Jim Buffalo – 28. Abenteuer – Kapitel 2
Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 28. Abenteuer Jim Buffalos
In den Florida-Sümpfen
2. Kapitel
Auf der Spur
Dank der vorzüglichen Konstruktion seiner Teufelsmaschine hatte Jim Buffalo die weite Strecke bis nach Südflorida hinunter in weit kürzerer Zeit zurückgelegt, als es ihm mit der Bahn möglich gewesen wäre.
Nun stand er im Portal des Hotels General Jefferson, dem Wirt desselben gegenüber, der auf seine Frage nach Missis Morton bedauernd mit den Achseln zuckte.
»Einen Tag zu spät, Mister! Das Ehepaar ist gestern Morgen wieder abgereist.«
»Wissen Sie, wohin sie sich gewandt haben könnten?«
»Nein! Die Reisenden haben kein Ziel angegeben. Im Übrigen geschah die Abreise in einer ziemlichen Hast, die wohl durch die Krankheit der jungen Frau bedingt war.«
Jim Buffalo zuckte erschreckt zusammen.
»Können Sie mir nähere Aufschlüsse geben?«
»Was ist da viel zu sagen!«, meinte der Wirt achselzuckend. »Die junge Frau schien mir schon krank, als sie hier ankamen. Hat mich gleich gewundert, was sie eigentlich hier unten wollten, denn die Gegend hier herum ist doch zu allem anderen geeignet als zu einer Hochzeitsreise! Wer hier wohnen will, muss verdammt gute Lungen haben.«
»Und die junge Frau war in der Tat krank, schwer krank«, stieß Jim Buffalo erregt hervor.
»Well, dann stehe ich einfach vor einem Rätsel! Das obere Florida mag gesund sein, aber hier unten, – hol mich der Henker, – kann kein Mensch gesund werden.«
»Wie war das Benehmen des jungen Mannes, ihres Gatten?«
»Darüber lässt sich nichts sagen! Gentlemanlike, wie es Damen zukommt. Mister Morton war sehr besorgt um seine junge Frau, fast übertrieben besorgt schien es mir, er schien sie sehr lieb zu haben.«
»Oder weit eher ihr Geld!«, stieß Jim Buffalo hervor.
Der Wirt ließ einen leisen Pfiff hören.
»Aha, weht der Wind daher? Dann kann ich die arme junge Frau nur bedauern. Es ist zwar mein Geschäft, aber ich habe schon manches Pärchen ankommen und nur einen von beiden wieder zurückfahren sehen. Unsere Sümpfe sind ein Allheilmittel für ungebetene oder lästige Anhängsel.«
»Was ist nun zu tun?«, fragte Jim Buffalo ganz fassungslos.
Der Wirt zuckte abermals die Achseln.
»Bedaure, Ihnen da keinen Rat erteilen zu können! Vielleicht erfahren sie Näheres auf der Station?«
»Danke, ich kehre gleich wieder zurück!«
Jim Buffalo war wieder auf sein Auto gesprungen und jagte zur Station hinaus.
Aber seine Nachforschungen nach dem jungen Paar waren auch hier erfolglos.
Man hatte das junge Paar wohl ankommen sehen, aber abgereist war es auf keinen Fall, versicherte der Bahnhofsvorsteher mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel übrig ließ.
»Die einzige Möglichkeit wäre, dass sie zum See hinüber sind und ein Schiff benutzt haben, oder …«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Was man nicht gern sagt, wenn man keine Unannehmlichkeiten haben will!«
»Und wenn es sich um das Leben der jungen Frau handelt?«
»War sie denn nicht in Begleitung ihres Gatten?«
»Allerdings!«
»Well, dann wird der schon am besten wissen, was ihr zuträglich sein kann! Wenn es rechtlich getraute Eheleute waren, dann gibt es kein Recht in der Union, ihre Reiseentschlüsse zu bevormunden!«
»So erklären Sie sich doch deutlicher, Mann!«, drängte Jim Buffalo.
»Well, früher waren die Sümpfe ein beliebter Zufluchtsort für entlaufene Sklaven, und in der Neuzeit mag ihnen auch manches Pärchen diesen Trick abgelauscht haben. Und vor der Alternative: Wir sterben hier in den Sümpfen oder ihr gebt uns Euren Segen, mag wohl mancher bockbeinige Schwiegervater die Segel gestrichen und Ja und Amen gesagt haben!«
Der Beamte sah sich scheu um.
»Wissen Sie, Verehrtester, wenn ich meine Schwiegermutter da acht Tage hinunterschicken könnte, ich tat es mit dem größten Vergnügen.«
So humoristisch diese Worte klingen sollten, Jim Buffalo merkte sofort heraus, wie sie zu deuten waren.
Bange Sorgen quälten ihn.
Wenn Mister Morton mit seiner Frau nicht abgereist war, dann hatte er sie in die Sümpfe geführt, um ihren schwachen Lebensfaden mit Gewalt zu zerreißen.
»Wollen sie die Güte haben und mir ihre etwaige noch nachträgliche Abreise zum General Jefferson melden?«
»Es sollte mir ein Vergnügen sein, das tun zu können«, versetzte der Beamte. »Ich werde wohl aber kaum den Auftrag ausführen können.«
Wenige Minuten später war Jim Buffalo wieder im Hotel angelangt.
Hier ließ er sich einen Imbiss geben.
»Nun, haben sie die Spur des jungen Paares gefunden?«, fragte der hinzutretende Wirt.
»Ich denke, ja!«, entgegnete Jim Buffalo finster. »Abgereist sind sie jedenfalls nicht!«
»Alle Wetter, dann also zu den Sümpfen hinüber?«
»Ich muss es nach dem Gehörten leider befürchten. Ist der Weg in die Sümpfe hinein befahrbar?«
»Nur mit einem kundigen Führer, sonst wären Sie verloren.«
»Könnten Sie mir einen solchen besorgen?«
»Wird schwer halten! Da hinunter geht keiner gern, wenn er nicht gerade etwas ausgefressen hat.«
»Ich muss aber einen haben, koste es, was es wolle!«
Der Wirt sann einen Augenblick nach.
»Well, einen wüsste ich schon, der die Sümpfe wie seine Tasche kennt. Es ist allerdings nur ein Schwarzer.«
Der Mann sprach das letzte Wort mit solch einer Verachtung aus, die deutlich die Missachtung zeigte, mit der man hier jeden schwarzen Mann betrachtete.
»Gleichviel, und wenn es der Teufel selbst wäre!«
»Well, dann fahren sie nur die Straße südwärts, und Sie werden auf die Hütte des schwarzen Tom stoßen! Der Kerl ist zwar einer der niederträchtigsten schwarzen Halunken, die es auf Gottes Erdboden gibt, aber wie gesagt, mit den Sümpfen so vertraut, wie mit seiner ewig leeren Tasche.«
Jim Buffalo bezahlte und dankte.
Wenige Minuten später hielt das Teufelsauto vor der bezeichneten Hütte des Negers.