Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 41

Hans Kuck nimmt Belitz ein

Herzog Hans von Sagan ohne Leut’ und Land
Hat sich bei Drossen das Maul verbrannt.

So sangen die Kinder später hinter dem Herzog Hans von Sagan her, als er, heruntergekommen, im Elend in Frankfurt seine letzten Lebensjahre verbrachte. Es gab aber eine Zeit, als Markgraf Johann von Brandenburg als Statthalter der Mark für seinen Vater Albrecht Achill des Herzogs Hans von Sagan nicht recht Herr werden konnte, welcher seine Ansprüche auf die Erbschaft des Herzogs von Glogau mit den Waffen geltend machte. In dieser Zeit war es, und zwar im Jahre 1478, als der böhmische Haupt­mann Jan Kuck, ein bekannter Parteigänger, der im Dienst des Herzogs Hans von Sagan stand, auf einem Streifzug mit 211 Reisigen das Städtchen Belitz durch List wegnahm. Es war dort gerade Jahrmarkt, wo viele Menschen zusammenströmten. Da hatte er einige Frachtwagen voraus­geschickt, in denen Reisige von ihm versteckt waren. Die überrumpelten die Hüter an den Toren, worauf Kuck dann mit seinen anderen Leuten in die Stadt drang und sich der­selben bemächtigte. Darauf verjagte er die Einwohner und befestigte den Ort, so gut er konnte, um sich hier zu behaup­ten. Zwar kamen sofort die Brandenburger mit mehreren vom Adel aus der Nähe und die (Treuen-)Brietzener herbei, sie konnten aber nichts ausrichten. Da schickte man Boten an Markgraf Johann nach Frankfurt, der kam auch eilig und lagerte sich zu den Märkischen am Mühlentor.

Es haben sich aber, sagt ein alter Bericht aus dem 16. Jahrhundert, die Feinde aus der Stadt heftig gewehrt, viel herausgeschossen, auch endlich der vornehmen Räte einen des Markgrafen erschossen an der Stelle, wo nun vor dem Heidentor die steinerne Mariensäule steht. Dadurch soll der Markgraf sehr ergrimmt sein, dass er beschlossen habe, das Städtlein Belitz mit Feuer zu ver­brennen viel lieber, dann viel anderen gute Leute mehr da­für verlieren und gesagt, er wolle lieber der Städtlein eins oder mehr verlieren, dann einen solchen Mann. So schoss man Feuer darin des Donnerstags vor Pfingsten und beschoss endlich den Kopenhagenturm am Heidetor. Darauf stand ein Mönch, der wehrte die Schüsse mit einem Fuchsschwanz zum Spott des Markgrafen ab, wurde aber im dritten Schuss mit denen, die bei ihm gewesen waren, herabge­schossen, dass sie einen guten Weg in die Gassen hineinge­flohen. So brannte das ganze Städtlein aus und ver­darben deren mehr denn an die 50 Feinde, die anderen, die Ausflucht gesucht hatten, wurden einesteils erschlagen, die anderen gefänglich weggeführt, ein Teil gen Branden­burg, ein Teil gen Berlin. Allda ist Jan Kuck behalten worden, und nachdem er aus dem Gefängnis einmal ent­ronnen und wiedergekommen war, sagt man, sei er heimlich darin umgebracht worden.

Am Uhrwerk zu Belitz hat aber noch lange eine stei­nerne Kugel gehangen, welche damals hineingeschossen wor­den ist. Auch hat man später noch im Turm am Mühlentor allerhand Waffen und Menschengerippe gefunden, die von jener Belagerung herrührten.