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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 46

Der Rabe mit dem Ring am Rathenower Tor zu Brandenburg

Auf der Spitze des Rathenower Tors zu Branden­burg sieht man einen Raben, in dessen Schnabel ein Ring mit daran befindlicher Kette sichtbar ist. Das Wahrzeichen hat folgende Bedeutung.

Einem der Brandenburger Bischöfe war nämlich einst ein Ring weggekommen, und da, so viel er auch hin und her sann, wer ihn genommen haben könnte, doch sein Verdacht sich immer wieder auf einen Diener wendete, der allein in seinem Zimmer gewesen war. So befahl er, dass dieser wegen des Diebstahls mit dem Tode bestraft werde. Der Befehl wurde auch sogleich vollzogen. Darauf vergingen einige Jahre, da wurde an dem Dach eines der Kirchtürme etwas gebessert, und man fand viele Rabennester und wunderbarerweise in einem derselben den Ring, um dessentwillen der arme Diener hingerichtet worden war.

Da hat der Bischof jenes Wahrzeichen machen lassen, dass es für ewige Zeiten zur Warnung diene.

Der Überfall von Rathenow und der Landrat von Briest

In der Umgegend von Rathenow weiß man noch man­ches aus der Schwedenzeit zu erzählen, namentlich wie der Landrat von Briest auf Bähne dem großen Kurfürsten geholfen habe, die Stadt zu überfallen und den Schweden wieder abzunehmen. Er hat, heißt es, die schwedischen Offiziere auf seinem Gut Curland, nördlich von Rathenow, den Abend vorher eingeladen und beim Mahl trunken gemacht, dann auch den Überfall des Wassertores, in welches die Branden­burger eindrangen, durch eine Kriegslist ermöglicht. Im Morgengrauen des 15. Juni 1675 schickte er nämlich Wa­gen mit Bier- und Branntweintonnen von seinem anderen Gut Bähne jenseits der Havel nach Rathenow, wie er es oft vorher getan hatte; statt der Knechte zogen sich aber Brandenburgische Reiter Kittel über und setzten sich auf die Wagen; auch in den Fässern steckten solche. So fuhren sie, als der Kurfürst mit seinen Truppen schon in der Nähe war, an das Tor und klopften an. Die Wache fragte, was sie wollten. Da rief der Briest’sche Verwalter, der den Zug führte, hinüber: »Ik bringe ju Bier.«

Da ließen die Schweden sie hinein; die angeblichen Knechte aber zogen ihre Säbel und hieben die Wachen nieder. So wurde das Tor genommen, die Brandenburger drangen ein und nahmen die Stadt. Das war drei Tage vor der Schlacht von Fehrbellin.

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