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Jim Buffalo – 27. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 27. Abenteuer Jim Buffalos
Die Goldräuber der Yukon Hills
2. Kapitel

Auf der Spur der Goldräuber

Das Erste, was die Männer nach dem ausgestandenen Schrecken taten, war, dass sie aus rasch zusammengetragenem Holz ein gewaltiges Feuer anzündeten, um sich daran zu wärmen und einen steifen Grog zu brauen.

Häuptling Schwarzdrossel war im nahen Wald verschwunden, und bald hörte man einen Schuss fallen. Eine halbe Stunde später kehrte der Rote mit einem großen Bock zurück, den er erlegt hatte, und der nun eine willkommene Beigabe zum Abendbrot bildete.

Ein gesunder Schlaf löschte die letzten Erinnerungen aus, und als die Männer am anderen Morgen frisch und munter erwachten, glaubten alle, dass die Reise auf der Eisscholle nur ein böser Traum gewesen sei.

Endlich konnte die Weiterreise angetreten werden, die auf der vorzüglichen, hartgefrorenen Schneedecke sehr rasch vonstattenging. Jim Buffalo hatte einen direkt südlichen Weg eingeschlagen, der ihn nach seinen Berechnungen zum Yukon River bringen musste.

Nach einer Fahrt von etwa vier Tagen, die nur durch einige Jagdstreitereien unterbrochen wurde, sah man endlich eine Bergkette auftauchen, die Fred Forster als die Yukon Montains bezeichnete.

Man kann sich keinen Begriff von den Urwäldern machen, die nun das Auto zu durchqueren hatte. Hier, wo wohl noch keines Menschen Fuß gewandelt, hatten die Stürme mit ihre ganzen Gewalt gehaust und Riesenbäume umgeknickt, die überall den Weg versperrten und nur mit großer Mühe überwunden werden konnten.

Dann und wann lagen solche Bäume haufenweise da. Dornendickichte wucherten überall aus dem Boden, und oft geschah es, dass das Auto auf der scheinbar festen Schneedecke einsank.

Finstere, undurchdringliche Wälder von Schwarz- und Weißfichten, Birken und Pappeln, bedeckten die zerrissenen und zerklüfteten Bergwände von Glimmer und Chloritschiefer, deren goldhaltige Quarze bereits Hunderte von verwegenen, abenteuerlustigen Menschen in diese unwirtliche Einöde gelockt hatten.

Da das Auto hier nur sehr langsam vorwärtskam, war der Häuptling vorausgeschritten, bis man an einer Schlucht wieder auf ihn stieß.

Er mochte wohl eine Spur gefunden haben, denn sein bronzenes Gesicht drückte mühsam zurückgehaltene Erregung aus.

»Hugh, hier sind Menschen gewesen«, wandte er sich an Jim Buffalo, auf eine kaum noch erkenntliche Spur deutend, die die Schneewehen bereits wieder verwischt hatten.

Die Spur führte bis dicht an den Rand der Schlucht, die steil nach unten abfiel, und deren Grund man nicht zu erkennen vermochte.

Nach langem Suchen hatte der Häuptling einen Pfad erspäht, der nach unten führte.

Das Auto wurde unter der Obhut der drei Männer zurückgelassen, während sich Jim Buffalo, der Häuptling und Fred Froster daranmachten, die Schlucht hinabzusteigen.

Es war ein schwieriger, recht gefährlicher Abstieg, und nur der Kenntnis des Häuptlings war es zu verdanken, dass man ohne Zwischenfall abwärts kam. Oft fand der Fuß nur eine handbreite Spalte, oder die Hände klammerten sich an eine Baumwurzel. Alle Energie war nötig, um nicht vom Schwindel erfasst und in die grausige Tiefe hinabgerissen zu werden.

Völlig erschöpft kamen die drei endlich unten an.

Aber welch ein grausiger Anblick bot sich ihnen hier?

Auf dem Grund der Schlucht, fast bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert, lagen eine Anzahl menschlicher Körper wild durcheinander, als ob sie aus der Höhe heruntergestürzt worden wären.

Die drei Männer hatten vor diesem grauenhaften Anblick sekundenlang die Augen geschlossen.

»Mein Gott, das ist ja Davis, Robertson, Hopkins!«, stammelte Fred Forster, die Hände schaudernd gegen die Leichen gestreckt. »Und das sind auch die anderen!«

»Die Goldräuber?«, fragte Jim Buffalo.

Der Direktor nickte stumm.

»Dann mag ihnen Gott gnädig sein! Ihre Mörder aber mögen verdammt sein! Well, ich wusste es ja, dass ich sie so finden würde. Es waren ihrer zu viele, die sich den Raub teilen sollten, deshalb mussten diese armen, verblendeten Toren sterben!«

»Hugh!«, sprach der Häuptling. »Alle, die das rote Metall gesehen, sterben müssen! Es hat noch niemand Segen gebracht!«

Eine kurze Untersuchung ergab, dass man es wirklich mit einem Teil der geflüchteten Goldräuber zu tun hatte. Und ganz ahnungslos mochten sie in den Tod gegangen sein, denn sie trugen noch alles bei sich, was ihnen im Leben gehört hatte. Nur kein Gold fand man bei ihnen.

»Wie mögen die armen Teufel nur abgestürzt sein?«, fragte Fred Forster mit bleichen Lippen.

»Abgestürzt? Aus dem Hinterhalt sind sie heruntergeworfen worden!«, versetzte Jim Buffalo finster. »Von ihren eigenen Kameraden wurden sie überfallen!«

»Das ist ja entsetzlich, grauenvoll!«

»Pah, was wollen sie? Der Mensch wird zum Raubtier, wenn es sich um Gold handelt! Kaltblütig mordet er den Freund, den eigenen Bruder!«

»Kommt, kommt, ich vermag den grauenhaften Anblick nicht mehr zu sehen!«, flüsterte Fred Forster, die Augen mit den Händen bedeckend, um die starren, verglasten Augen mit dem grauenvollen Blick nicht mehr sehen zu müssen.

»Well, ich denke, dass wir hier auch nichts mehr zu suchen haben!«

»Was meint Ihr, Häuptling?«, wandte sich Jim Buffalo an diesen.

Dieser deutete finster auf die Toten.

»Wo die liegen, dann auch die anderen nicht weit sein können! Schwarzdrossel wird ihre Spur finden!«

Die drei Männer traten den Aufstieg wieder an, und wenn er auch weit gefährlicher war, so gelangten sie doch wohlbehalten wieder oben an.

Die Zurückgebliebenen nahmen die Hüte ab und sprachen ein kurzes Gebet, als ihnen von dem grausigen Tod ihrer Kameraden berichtet wurde.

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