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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 44

Der Brauhausberg bei Potsdam

Potsdam hat auch seine Sagen. Da ist zunächst die Räuber-, oder wie man sie auch nennt, die Römerschanze etwa eine halbe Meile von Potsdam, der Nedlitzer Fähre gegenüber, in dem Winkel zwischen dem Krampnitz- und Jungfernsee. Die soll noch aus der alten Wendenzeit her­stammen, später sollen sich dann Räuber in derselben fest­gesetzt und sie daher den Namen bekommen haben. Dass hier einmal viel Kämpfe stattgefunden haben sollen, ergibt sich schon einfach daraus, dass man gegenüber auf den Feldern am Weg zur Nedlitzer Fähre oft Waffenstücke und Men­schengebeine gefunden. Ein kreisrunder Hügel dort wird auch noch ausdrücklich als eine alte Grabstätte bezeichnet.

Unweit der Nedlitzer Fähre, gleichfalls am Krampnitzsee, gegenüber der erwähnten Räuberschanze liegt dann auf einer Anhöhe ein Rest eines alten Mauerwerks, von dichtem Moos überdeckt. Diese Stelle führt seit alten Zeiten den Namen des Kirchberges. Dort hat nämlich, nach der Sage, die erste christliche Kirche in diesen Landen gestanden, die aber später zerstört und nicht wieder aufgebaut worden ist. Wo jetzt der heilige See ist, soll auch in alten Zeiten eine Kapelle gewesen sein, die dann in den See, wie es heißt, versunken ist. Am zweiten Pfingsttag will man noch oft die Glocke aus dem See herauftönen hören.

Von der schönen Aussicht, welche man vom Brauhaus­berg aus hat, gibt es auch eine Sage. Auf der Burg zu Potsdam soll nämlich ein Fräulein gewesen sein, um die sich viele Freier bewarben. Da soll sie – es war zur Osterzeit – gesagt haben, sie wolle den heiraten, den sie am Ostermorgen auf dem Berg fände, welcher von den elf Bergen um Potsdam ihr Lieblingsplatz sei. Da hatte sich denn jeder der Freier für einen anderen Punkt entschie­den; diese waren

• der Heineberg bei Baumgartenbrück,

• der Krähenberg bei Caput,

• der Telegrafenberg,

• der Ravensberg,

• der Babelsberg,

• der Klein-Glienicker Berg bei der Sandgrube,

• der Schäferberg bei Klein-Glienicke,

• der Pfingstberg,

• der Berg von Sanssouci und

• der Panberg bei Bornim.

Die Prinzessin aber kam zum Brauhausberg, denn die Aussicht von dort dünkte ihr die schönste. Und der Ritter, den sie dort fand, hatte wunderbarerweise ihr auch von Anfang an am besten gefallen, und er hatte an­dererseits den sinnigsten Grund gerade für die Wahl jenes Berges gehabt. Denn von dort konnte er das Fenster der Liebsten in deren Burg schauen; die stand nämlich da, wo jetzt die Heilige-Geistkirche steht. Seitdem sind viele Jahre verflossen, und vieles hat sich in Potsdam geändert, der Brauhausberg gehört aber noch immer zu den unvergleich­lich schönsten Punkten der Umgegend.

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