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Der Spurenfinder

Marc-Uwe, Johanna und Luise Kling
Der Spurenfinder

Elos von Bergen, der berühmteste Spurenfinder der Verlorenen Provinzen, stammt aus Iriandria, der Hauptstadt des Königreiches Dreibrücken. Dreibrücken, ein Binnenland, ist die kleinste, aber schönste der Verlorenen Provinzen, zumindest nach dem Urteil seiner Einwohner.

Elos ist seiner Meinung nach kein Spurensucher, sondern ein Spurenfinder, denn Spuren suchen kann ja jeder, auf das Finden kommt es an. Er hat schon viele Spuren gefunden und auf diese Art knifflige Fälle gelöst. Einen Fall allerdings, so gibt er selbst zu, konnte er nicht lösen. Was es mit diesem Fall auf sich hat, erzählt er niemandem.

Der Spurenfinder hat zwei Kinder, einen talentierten Jungen, der sehr gut zeichnen kann und eine kluge Tochter, die die beste Schülerin von allen ist. Das Mädchen heißt Ada, der Junge Naru. Sie sind Zwillinge und beide zwölf Jahre alt. Die beiden haben keine Mutter mehr, da diese kurz nach ihrer Geburt verstarb. Der Vater spricht selten von ihr, aber wenn, dann können die beiden die große Liebe fühlen, die er für sie empfunden haben muss.

Vor einigen Jahren, als Elos die Spur eines Nachtmagiers fand, der nicht gefunden werden wollte, entgingen er und die Zwillinge nur knapp der Rache des Magiers. Der Schurke steckte in einer mondlosen Nacht ihr Haus in Brand. Es war ihr Glück, dass Naru damals nicht schlafen konnte und das Feuer rechtzeitig bemerkte. So entgingen alle drei dem Feuer.

Als sie zu dritt beobachteten, wie die Flammen ihr Haus fraßen, überdachte Elos sein Leben. Damit der Tod seinen Kindern nicht noch einmal so nahekommen konnte, beschloss er, das Spurenfinden an den Nagel zu hängen und mit den Zwillingen in das verschlafenste Dorf zu ziehen, das es in Dreibrücken gab. Es hieß Friedhofen und war nach seinem Gründer benannt. Der Name war die Abkürzung für Friedrichs Hof. Ada und Naru aber dachten stattdessen, das Dorf habe seinen Namen aus ganz anderen, offensichtlicheren Gründen bekommen, denn man konnte genauso gut tot sein, wenn man darin wohnte, so wenig war dort los.

Aber genau dies hatte Elos sich gewünscht, als er mit den Kindern dorthin zog. Keine dunklen Geheimnisse, keine Verbrechen, keine Morde, einfach nur Ruhe und Frieden, das hatte er gewollt. Daraus allerdings wurde selbst in diesem Kaff nichts, zur Freude von Ada und Naru.

Es kam nämlich in Friedhofen zu einem Mord am Dorfvorsteher, der den Namen Emmett Freling trug. Er war ein adretter Mann Anfang vierzig mit feinen Gesichtszügen und einem hübschen Lächeln. Er trug einen Vollbart, der noch kaum grau und sorgfältig gestutzt war. Gleiches galt für seine schwarzen Haare. Seine Hände waren weich und gepflegt.

Der Holzfäller des Dorfes fand den toten Dorfvorsteher am Rand des Waldes, und bald war im ganzen Dorf bekannt, dass Emmett ermordet wurde. Zumindest deuteten die Spuren am Ort darauf hin.

Elos hatte eigentlich seinen Beruf als Spurenfinder aufgeben wollen und konnte zusammen mit seinen Kindern gut von der Leibrente seines Königs leben. Nun aber war seine Expertise gefragt, und er ließ sich darauf ein, den Tatort und die Leiche zu untersuchen.

Aber dabei blieb es nicht. Elos und die Zwillinge nahmen die Spur auf und untersuchten den Mord, die Ursachen und die ganze Geschichte, die dahintersteckte. Schließlich befanden die drei sich in einem verwickelten und gefährlichen Fall, in dem auch ihr Leben am Ende bedroht wurde.

 

Mit dieser von Bernd Kissel professionell und wunderschön illustrierten Story schreiben die Kling-Zwillinge und ihr Vater einen Fantasy-Krimi mit viel Humor. In ihre Figuren haben die Autoren sehr viel Liebe investiert und vermutlich eine Familie beschrieben, die ihrer eigenen ähnlich ist. Elos von Bergen und seine Kinder sind sehr detailliert und witzig dargestellt und ihr Umgang untereinander und mit anderen Menschen ist psychologisch treffend geschildert.

Die Geschichte fängt zwar sehr langsam an und wird zunächst sehr breit erzählt, nimmt dann aber Fahrt auf und bewegt sich spritzig und auch überraschend auf ein interessantes Ende zu. Zunächst denkt man, es handele sich um einen politischen Mord, wird dann zum Schluss aber eines Besseren belehrt. Spuren zu finden ist also nicht so einfach, wie man glaubt.

Fazit:

Der Spurenfinder ist – vermutlich dank der mithilfe der Kling-Zwillinge – ein Roman von einer Familie über eine Familie und vermag es meiner Meinung nach, nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene zu verzaubern.

Es handelt sich hier um eine gelungene Geschichte, die ein talentierter Autor und seine beiden Kinder, die vielleicht ebenso talentiert sind, wie er, mit sehr viel Herzblut und einem Augenzwinkern geschrieben haben. Hinzu kommt die ebenfalls außergewöhnliche Illustration eines begabten Malers.

Ich möchte dieses Buch allen Fantasy-Freunden von 9 bis 99 Jahren empfehlen und wünsche viel Spaß beim Lesen einer verwickelten und ungewöhnlichen Story.

Die Autoren:

Marc-Uwe Kling wurde 1982 in Stuttgart geboren. Seine Eltern waren Speditionskaufleute. Kling erlernte das Klavier- und Gitarrenspiel und zog mit 20 Jahren nach Berlin. An der FU studierte er Philosophie und Theaterwissenschaft. Seit 2003 tritt er auf Berliner Bühnen auf. Nach künstlerischer Arbeit vor allem bei Poetry-Slams – er gewann 2006 und 2007 bei den Deutschen Meisterschaften in der Einzelwertung – veröffentlichte er von November 2020 bis März 2023 mit Bernd Kissel auf Zeit online Comics, deren Protagonisten er selbst und das Känguru waren.

2022 hatte er sein Debüt als Regisseur mit Die Känguru-Verschwörung. Der Film basiert wie sein Vorgänger Die Känguru-Chroniken auf seinen Büchern.

Seit 2011 ist Kling Vater von Zwillingstöchtern, mit denen er den Fantasy-Roman Der Spurenfinder schrieb. Um ihre Identität zu schützen, publizieren die Zwillinge unter Pseudonym. Mark-Uwe Kling gewann eine Reihe von Preisen.

Über Johanna Kling gibt es wenig bis keine Informationen. Man weiß nur, dass sie eine Zwillingsschwester hat.

Luise Kling ist die besagte Zwillingsschwester von Johanna.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Ullstein Buchverlage.
  • Foto eines Autors. Copyright: Sven Hagolani. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Ullstein Buchverlage.

(ww)