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Sagen der mittleren Werra 90

Von der alten Kapelle bei Gumpelstadt, das Körfig1 genannt

Das Kirchlein von Alt-Gumpelstadt lag auf einem klei­nen Hügel in moorigen Wiesen links von der Straße nach Waldfisch. Zu dieser Straße sind leider die letzten Mauerreste der Kapelle verwendet worden. Bei Ausgrabung der­selben fand man dort noch viele halb vermoderte Skelette strah­lenförmig um die Kapelle herum und zwar so, dass jedes Mal das Haupt wie in einer Nische im Fundament ruhte.

Die Sage erzählt Folgendes über die Kapelle:

Es zog einst ein Edler aus Franken
zum Moorgrund in blutige Schlacht,
dort hat er die Heiden geschlagen
und weit aus dem Lande gejagt.

Und wo er den Kampf wohl bestanden,
da ließ er ein Kirchlein erbau’n,
dort waren noch lange die Gräber
der gefallenen Helden zu schau’n.

Bald aber trieben die Pfaffen
viel Unfug im heiligen Haus;
da stiegen die tapferen Helden
empört aus den Grüften heraus.

Erstickten in nächtlicher Stunde
die gottlosen Priester im Moor,
und reckten zum schaurigen Fluche
die knöchernen Arme empor.

Drauf rissen das Kirchlein sie nieder,
die Glocke erfasste der Sturm,
und warf sie weit von dem Hügel,
und brach auch den ragenden Turm.

Doch dort, wo die Glocke versunken,
da sprudelt nun reichlich und hell
aus des Moores dunkler Tiefe
der unergründliche Quell.

Und ziehen des Abends die Hirten
dem Wege am Brunnen entlang,
da tönt in das Herdengeläute
der Glocke ersterbender Klang.

Und senken die nächtlichen Schatten
sich nieder aufs schwankende Moor,
dann steigen als feurige Männer
die gottlosen Pfaffen empor.

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  1. Kirchhof