in Verkleidung.

Es war eine vollständige Erklärung für Young King Brady zu den Vorfällen in Willard Halls Anwesen.

Es gab keinen Zweifel mehr, dass Allan Cliff diese Mörder angeheuert hatte, um seinen Onkel zu beseitigen.

Aber an diesem Punkt waren sie vollständig ratlos.

Es wäre einfach gewesen, alle Beteiligten zu verhaften.

Aber dieser Akt, so Old King Brady, würde die tatsächliche Aufklärung der Details des Verbrechens verhindern.

Die Leiche war nicht gefunden worden, noch gab es keine Beweise, die vor Gericht Bestand hätten, dass diese Parteien die Mörder waren.

Es mussten klare und unbestreitbare Beweise vorliegen. Bis jetzt war der Mord an Willard Hall noch nicht einmal als Tatsache festgestellt worden.

Denn nicht einmal der geringste Beweis war in den Büros des Reeders gefunden worden.

Keine Blutspuren, keine Anzeichen eines Kampfes oder Ähnliches.

Der Millionär war einfach verschwunden. Er könnte aus eigenem Antrieb weggegangen sein.

Also wusste Old King Brady, dass es jetzt an ihnen lag, herauszufinden, was mit der Leiche des ermordeten Mannes geschehen war.

Cliff, in seiner Verkleidung, verließ nun den Kai und wurde von den Bradys bis zur Hochbahnstation verfolgt.

Hier verloren sie ihn.

Old King Brady sagte: »Er wird einfach nach Hause gehen. Es gibt in dieser Richtung keine weiteren Hinweise. Wir wissen, wo wir ihn finden, wenn wir ihn brauchen.«

»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte der jüngere Detektiv.

»Zu unserer Unterkunft gehen.«

»Und dort?«

»Schlussfolgerungen ziehen.«

Dementsprechend gingen die Bradys zu ihrer Unterkunft, und in der Ruhe und Abgeschiedenheit ihres Zimmers zündete sich der alte Detektiv seine Pfeife an und gab sich einer ihm eigenen Gewohnheit hin.

Dies war das Ziehen von Schlussfolgerungen in Form eines Selbstgesprächs.

Young King Brady saß neben ihm und lauschte.

Der alte Detektiv paffte gemächlich an seiner Pfeife, während die Rauchschwaden den Raum füllten.

»Willard Hall war ein reicher Mann«, sagte er. »Dieser junge Broker begehrt sein Vermögen. Da er nicht den Mut hat, selbst einen Mord zu begehen, heuert er einen Mörder an.«

Er paffte einen Moment.

»Biff McClure war zweifellos der Mann, den er angeheuert hat«, fuhr er fort. »Es war zweifellos McClure, der den Job erledigt hat. Er wurde erstochen.«

»Erstochen!«, rief Young King Brady aus. »Woher wissen Sie das?«

Der alte Detektiv griff in seine Innentasche.

Er zog ein in Papier eingewickeltes Etui heraus. Als er es entfaltete, kam ein grässliches Objekt zum Vorschein.

Es war ein Messer.

»Das Messer, das wir auf dem Dach gefunden haben«, sagte Young King Brady. »Sie denken …«

»Das ist das Messer, das Willard Hall getötet hat.«

Der junge Detektiv schwieg.

Er begann überzeugt zu sein.

»Kannst du die Verbindung nicht sehen?«, fuhr der alte Detektiv fort. »Ich verfolgte diesen Kerl, nachdem ich Willard Halls Büro in jener dunklen Nacht verlassen hatte.«

»Du weißt, dass er das Messer während der Verfolgung fallen ließ. Was könnte klarer sein?«

»Aber – wo wurde das Verbrechen begangen?«

»Im Büro.«

»Unmöglich! Ein solcher Mord auf diese Weise hätte Spuren hinterlassen.«

Der alte Detektiv paffte wütend an seiner Pfeife.

»Nicht so«, sagte er. »Weißt du nicht, dass, sobald ein Messer unter die Rippen eines Mannes gestoßen wird, solange die Klinge nicht entfernt wird, wenig Blut fließen wird?«

»Das ist so!«

»Sehr gut! Der Mörder war ein geschickter Mann. Er ließ das Messer die Wunde verschließen, bis er es geschafft hatte, die Leiche zu entsorgen. Was könnte einfacher sein, dies zu vermuten?«

»Richtig.«

»Dann erklärt das, warum kein Blut im Büro gefunden wurde. Wenn Sie sich erinnern, fand ich ein paar Tropfen auf dem Pflaster draußen.«

»Ja.«

»Der Mörder hätte die Leiche entsorgen können, ohne eine Spur zu hinterlassen; aber auf welche Weise hat er sie entsorgt?«

»Und wo ist die Leiche?«

»Genau.«

Old King Brady paffte weiter.

»Es gab keinen Keller, kein Loch oder Versteck«, fuhr er nachdenklich fort. »Der Mörder hatte auch keine Zeit oder Gelegenheit, die Leiche anderswohin zu transportieren.«

»Welche Beweise haben wir, dass er allein war?«, fragte Young King Brady.

»Nur diesen: Ich war lange Zeit vor Ort und hätte jemanden sehen müssen, wenn das der Fall gewesen wäre.«

Lange Zeit herrschte Stille.

Dann fuhr der alte Detektiv fort: »Der nächste Hinweis wurde beim Auktionsverkauf gefunden. McClure und Carter waren dort. Bieten gegen sie auf die Fässer mit Schweinefleisch – gepökelt. Lass mich sehen. Sie waren sehr darauf bedacht, das Salzfleisch zu sichern. Neugierig, nicht wahr? Salzpferd! Wo passt dieser Begriff? Heda! Junge! Harry! Schnell! Ich habe es endlich herausgefunden!«