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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 42

Treuenbrietzen

Die Stadt Treuenbrietzen hieß ehemals nur Brietzen. Da sei es geschehen, erzählt man, dass sie einmal vom Feind hart belagert wurde, der namentlich gegen das Steintor gewaltig herangestürmt war. Die Bürger aber wehrten sich tapfer und einer derselben habe den feind­lichen Obersten mit einem silbernen Knopf erschossen. Da gab denn der Kurfürst der Stadt den Namen Treuenbrietzen. Mit mehr Recht wird aber wohl behauptet, der Name stamme aus der Zeit, wo der sogenannte falsche Waldemar hier in der Mark eine Rolle spielte. Damals soll nämlich Brietzen zu den wenigen Städten gehört haben, welche treu zu Ludwig dem Bayern hielten, und daher soll es Treuenbrietzen seitdem genannt sein – zum Unterschied namentlich auch von dem anderen Brietzen (Wriezen) an der Oder.

Der Sackpfeifer und der Wolf

Als es noch Wölfe in der Mark gab, soll sich einmal folgende kurzweilige Geschichte bei Spandau zugetragen haben. Da man nämlich, erzählt Beckmann in seiner Historischen Beschreibung der Kurmark Brandenburg, um die Wölfe zu fangen, hin und wieder gewisse Wolfsgruben gemacht hatte, welche unten weit, oben aber etwas eng mit glatten Brettern ausgelegt waren, so soll ein Sackpfeifer, der in Spandau von seinem Gewerbe sich einen Trunk zu gutegetan hatte, des Weges gekommen und in eine solche Wolfsgrube hineinge­fallen, sich aber sehr verwunderte, als er gewahr wurde, dass die Stelle schon mit einem Wolf besetzt gewesen war, wel­cher dazu über diese hastige Zusprache etwas beunruhigt wurde und sein Missfallen mit Weisung seiner Zähne zu verstehen gegeben habe. Hierüber hätte der verirrte Musikus sich nun wohl einige verlegene Gedanken machen sollen; allein der noch frische Rausch hatte ihm einen so guten Mut zugesprochen, dass er seine Sackpfeife zur Hand nahm und dem Wolf eins verspielte, der auch nicht faul gewesen war und mit seiner durchdringenden Stimme dem Kon­zert einen guten Nachdruck gegeben hatte und der Sackpfeife akkompagnierte, wobei jedoch der Sackpfeifer nach seinen Pausen von der Instrumental- zur Vokalmusik schritt und bald ein Adagio, bald ein Presto, endlich auch ein Lamento anstimmte, und die Jäger solchergestalt herzu­gebracht hatte, welche ihn von dem gefährlichen Bassisten befreiten.