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Sagen der mittleren Werra 87

Der Geist in der Pfarre zu Schweina

Vom letzten römisch-katholischen Pfarrer von Schweina, der sich dann zu Luthers Lehre bekannte, erzählt die Sage, er sei ein so eifriger Bibelleser gewesen, dass er sich selbst im Tode nicht habe von diesem heiligen Buch trennen können. Als er nämlich zum Leid seiner Gemeinde gestorben war, habe sich von seinem Begräbnistag an alle Abende ein helles Licht in seiner Studierstube gezeigt. Als es endlich einige beherzte Männer gewagt hatten, mittelst einer Leiter hinaufzusteigen und durch die Fenster zu blicken, hätten sie ihren alten Pfarrer leibhaftig an seinem Tisch sitzen und in der Bibel lesen sehen.

Darüber aber wären die Schweinaer in so große Bekümmernis und Angst geraten, dass sie sich für schweres Geld einen Jesuiten aus Dermbach geholt haben, der den Geist des verstorbenen Herrn aus der Pfarrei hätte bannen und zur ewigen Ruhe bringen sollen. Dieser habe sich jedoch durch die Faxen des Jesewitters nicht im Geringsten stören lassen und ruhig in seiner geliebten Bibel fortgelesen, bis endlich am dritten Tag der Jesuit seine Ohnmacht gestanden und zu einem letzten Versuch einige gute Freunde des Pfarrers mit sich auf dessen Studierstube genommen hatte. Diesen nun gegenüber habe der Pfarrer in strengen Worten die Erklärung gegeben, dass er sich nimmer von seinem geliebten Kleinod trennen könne und würde.

Hierauf sei denn der Pfarrer am folgenden Tag wieder ausgegraben und ihm seine Bibel in die Gruft mitgegeben worden. Und so habe denn auch der Spuk sein Ende erreicht.

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