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Charlotte Printz – Im Netz der Lügen

Carla hat gemeinsam mit ihrer Halbschwester Wally ihre Detektivagentur etabliert, als eine neue Klientin in der Agentur anruft. Es handelt sich um Irma Müller, die Gattin des Bestatters Horst Müller, des bekannten Grab-Müllers, bei dessen Arbeit die Klienten mithilft.

Nach langen Ausführungen von Irma Müller über die Arbeit der Bestatter-Familie, die Werbung für das Unternehmen und den Charakter ihres Mannes offenbar sie Carla, dass sie die Agentur engagieren will, um ihren Ehering, den sie verloren hat, wiederzufinden. Irma erklärt, dass Ihr Mann temperamentvoll und eifersüchtig ist und dass sie deshalb den Ring dringend finden muss.

Carla, die zunächst vermutet, dass der Mann seine Frau misshandelt, erfährt, dass Irma, die nicht misshandelt wird, wünscht, dass Carla und Wally sofort kommen und nach dem Ring suchen. Sie ist bereit, für schnelles Kommen der Detektivinnen einen Aufpreis zu zahlen und überhaupt gut zu zahlen, ein Auftrag, der Carla sehr gelegen kommt, da die Agentur seit Wochen keinen wirklich lukrativen Fall hatte.

Irma ist sogar bereit, eine Anzahlung zu leisten, da sie genügend Geld im Haus hat, und so verspricht Carla, in einer Stunde dort zu sein.

Die Detektivin überlegt, dass es wirklich besser wäre, Wally mitzunehmen, selbst wenn ihr diese auf die Nerven geht und fragt sich, wo sie bleibt. Seit Tagen ist Wallys Eifer erloschen, mit dem sie im Büro herumlungerte und sich in alles einmischte, was sie nichts anging. Es scheint mit ihrem neuen Mann zusammenzuhängen, den sie vor allen geheim hält.

Er heißt Joachim und war ein hohes Tier bei der Berliner Zeitung, bevor er vor dem Bau der Mauer aus dem Osten der Stadt in den Westen flüchtete. Aber solange Wally nicht über Joachim reden will, will auch Carla schweigen.

Also schließt Carla das Büro ab und eilt in den dritten Stock des Hauses empor, wo sich die Wohnung befindet, die sie zusammen mit ihrer Mutter bewohnt. Dort findet sie Wally und ihre Mutter in der Küche. Carlas Mutter Ida, die ihre Tochter immer sehr hart behandelt hat und in deren Augen sie ein Herz wie eine Eiskönigin hat, weiß nicht, dass Wally die Tochter ihres Mannes und einer anderen Frau Ist und hält sie für eine entfernte Cousine von Carla.

Ida behandelt Wally viel gefühlvoller als ihre eigene Tochter, und Carla überlegt deshalb, ob sie ihr erzählen soll, dass ihr Vater im Osten der Stadt eine zweite Familie hatte und Wally seine zweite Tochter ist, die wegen des Mauerbaus nicht mehr zurück in ihre dortige Wohnung kann.

Carla entflieht der für sie unerträglichen Situation in ihr Büro und will dort auf Wally warten. Während sie ihre Utensilien, die sie für die Suche nach dem Ring mitnehmen will, sichtet, klingelt es an der Tür. Sie öffnet, und anstatt Wally ins Gesicht zu sehen, stößt sie fast mit ihrer Tante Lulu zusammen, in deren Schlepptau sich eine ihrer besten Freundinnen namens Henny befindet.

Ein verwickelter und historisch interessanter Kriminalfall beginnt, der die Detektivinnen von Nachtigall & Co. fast in den Abgrund reißt.

 

Charlotte Printz schreibt mit Im Netz der Lügen einen spannenden Kriminalroman, der auch den Humor nicht zu kurz kommen lässt, die Zeit, in der er spielt, sehr gut widerspiegelt und nicht zuletzt für jene Zeit ungewöhnliche Frauenpower zum Inhalt hat.

Carla ist dabei die seriösere Person im Vergleich zu ihrer Halbschwester Wally, aber diese hat dafür mit Agenten aus dem geteilten Deutschland des Jahres 1961 zu tun, sodass beide Frauenfiguren für den Leser dieses Romans gleichermaßen interessant sind.

Und noch weitere Frauen prägen das Bild in dieser Geschichte, wie Carlas Tante Lulu, eine alternde Schauspielerin, ihre Freundin Henny, die im Lauf der Story ermordet wir, Johanna Gandermann und Bertha, eine Agentin, die beide der bösen Seite der Medaille zuzuordnen sind, um noch weitere starke weibliche Figuren des Buches aufzulisten.

Dennoch kommen Im Lauf der Geschichte auch noch einige männliche Figuren zum Zug, die ebenfalls wichtige Rollen in diesen Krimi spielen, sodass es sich hier nicht um eine Erzählung handelt, die die Männer gänzlich ausschließt.

Zudem schreibt die Autorin zum Teil ihre Dialoge in Berliner Mundart, die daran erinnert, wo diese Story überwiegend spielt, nämlich im geteilten Berlin kurz nach dem Mauerbau, genauer gesagt, in Westberlin des Jahres 1961.

Außerdem wird dem Leser nahegebracht, wie die Stasi und der BND in dieser Zeit arbeiteten, und welche Vorsicht die Personen, die in deren Dunstkreis lebten, an den Tag legen mussten, um nicht unterzugehen.

Und auch die Nazivergangenheit einiger der beschriebenen Charaktere ist ein Thema dieser Geschichte, eine Vergangenheit, die zu jener Zeit oft genug Karrieren beendete.

Fazit:

Die Autorin erzählt in ihrem Kriminalroman die Geschichte vieler starker Frauen und einiger Männer in der Zeit gerade nach dem Mauerbau in Westberlin. Sie fesselt die Leser dabei nicht nur mit einer spannenden Kriminalgeschichte, sondern beschreibt auch die Zeit, in der diese spielt, detailliert und präzise.

Ich kann dieses Buch demjenigen Leser empfehlen, der gerne eine spannende Story, die in einer anderen Zeit spielt, konsumiert.

Die Autorin:

Charlotte Printz ist das Pseudonym der ehemalige TV-Redakteurin Beatrix Mannel. Die Autorin wurde 1961 in Darmstadt geboren und studierte nach dem Abitur Theaterwissenschaften, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Komparatistik und Italoromanistik in Erlangen, München und Perugia.

Sie schreibt für Erwachsene, Jugendliche und Kinder, und ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. 2017 gründete sie die Münchener Schreibakademie.

Im Netz der Lügen ist Der zweite Krimi über die Detektivinnen Carla und Wally von der Agentur Nachtigall & Co.

Charlotte Printz lebt in München.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
  • Foto der Autorin. Copyright: erolgurian. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.

(ww)

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