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Jim Buffalo – 29. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 29. Abenteuer Jim Buffalos
Eine Verbrecherjagd im Luftballon
2. Kapitel

Ein Teufelsstreich

In rasender Fahrt verfolgte Jim Buffalo den Lauf des Ballons, der sich nun wieder nordwärts ge­wandt hatte und in ziemlich raschem Flug über den Michigan-See dahinschwebte, bis ihn eine von Osten her wehende Brise erfasste und in nordwestli­cher Richtung nach Wisconsin hinauftrieb.

Die Juwelendiebe schienen auch bereits bemerkt zu haben, dass sie verfolgt wurden, denn immer wieder warfen sie Ballast aus, um die schwindende Tragfähigkeit des Ballons abzuschwächen.

Jim Buffalo bemerkte es deutlich, aber der Bal­lonbesitzer mochte doch die Wahrheit gesagt ha­ben, dass sich der Ballon nicht allzu lange würde halten können, denn schon nach kurzer Weile sank er wieder tiefer herunter, wenn er auch noch in beträchtlicher Höhe schwebte.

Es war eine eigenartige Verfolgung, die Jim Buffalo unternommen hatte.

Oft musste er den Motor zur Höchstgeschwindig­keit anstellen und trotzdem war der flüchtende Ballon noch immer weit voraus.

Dann wieder trieben ihn die fortwährend wech­selnden Luftströmungen südwärts und Jim Buffalo musste den ganzen Weg wieder zurückmachen.

Dazu bot das wellenförmige Gelände allerhand Schwierigkeiten, die nicht zu übersehen waren. Und besonders in der Nähe des Fox River mehr­ten sich die Hindernisse durch die hier häufig vor kommenden Sumpfstrecken, die ein Vorwärts­kommen fast unmöglich machten.

Hatte das Teufelsauto wieder halbwegs fahrbaren Boden erreicht, dann schwebte der Ballon schon wieder in ganz anderer Richtung oder er tauchte minutenlang in einer Wolkenwand unter, um dann an einer ganz anderen Stelle wieder zum Vor­schein zu kommen.

Schon längst war mehr wie eine Stunde vergan­gen, und noch immer hielt sich der Ballon in sei­nem Element.

Eine neue Schwierigkeit in der Verfolgung stell­te sich Jim Buffalo nun in Form eines Waldes entgegen, der sich meilenweit dahinzog und mit seinem undurchdringlichen Blätterdach ein Aus­schauen nach dem Ballon zur Unmöglichkeit machte.

Es galt wild umherliegendes Steingeröll oder vom Sturm geknickte Riesenbäume zu überwin­den, und nur der Vorzüglichkeit seiner Maschine hatte es Jim Buffalo zu danken, dass er überhaupt vorwärtskam.

Dabei waren die Verfolgten insofern im Vorteil, als sie von oben aus genau den Weg ihres Verfol­gers beobachten konnten, und wenn ihrem lustigen Gefährt auch jede Lenkungsmöglichkeit fehlte, so konnten sie doch nach Belieben an einer Stelle landen, die für Jim Buffalo unerreichbar war.

Jim Buffalo wollte schon, die Unmöglichkeit einer Verfolgung einsehend, umkehren, als er vor sich einen roten Schein bemerkte, der sich weit über den ganzen Himmel ausbreitete.

Im Augenblick vermeinte er, dass der Ballon in Brand geraten sei, aber nur zu bald sollte er erken­nen, dass der Schein von einem Feuer herrührte, das im Wald aufgekommen sein mochte, und sich bei der Dürre, die in den letzten Tagen geherrscht hatte, ungewöhnlich schnell verbreitete.

Wer aber mochte diesen Waldbrand angelegt haben?

Derartige Brände waren zwar nichts Ungewöhn­liches. Jim Buffalo sagte sich aber sofort, dass der Brand nur von den Juwelenräubern entfacht wor­den sein konnte, um eine weitere Verfolgung un­möglich zu machen.

Vielleicht hatten sie irgendetwas in Brand ge­steckt und aus dem Ballon heraus in den Wald geworfen?

Jim Buffalo sah nun deutlich die gewaltigen Feuergarben zum Himmel aufsteigen.

Etwa einen Kilometer vor ihm stand der Wald in hellen Flammen.

Ein wilder Fluch entfuhr seinen Lippen.

Eine kleine Lichtung gestattete ihm einen Aus­blick, und nun sah er deutlich den Ballon über sich schweben.

Die riesige Ballonhülle war schon sichtlich zu­sammengeschrumpft und die Gondel schwebte kaum einige Meter über dem Wald dahin.

Es konnte gar nicht mehr lange währen und die Verfolgten waren zur Landung gezwungen.

Unschlüssig schaute er in das hellprasselnde Feuermeer hinein.

Würde es die Schurken, die es entfacht, nicht auch verschlingen?

Nein, jenseits der Brandstätte musste sicher wie­der freies Gelände liegen, vielleicht näher, als er dachte.

Die Verfolgten hatten das Feuer nur entfacht, um ihrem Verfolger den Weg abzuschneiden.

»Durch – ich muss durch!«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.

»Vorwärts!« Gab es denn überhaupt noch ein Vorwärts durch diese Glut?

Jim Buffalo blickte noch einmal prüfend zum Himmel auf.

Die Rauchwolke wurde nicht stärker, ein Zei­chen, dass das Feuer keine Nahrung weiter fand.

Vielleicht waren es nur wenige Minuten, die ihn von der freien Ebene trennten?

Langsam fuhr er weiter.

Eine heiße Luft wehte ihm entgegen. Ein Knis­tern und Prasseln klang in seiner unmittelbaren Nähe und aus tausend glühenden Zungen grinste ihn das Teufelswerk der Verbrecher an.

Aber Jim Buffalo zögerte keinen Augenblick mehr, das furchtbare Wagnis zu unternehmen.

Sorgsam prüfte er seine Maschine.

Der Kühlbehälter war bereits warm, so intensiv machte sich die Hitze bemerkbar.

Und nur ein brennender Zweig durfte ihn treffen, und der Benzinbehälter stand in hellen Flammen.

Noch glühte und knisterte es ringsum, aber die Macht des Feuers schien bereits gebrochen zu sein, denn die Rauchwolken wurden immer dünner.

Der Ballon war durch die aufsteigende Hitze nochmals in die Höhe getrieben worden; dass er aber am Ende seiner Tragfähigkeit angekommen war, das bekundete das herabhängende Schlepptau, das die Verfolgten bereits ausgeworfen hatten.

Landeten sie außerhalb der heißen Luftwelle, so musste ihre Flucht gelingen, denn eine Verfolgung in den dichten Wald hinein wäre ihm unmöglich gewesen.

Und so nahe am Ziel, nur durch eine dünne Feuerwand getrennt, sollte sein Plan vereitelt wer­den?

»Nein, ihr sollt nicht über mich triumphieren!«, stieß er hervor.

Rasch bedeckte er den Vorderteil des Wagens mit der wasserdichten Schutzdecke, schloss das den Führersitz umgebende Glasgehäuse und riss den Hebel zur höchsten Geschwindigkeit herum.

Hoch auf bäumte sich der schwere Wagen unter dem gewaltigen Druck. Im nächsten Augenblick schoss das Teufelsauto wie ein Pfeil dahin, mitten in das Feuermeer hinein.

Minutenlang sah er nichts als Flammen und Flammen. Brennende Äste fielen auf die Schutz­decke nieder, die furchtbare Hitze ließ die dicken Glasscheiben bersten, und die Hitzewelle schlug ihm mitten in das Gesicht.

In kaum Sekundenkürze war der Hebel so heiß geworden, dass er die Hand mit seinem Mantel umwickeln musste.

Der Kühlbehälter war in eine Dampfwolke ge­hüllt.

Menschlichen und technischen Berechnungen nach musste der Motor in der nächsten Minute versagen und eine Explosion herbeiführen.

Jim Buffalo sah und hörte nichts mehr.

Die starren Augen waren auf den knatternden Motor gerichtet.

Da – ein befreiendes Aufatmen.

Das Feuermeer vor ihm teilte sich. Vor sich sah er den blauen Himmel, eine weite, wellenförmige Ebene.

Das unglaubliche, tollkühne Wagnis war gelun­gen.

Eine Strecke noch schoss das Auto vorwärts, dann riss Jim Buffalo den Hebel zurück und äch­zend und stöhnend, unter den Nachwirkungen der tollen Jagd noch zitternd, hielt das Auto inmitten einer welligen, von Gras bewachsenen Ebene, die sich meilenweit vor seinen Blicken ausdehnte.

Einige hundert Meter vor ihm schimmerten die klaren Fluten des Fox River zu ihm herüber.

Es war aber auch die höchste Zeit, dass ihm durch das nahe Wasser Rettung wurde, sonst wäre er trotz der eben erst bestandenen Gefahr doch noch verloren gewesen.

Der Kühler hatte durch die Hitze seine Funktio­nen ganz eingebüßt und der Motor hatte sich so heiß gelaufen, dass selbst das Öl dampfte.

Es war ein Wunder zu nennen, dass sich das Feu­er nicht auf den Benzinbehälter erstreckt hatte. Eine Explosion desselben aber hätte recht ver­hängnisvolle Folgen haben können.

Doch die waren ja nun glücklicherweise abge­wendet worden, und Jim Buffalo musste, wenn er den Wagen wieder gebrauchsfähig haben wollte, zunächst den Kühler wieder in Ordnung bringen.

Er versuchte nochmals, den Motor anzustellen, um näher an den Fluss heranzukommen. Derselbe hatte sich aber festgelaufen und rührte sich nicht von der Stelle.

Mit ein paar Sätzen war Jim Buffalo herunter und zum Fluss geeilt.

Nach einer halben Stunde hatte er den Kühler wieder so weit, dass eine Explosion nicht mehr zu befürchten war, und aufatmend lehnte er sich an den Wagen und schloss für Minuten die brennen­den Augen.

Die Teufelsfahrt durch das Glutmeer des bren­nenden Waldes war doch zu viel für seine Nerven gewesen.

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