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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 48

Die Herkunft der von Bredow

Der Teufel hatte einmal Musterung auf der Erde gehalten und all die Edelleute, die nicht mehr guttun wollten, in einen großen Sack gesteckt, den auf den Rücken getan, und war lustig damit zur Hölle geflogen. Wie er nun über die Stadt Friesack kam, so streifte der Sack etwas hart an der Spitze des Kirchturms, sodass ein Loch hineinriss und eine ganze Gesellschaft von Edelleuten, wohl ein Vier­teil der Bewohner des Sacks, ohne dass der Teufel es gemerkt hätte, herausfiel. Das waren aber die Herren von Bredow gewesen, die nun nicht wenig froh waren, den Krallen des Teufels für diesmal entkommen zu sein. Zum Andenken nannten sie nun die Stadt, wo der Sack das Loch bekommen und sie befreit hatte, Friesack, und von hier haben sie sich dann über das ganze Havelland verbreitet, wo bekanntlich eine große Menge von Rittergütern in ihrem Besitz ist. Die Namen derselben haben sie ihnen ebenfalls gegeben, und zwar meist nach der Richtung des Weges, den sie nahmen. Der Älteste der Brüder nämlich, der in Friesack blieb, sagte zum Zweiten: »Gå beß (besser) hin«. Da nannte dieser den Ort, wo er sich niederließ, Beßhin, woraus nachher Pessin wurde; ein Dritter ging von Friesack, das am Rande des mächtigen Havelländischen Luchs liegt, landeinwärts, darum nannte er seine Ansiedelung Land in; ein Vierter ging denselben Weg entlang, wie der Zweite, und baute Selbelang; ein Fünfter ging von dort aus rechts zu (rechts too) und baute Reetzow, ein Sechster endlich nannte sein Dorf Bredow. Im Sack war noch ein Herr von Arnim, als der sah, dass es den Bredows so gut gegangen war, wollte er nachspringen, ehe der Teufel das Loch wieder zu machte. Da riefen ihm die anderen, die noch im Sack waren zu: »Wag’s nit! Wag’s nit!« Er aber wagte es doch und kam auch glücklich hinunter. Da hatte er das Dorf Wagnitz gebaut.

Einige meinen, der Prediger von Friesack habe dabei seine Hand im Spiel gehabt, dass der Teufel mit dem Sack an die Kirche angestreift und dieser so ein Loch bekommen habe. Der Prediger hätte gerade vor der Kirche gestanden, wie der Teufel mit dem Sack über den Ort weggefahren sei, und habe, als er dies gesehen hatte, einen Bann gesprochen, dass der Teufel ganz irre geworden und so mit dem Sack gegen die Kirchturmspitze gekommen sei. Deshalb hätten die Bredows der Kirche auch das Rittergut Warsow geschenkt, welches noch heutzutage der Oberprediger von Friesack, wie schon oben bei der Nippel-Nepel-Sage erwähnt, mit allen Patro­nats- und Obrigkeitsrechten besitzt.