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Secret Service Band 2 – Kapitel 8

Francis Worcester Doughty
Secret Service No. 2
Old and Young King Brady Detectives
Told by the ticker
Oder: Die zwei King Bradys in einem Wallstreetfall
Eine interessante Detektivgeschichte aus dem Jahr 1899, niedergeschrieben von einem New Yorker Detective

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Detektiv Old King Brady, der mehr Rätsel gelöst hat als jeder andere Detektiv, von dem man je gehört hat.

In der Reihe der Geschichten, die in SECRET SERVICE veröffentlicht werden, wird ihm ein junger Mann zur Seite stehen, der als Young King Brady bekannt ist und dessen einziges Lebensziel darin besteht, Old King Brady darin zu übertreffen, gefährliche Fälle aufzuklären und die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Wie gut ihm dies gelingt, wird in den folgenden, im SECRET SERVICE veröffentlichten Geschichten ausführlich geschildert.

Kapitel VIII

Der Tresor wird geöffnet

Was für eine dramatische Wendung! Young King Brady erkannte viel zu spät, in welche Falle er getappt war.

Auf dem Rücken liegend, mit dem Knebel im Mund, erkannte er, dass seine Chancen zwar aussichtslos waren, er aber noch lange nicht aufgegeben hatte.

Die Männer, in deren Hände er geraten war, waren gnadenlose Feinde, und sie würden ihm wenig Gnade erweisen – was für eine aufregende Wendung!

»Aha!«, knirschte einer von ihnen und blickte ihm im Schein einer Blendlaterne ins Gesicht. »Ihr dachtet, ihr wärt schlau, was? Aber ihr habt es mit der falschen Bande zu tun, Leute!«

Und wer trat da aus der Dunkelheit hervor? Es war niemand Geringeres als Biff McClure!

»Du kannst genauso gut deine Gebete sprechen«, sagte der andere mit einem frechen Grinsen, denn es waren nur zwei der Schurken.

»Young King Brady, was?«

»Ho, ho, ho!«

»Weißt du, was wir mit dir machen werden?«

»Wir lassen ihn in den Fahrstuhlschacht fallen, und dann geht die Party richtig los!«

»Was könnte schon schiefgehen, wenn wir ihn in einen Schornstein werfen? Wäre er nicht ein großartiger Schornsteinfeger?«

Young King Brady konnte nicht antworten, so aufgeregt war er!

Doch dann geschah etwas Unglaubliches: Er konnte sehen! Im Licht ihrer Laterne, die ein geheimnisvolles, dunkles Licht warf, konnte er erkennen, wer die beiden Männer waren, die ihn da so unfreundlich behandelten: Der eine war Biff McClure, der andere Mike Hurl!

Sie verspotteten und verhöhnten ihn eine ganze Weile lang.

Dann ging Hurl zum Fenster.

»Was für ein seltsames Gefühl, dass die Kerle nicht zurückkommen«, flüsterte er heiser. »Zeit ist jetzt ein wertvolles Gut.«

»Verflixt, Dixy hat den Werkzeugkasten vergessen.«

»Er vergisst immer etwas. Da sind sie schon!«

Schleichende Schritte waren auf dem Dach zu hören, und dann kamen Bent und Carter die Strickleiter hinunter und ins Gebäude.

Die vier Tresorknacker waren nun alle da.

Carter und Bent waren begeistert, Young King Brady endlich gefangen zu haben.

»Ich weiß allerdings nicht, was das bedeuten könnte«, sagte Bent misstrauisch.

Der andere alte Kauz ist bestimmt irgendwo in der Nähe. »Die beiden sind immer zusammen unterwegs, da bin ich mir sicher.«

»Das glaubst du doch selbst nicht!«, sagte Carter bestimmt. »Wir haben den alten Kerl unten an den Docks abgehängt. Stimmt doch, Mike?«

»Das haben wir!«, bestätigte Mike. »Der alte Kerl hat uns aus den Augen verloren, als wir mit der Salzfähre nach Staten Island rübergefahren sind.«

»Da bin ich aber froh«, sagte Biff und atmete erleichtert auf. »Ich sage euch, er ist gefährlich.«

»Das ist er auch«, stimmte Dixy zu. »Aber was sollen wir mit dieser Natter machen?« Er gab Young King Brady einen Tritt mit dem Fuß.

»Wir werden ihn umlegen«, sagte Biff mit Nachdruck. »Aber jetzt nehmen wir ihn erst einmal mit, damit er uns beim Safeknacken hilft.«

»Pack mit an, Mike.«

Hurl und Carter hoben den Detektiv hoch.

Sie trugen ihn den Korridor entlang zu einer Tür, auf deren Glas »Sharpe & Dunn« stand.

Hier holte Biff einen Schlüssel hervor.

Er hatte sich den Schlüssel besorgt, indem er dem Hausmeister K.o.-Tropfen verabreichte, wie angekündigt.

Die Tür zum Büro des Maklers war in kürzester Zeit geöffnet.

Sie betraten den Raum.

Vor ihnen erstreckte sich ein langer Tresen, dahinter eine Glastrennwand, die den Zählraum vom Rest des Büros abtrennte.

In der Trennwand war eine Tür, die Biff mit einem weiteren Schlüssel öffnete.

im dahinterliegenden Raum befanden sich verschiedenen Schreibtische der Angestellten und der große Tresor.

Ein schwaches Licht brannte.

Zu bestimmten Zeiten kontrollierte der Wachmann oder Hausmeister des Gebäudes das Vorzimmer, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.

Doch dieser Wachmann befand sich in einer Ecke einer Spelunke in der Chatham Street, wo er unter dem demoralisierenden Einfluss von K.o.-Tropfen versteckt wurde.

Young King Brady schleppten die Ganoven ins Innere des Büros.

Man ließ ihn einfach auf dem Boden liegen.

Aber McClure sah ihn plötzlich an und sagte mit Nachdruck: »Dem Wiesel kann man nicht trauen. Gib mir ein Seil, Dixy, und wir werden uns um ihn kümmern.«

Der Ganoven holte ein Stück Seil hervor.

Young King Brady wurde auf die Beine gestellt und an eine eiserne Säule gefesselt, die die Decke des Raumes stützte.

Dann machten sich die vier Tresorknacker an die Arbeit.

McClure war ein Tresorexperte.

Er arbeitete lange Zeit an der Kombination. Er drehte den Knauf des Zahlenschlosses vor und zurück und im Kreis.

»Dreiundvierzigste Kombination«, verkündete er nach vierzig Minuten harter Arbeit. »Das ist verdammt schwer. Ich bin mir sicher, dass sie erst kürzlich geändert wurde und dass es irgendwo einen neuen Riegel gibt.«

Doch plötzlich gab es ein Surren und ein Klicken, und die große Tresortür bewegte sich zurück.

Ein freudiges Raunen entrang sich dem Quartett.

Als Nächstes nahmen die Männer die innere Tür des Tresors in Angriff. Diese aufzubohren war einfacher, als zu versuchen, das Schloss zu knacken.

Also machte sich McClure mit Elan an die Arbeit.

Er bohrte mehrere kleine Löcher um das Schloss herum.

Dann führte er eine Stahlstange ein und versuchte, die Zuhaltungen aufzuhebeln. Es klappte nicht, also versuchte er es auf eine andere Art.

»Gib mir einen anderen Bohrer«, sagte er bestimmt.

Er begann erneut zu bohren.

Es dauerte eine Weile, bis das Loch gebohrt war.

Die vier Tresorknacker waren vollkommen auf ihre Aufgabe konzentriert.

Sie vergaßen ihren Gefangenen bei dieser Tätigkeit. Young King Brady konnte diese Unachtsamkeit jedoch nicht ausnutzen.

Er war einfach zu gut gefesselt.

Doch sein scharfes Ohr registrierte ein Geräusch, das ihn sofort alarmierte.

Es war ein eigenartiges, knirschendes und gleitendes Geräusch, schwach, aber dennoch für ihn deutlich wahrnehmbar.

Es kam aus dem Flur hinter dem Zählraum.

Der junge Detektiv wusste sofort, was es bedeutete.

Jemand kam über die Strickleiter durch das Fenster herein.

Die Tresorknacker hatten dies nicht gehört. Sie arbeiteten fleißig an dem Tresorschloss.

Plötzlich ließ McClure sein Werkzeug fallen und drehte sich um.

»Pst!«, zischte er. »Zieht jetzt eure Schießeisen! Wir sitzen in der Klemme, aber wir kommen da raus!«

Dann hob er die Blendlaterne auf und schickte ihre Strahlen in Richtung der Zählraumtür.

Der Anblick, der sich den Tresorknackern bot, versetzte ihnen einen gehörigen Schrecken.

Sie hockten an der Tresortür, die Gesichter halb vermummt, und ihre Augen folgten dem Lichtstrahl der Laterne.

Und es schien voll auf die Türöffnung, in der eine große, düstere Gestalt stand.

Ein einziger, markerschütternder Schrei entrang sich ihren Lippen.

»Old King Brady!«

Und tatsächlich, da stand er, der alte Detektiv.

In jeder Hand hielt er einen Revolver.

Das war ein Bild, das jeden Künstler vor Neid erblassen lassen würde.

»Hände hoch!«

Mit strenger Stimme ertönte der Befehl. Die Räuber gehorchten sofort, denn sie hatten keine andere Wahl.

Sie ließen ihre Revolver fallen und hoben die Hände.

Old King Brady betrat den Raum mit einem entschlossenen Schritt. Seine Revolver hielten die Schurken in Schach.

Und dann geschah etwas Erstaunliches.

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