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Ellen Sandberg – Das Unrecht

Ellen Sandberg – Das Unrecht

Im Wismar von 1988, kurz vor dem Mauerfall, leben einige Jugendliche, unter ihnen Volker, Annett und Mischa. Sie haben eine Clique, die sich regelmäßig in der Ruine eines Wochenendhauses trifft, das während der Nazizeit einem Künstlerpaar gehört hatte und im Frühling 1945 von den Briten zerstört und nie wieder instand gesetzt wurde.

Mischa und sein Freund Sandro hoffen, nach dem Schulabschluss nicht sofort zum Militär der DDR, also zur NVA, eingezogen zu werden und vorher studieren zu dürfen. Mischa allerdings ist pessimistisch, vor allem, weil gerade zwei NVA-Offiziere in der Schule waren, die einen Vortrag über die Vorzüge des Wehrdienstes hielten und ihnen ziemlich deutlich machten, dass man in er in der Regel erst dann studieren durfte, wenn man bei der NVA war.

Selbst wenn man versuchte, aus ethischen Gründen den Dienst an der Waffe zu verweigern, wusste man nicht, ob man beim Wehrkreiskommando damit durchkäme. Falls man diese Hürde trotzdem nahm, bedeutete dies das Aus fürs Studium. Die Wehrdienstverweigerer, die stattdessen zivilen Dienst leisteten, wurden in der Regel nicht zugelassen. Aber Mischa und Sandro wollen trotzdem den Dienst mit der Waffe nicht leisten.

Sandro will ins Kirchenasyl, denn er hat Kontakte in die Szene von Friedens- und Umweltaktivisten. Volker, ein weiteres Mitglied der Clique, die zudem zusammen eine Band betreibt, will stattdessen zur NVA, obwohl auch er sich nicht darum reißt, zum Militär zu gehen. Aber nach dem Wehrdienst, so glaubt er jedenfalls, kann er dann studieren, was er will. Er will sich sogar für drei Jahre verpflichten, denn dies ist die Voraussetzung.

Es folgt eine Diskussion darüber, dass die Veränderungen, die Gorbatschow auf den Weg gebracht hat, nicht dazu führen, dass der SED-Staat das gesellschaftliche System der DDR ändert, obwohl der russische Anführer betont hat, dass jeder sozialistische Bruderstaat sein gesellschaftliches System frei wählen könne. Die Russen würden nicht einmarschieren, wie 1968 in Prag, falls sich ein Land für ein anderes als ein sozialistisches System entscheide.

Nach einem Versuch, für das Abitur zu lernen, der nicht von großem Erfolg gekrönt ist, geht Mischa schließlich mit Volker und Annett am Strand spazieren. Endlich schickt Mischa Volker zum Übungsraum der Band, um Kathis Keyboard zu reparieren. Missmutig verlässt Volker die anderen. Nach einem kurzen Gespräch gibt Mischa Annett einen Kuss.

Im Anschluss an diese Begebenheiten im Jahr 1988 schildert die Autorin im folgenden Kapitel die Ehe von Volker und Annett im Bamberg des Jahres 2016, 28 Jahre später, und eine hochdramatische Geschichte über Verrat, Lüge und Mord nimmt ihren Lauf, in welche die beiden Eheleute tief verstrickt sind.

 

Ellen Sandberg schreibt mit Das Unrecht einen hoch spannenden und emotional mitreißenden Roman. Schritt für Schritt enthüllt die Autorin dabei eine Geschichte von Verrat und Lügen, die mehrere Leben zerstören und am Ende zu mehreren Morden führen.

Der Leser ist bis zum Ende nicht voll im Bilde über die Taten, die zum Teil in der Zeit des Nazireiches, dann im Wismar der Vorwendezeit und endlich in der BRD nach der Wende stattfanden, und erst im allerletzten Kapitel des Buches ist schließlich das gesamte Ausmaß des beschriebenen Unrechts für jedermann offensichtlich.

Aber die Verfasserin schreibt nicht nur eine mitreißende Story, sondern sie besitzt auch psychologisches Gespür und beschreibt ihre Charaktere sehr glaubwürdig und verdeutlicht ihre Entwicklung, die sie durch die Abfolge von Verrat und Lügen in ihrem Leben zwangsläufig erfahren.

Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass Ellen Sandberg die Geschichte der DDR kurz vor dem Mauerfall und auch die Denk- und Handlungsweisen der Jugendlichen dieser Zeit im Osten sehr genau recherchiert und sehr authentisch beschrieben hat, sodass man fast glauben möchte, es handele sich bei ihrem Roman um die Beschreibung einer wahren Geschichte, die sich so zugetragen habe, wie sie erzählt wird.

Fazit:

Die Autorin legt mit Das Unrecht ein äußerst spannendes, mitreißendes Buch vor, das man bis zum Ende lesen muss, um das Ausmaß der beschriebenen Lügen und des Verrats zu erfassen. Ellen Sandberg kennt dabei nicht nur die Denk- und Handlungsweisen der Jugendlichen in der DDR der Vorwendezeit, sondern sie besitzt zudem ein psychologisches Gespür für die Entwicklung der beschriebenen Personen, die durch die wechselnden Situationen, die sie beeinflussen, hervorgerufen wird.

Ich kann dieses Buch dem Leser empfehlen, der gerne einen kritischen Roman über die Abgründe der DDR und deren Fortsetzung im Deutschland der Nachwendezeit lesen möchte und sich dabei nicht scheut, auch harte Szenen vorgesetzt zu bekommen.

Die Autorin

Ellen Sandberg ist das Pseudonym der Autorin im Inge Löhnig. Die Schriftstellerin ist 1957 in München geboren und wuchs in einem Dorf in der Nähe auf. Nach dem Fachabitur studierte sie Graphikdesign, bevor sie als Artdirektorin bei verschiedenen Werbeagenturen und auch selbstständig in diesem Beruf arbeitete. Danach war sie ausschließlich als Schriftstellerin tätig.

Ihre psychologischen Spannungs- und Familienromane brachten ihr großen Erfolg. Sie standen monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste und begeistern mit wichtigen Themen der deutschen Vergangenheit zahllose Leserinnen und Leser.

2022 wurde der Autorin der Verfassungsorden des Freistaates Bayern verliehen.

Unter ihrem bürgerlichen Namen veröffentlichte sie erfolgreiche Kriminalromane. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Quellen:

• Ellen Sandberg, Das Unrecht, Penguin Verlag, 1. Auflage, München 2022

• de.wikipedia.org

www.ellen-sandberg.de

www.penguin.de

Bilder:

• Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

• Foto der Autorin. Copyright: Frank Bauer. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

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