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Jim Buffalo – 29. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 29. Abenteuer Jim Buffalos
Eine Verbrecherjagd im Luftballon
3. Kapitel

Im Lager der Fox

Als er die Augen wieder aufschlug, war sein erster Blick auf den Ballon gerichtet. Derselbe hatte durch die furchtbare Hitze, die der brennende Wald ausgeströmt, wieder neue Betriebskraft er­halten und schwebte hoch oben in den Lüften, jenseits des Fox River.

Höhnisch winkten die beiden Verbrecher zu ihm herunter.

Jim Buffalo knirscht mit den Zähnen.

Sollte die Höllenfahrt umsonst gewesen sein? Sollten die Juwelendiebe dennoch entwischen?

Aufmerksam folgte er dem Flug des von einer Luftströmung rasch dahingetriebenen Ballons, und zu seiner Freude bemerkte er, dass die Nachwir­kungen der heißen Luft bereits wieder nachgelas­sen hatten und der Ballon sich stetig zu senken begann.

Zwar durfte er es noch nicht wagen, die Verfol­gung wieder aufzunehmen, doch rechnete er sicher damit, die Juwelendiebe wieder einholen zu können.

Seine nächste Sorge galt seiner Maschine, ohne die er völlig machtlos war. Da er Ersatzteile stets bei sich führte, war der festgelaufene Motor bald ausgewechselt, und schon nach einer halben Stun­de konnte er die Verfolgung wieder aufnehmen.

Nach langem Suchen fand er endlich auch ein einsam am Fluss stehendes Fährhaus, dessen Be­sitzer ihn mit einem Boot über den Fluss setze.

Von dem Ballon war nun nichts mehr zu sehen, er musste irgendwo niedergegangen sein.

Mit erneuter Geschwindigkeit sauste das Teu­felsauto über das wellige Gelände dahin.

Eben hatte er wieder einen Hügel genommen und blickte vor sich in ein Tal hinunter, als seine Au­gen auf ein unförmliches Etwas, das beständig hin und her schwankte, haften blieben.

Es war der Ballon, der dort niedergegangen war.

Dort musste er auch die Juwelendiebe finden, denn weit und breit bot das Land kein Versteck, erst weit, weit in der Ferne tauchten die Turmspit­zen einer Stadt auf.

Bis dahin konnten die Diebe noch nicht gekom­men sein.

Vorsichtig, sich immer hinter den Hügeln hal­tend, näherte er sich dem Landungsplatz des Bal­lons.

Schon war er ganz nahe herangekommen, als er stutzte.

Die Verbrecher waren nicht allein, sondern be­fanden sich in einem Lager, das die hier wohnen­den Fox aufgeschlagen hatten.

Wie es den Dieben möglich gewesen war, das Vertrauen der roten Söhne zu erwerben, blieb ihm vorerst ein Rätsel.

Dass sie sich ihm aber in keineswegs freundlicher Gesinnung nahten, sollte er bald erfahren.

Noch hielt er auf dem Hügel, als rings um ihn aus den Bodensenkungen die wilden Reiter auf­tauchten. Im Halbkreis näherten sich ihm die Indi­aner, dabei ein lautes Geheul ausstoßend und fort­während ihre Pfeile auf das Auto abschießend.

Und was der unerwartete und hinterlistige An­griff zu bedeuten hatte, das kündete ihm bald dar­auf ein lautes Pfeifen.

Einige Pfeile hatten einen der Hinterreifen ge­troffen, durch den die Luft zu entweichen begann. Das Auto neigte sich zufolge seiner Schwere be­denklich auf die Seite.

Gleich darauf sah er sich von den Indianern um­ringt.

Ein finster blickender Indianer, dessen Kopf­schmuck ihn als den Häuptling bezeichnete, näher­te sich ihm.

»Warum verfolgt der weiße Mann seine Brü­der?«, fragte er im drohenden Ton.

»Seit wann sind die tapferen Fox die Beschützer von Räubern geworden?«, fragte Jim Buffalo zurück. »Die beiden Männer führen große Schätze bei sich, die sie geraubt haben.«

»Der weiße Mann lügt!«, versetzte der Häuptling.

»Ihr seid der Räuber der Juwelen, die Euch von den beiden Weißen wieder abgenommen wurden.«

»Ah, einen solchen Bären hat sich der Häuptling aufbinden lassen?«, entgegnete Jim Buffalo und lachte auf. »Doch ich sehe schon, der Häuptling hat sich von den Versprechungen der Diebe betören lassen. Ich fordere Euch im Namen des großen Vaters in Wa­shington auf, die Verbrecher auszuliefern!«

»Hugh, dann mag der große Vater selbst kom­men!«, stieß der Häuptling höhnisch hervor. »Der Schleichende Fuchs ist ein großer Häuptling und glaubt Euren Lügen nicht. Oder habt Ihr einen Befehl, den Ihr vorzeugen könnt?«

Diese Frage musste Jim Buffalo verneinen. Die Verbrecher hatten nur zu gut alles bedacht, was ihnen zum Schutz dienen konnte.

Und sicher hatten sie es sich ein schönes Stück Geld kosten lassen, die Indianer zu täuschen.

»Der Schleichende Fuchs gedenkt also die Ver­brecher nicht auszuliefern?«

»Nein! Die weißen Männer haben die Friedens­pfeife mit uns geraucht und stehen unter meinem Schutz!«

»Well, und wie lange gedenkt Ihr die Verbrecher zu schützen?«

»Bis sie mit ihrem Luftschiff wieder aufsteigen können! Hütet Euch, sich ihnen zu nähern, meine Krieger würden Euch daran hindern!«

Jim Buffalo sah ein, dass er bei dem betörten Häuptling nichts würde erreichen können und schwieg.

»Well, Häuptling, so geht und meldet den Räu­bern, dass ich sie dennoch fangen werde!«

Der Indianer ließ ein leises Lachen hören.

»Könnt Ihr auch in die Lüfte fliegen? Euer Wagen ist wie ein Büffel, der im Sterben liegt.«

Er wandte sich kurz ab, sprach leise mit seinen Kriegern und ritt dann wieder zum Lager zurück.

Die Indianer waren von ihren Pferden gesprun­gen und hatten sich rings im Kreis gelagert.

Als aber Jim Buffalo sich zu seinem Wagen be­geben wollte, um den schadhaften Reifen auszu­wechseln, sprangen sie sofort wieder auf und grif­fen zu ihren Waffen.

Es wäre Jim Buffalo ein Leichtes gewesen, mithilfe seines Maschinengewehres sich die unlieb­samen Wächter vom Leibe zu halten, doch wollte er es auf einen offenen Bruch nicht ankommen lassen.

Ruhig kehrte er zu seinem Sitz zurück und steckte sich eine Pfeife an.

»Well, warten wir!«, sprach er leise vor sich hin. »Ewig können die Schufte ja nicht hierbleiben, und gewiss werden sie versuchen, ihren Ballon wieder flott zu bekommen. Dann aber hütet euch, ein zweites Mal sollt ihr mir nicht wieder ent­kommen!«

Aufmerksam schaute er zum Lager hinüber.

Die Juwelenräuber schienen sich mit ihrem Bal­lon zu beschäftigen.

Er bemerkte, wie sich die schlappe Hülle wieder zu straffen begann und sich immer mehr aufblähte.

Stundenlang währte die jedenfalls recht mühsa­me Arbeit, als aber der Abend herannahte, war der Ballon wieder ziemlich gefüllt.

»Aha, sie gedenken im Dunkel der Nacht zu entkommen!«, murmelte er leise vor sich hin.

Zwei Stunden später war die Gegend ringsum in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt.

Nun konnte auch Jim Buffalo es wagen, seinen Wagen wieder in Ordnung zu bringen.

Die Wächter mochten zurückgekehrt sein oder vom Lager aus Weisung erhalten haben, jedenfalls wurde Jim Buffalo in seiner Arbeit nicht belästigt und bereits nach einer Stunde war der Schaden wieder behoben.

Gegen zwölf Uhr nachts ging der Mond auf.

Als Jim Buffalo zum Lager hinüberschaute, war der Ballon nicht mehr zu sehen. Hoch oben in der Luft war er nur noch als kleiner Punkt sichtbar.

Die Juwelendiebe waren abermals entkommen.

Ein lautes Freudengeheul vom Lager herüber verkündete ihm die gelungene Flucht.

Nun hielt es auch Jim Buffalo an der Zeit, die Verfolgung fortzusetzen.

Und diesmal legten ihm die Indianer kein Hin­dernis in den Weg.

»Hugh!«, sagte der Häuptling mit einer spötti­schen Handbewegung nach oben deutend. »Jetzt kann mein weißer Bruder suchen. Er wird sie nicht finden!«

Knatternd, von dem Hohngelächter der Rothäute begleitet, sauste das Teufelsauto in die Nacht hinein.

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