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Carrier, der Erzteufel – Teil 13

Carrier, der Erzteufel, in eine Menschenhaut eingenäht, der in wenigen Monaten in der französischen Stadt Nantes mehr als fünfzehntausend Menschen von jedem Alter und Geschlecht erwürgen, ersäufen, erschießen, martern und guillotinieren ließ, ein blutdürstiges Ungeheuer und höllischer Mordbrenner
Zur Warnung vor blutigen Revolutionen
Von Dr. F. W. Pikant (Friedrich Wilhelm Bruckbräu)
Verlag der J. Lutzenbergerschen Buchhandlung, Altötting, 1860

Unerwartet!

Die drei Flüchtlinge kamen durch den unterirdi­schen Weg im Wald glücklich wieder an das Licht des Tages, nicht weit von der Hütte des Fischers Thouvin, der auf den verabredeten Zuruf sogleich erschien, aber ihnen zugleich die traurige Meldung machte, dass der ganze Wald von Husaren und Jägern umstellt sei, und die beiden Ufer der Loire von Sol­daten wimmeln. Die Flucht auf dem Nachen erscheine unter diesen Umständen unausführbar; denn sie wür­den auf dem Wasser erschossen, oder, von der Ström­ung an das jenseitige Ufer getrieben, gefangen werden.

Eugeniens Vater erbot sich, den Nachen selbst zu führen, da er und seine Tochter den Tod nicht fürchten, und Frau Armaran bat, ihr Schicksal tei­len zu dürfen. Thouvin aber bestand darauf, selbst der Führer des Nachens zu sein, und sollte es ihm auch das Leben kosten. Eben gingen sie an das Ufer, um den Nachen zu besteigen, als Sarot aus dem geheimen Gang kam, und ihnen mit gefälltem Bajonette zurief: »Halt!«

»Erbarmen, Sarot«, rief Eugenie, »denk an Vernet!«

»Ich denke an ihn, und deshalb bin ich da.«

Er zog Stricke aus der Tasche und sagte: »Thouvin, die Flüchtlinge müssen schnell gebun­den werden. Das ist das eine noch mögliche Mit­tel, sie zu retten«

»Wie kannst du mir zumuten«, erwiderte Thou­vin entrüstet, »dass ich …«

»Hilf mir in des Teufels Namen! Lamberty ist schon im Anmarsch. Ich will ihm zuvorkommen, um Carrier, der soeben erwartet wird, sagen zu können, dass ich die Flüchtlinge gefangen habe. Nur auf diese Art behalte ich meinen eigenen Kopf auf dem Rumpf und das Heft in der Hand, um noch Versuche zu ihrer Rettung machen zu können.«

Thouvin band Margot und Eugenie schnell die Hände.

Sarot bemerkte Frau Amaran und erkannte sie als eine seiner Gefangenen. Sie wollte auch gebunden werden, um Eugenies Schicksal zu tei­len, die sie so barmherzig mitgenommen habe. Sarot gab dies aber nicht zu, da er sonst wegen Fahrlässig­keit mit dem Tode bestraft würde. Er empfahl sie Thouvin, der sie verstecken solle, so gut er könne. Eine kurze, leidenschaftliche Erzählung ihres früheren Schicksals zeigte, dass sie Vernets Mutter sei, welcher von Seiltänzern, als er 4 Jahre alt war, geraubt, diesen aber von Sarot abgejagt wurde, der damals als Waldhüter zu Randy, sechs Meilen von Orsille, diente, dem Stammschloss des Marquis d’Armaran.

»Schnell in die Hütte!«, sagte Thouvin zu ihr, »im braunen Schrank finden Sie die Kleider meiner verstorbenen Großmutter. Machen Sie sich unkenntlich und legen Sie sich auf mein Bett!«

Sie machte es so.

Eugenie war höchst erfreut, die Mutter ihres Vernet so zufällig gefunden zu haben, und erkannte dieses Glück als eine Belohnung des Himmels für ihr Werk des Erbarmens.

Sarot hörte etwas kommen und rief absichtlich laut: »Vorwärts jetzt, verfluchtes Gesinde! Ihr werdet nun gleich auf den Wagen geworfen! Nun, will’s werden?«

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