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Nick Carter – Band 14 – Ein beraubter Dieb – Kapitel 11

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Ein beraubter Dieb
Ein Detektivroman

Das letzte Glied der Kette

Wie es Chick vorkommen wollte, waren die Bewegungen des von ihm verfolgten Chicagoer Einbrechers höchst willkürlicher Art, und dieser schien plan- und ziellos durch die Straßen der Weltstadt zu irren. Dessen ungeachtet blieb ihm Chick mit zäher Beharrlichkeit dicht auf den Fersen.

Nick war inzwischen mit seiner Cousine zusammengetroffen. Ida war nochmals bei Mrs. Pemberton gewesen und glaubte, diese nunmehr vollkommen davon überzeugt zu haben, dass Anwalt Elwell ein verwerfliches, hinterlistiges Spiel mit ihr getrieben hatte.

Der Meisterdetektiv war erfreut über diese Auskunft, denn nun konnte er es ruhig wagen, die Witwe handelnd in die Vorgänge eingreifen zu lassen, ohne befürchten zu müssen, dadurch etwa die wohlberechtigten Interessen seines Auftraggebers Herron schädigen zu können.

»Nein, falsch ist Frau Pemberton auf keinen Fall«, entgegnete Ida auf eine diesbezügliche Frage ihres berühmten Vetters. »Sie ist nach Frauenart kurzsichtig und leicht zum Misstrauen geneigt. Darum schenkte sie auch den Einflüsterungen Elwells so williges Gehör und war überzeugt davon, dass Mr. Herron sie betrügen und um das Erbe ihres verstorbenen Mannes bringen wollte. Nun ist es ihr aber wie Schuppen von den Augen gefallen, und sie ist ganz entsetzt bei dem Gedanken, dass sie ums Haar von dem gewissenlosen Anwalt um ihr ganzes Vermögen gebracht worden wäre. Ich werde deshalb morgen in aller Frühe wieder zu ihr gehen und zugegen sein, wenn Spike mit seinem Kumpan seine Aufwartung macht, um mit Mrs. Pemberton direkt zu verhandeln. Sei unbesorgt, Nick, die Sache wird ihren ordnungsgemäßen Verlauf nehmen. Überdies«, setzte sie von einer plötzlichen Eingebung beseelt hinzu, »was hindert dich daran, zur festgesetzten Stunde ebenfalls in jenem Haus anwesend zu sein?«

»Hei, das ist ein vernünftiger Gedankte«, stimmte der Detektiv rasch zu. »Und weißt du was, Cousinchen, Vorsicht schadet in keinem Fall – und da dieser würdige Spike ja nicht weiß, wie Mrs. Pemberton aussieht, so sieh zu, diese zu überreden, dass sie dich den Burschen in ihrem Namen als vermeintliche Mrs. Pemberton empfangen lässt. Geht sie darauf ein, so dürften wir den Kasten mit Inhalt schleunigst zurückhaben.«

Als Patsy sich pünktlich am nächsten Morgen um neun Uhr am Platz des verabredeten Stelldicheins, einem Hausflur nahe bei dem Wohnhaus des berühmten Detektivs, einfand, da warteten schon Spike Thomas und Bally Morris auf ihn.

Ein Blick auf sie genügte dem jungen Detektiv, um ihn erkennen zu lassen, dass beide Gentlemen schwer bezecht waren.

»Nein, so eine Gemeinheit«, platzte Spike statt jeglicher Begrüßung heraus. »Wir sind in der verbrecherischsten Weise bestohlen und beraubt worden!«

»Ja, der Ka … ka … sten ist futsch … hu … huppla!«, stotterte der brave Bally, der vom Zungenschlag noch ungleich mehr betroffen schien als sein nicht minder würdiger Kumpan.

»Ihr seid wohl verrückt?«, stammelte Patsy, dem es nicht anders war, als sei ihm eine Bombe direkt vor den Füßen geplatzt. »Der Kasten mit den Patentzeichnungen ist fort? Heraus mit der Sprache, was hat es gegeben?«

Doch es war kein leichtes Bemühen für ihn, aus Spike und dessen umnebelten Sinnen eine vernünftige, zusammenhängende Erzählung herauszubekommen. Alles in allem schien daraus hervorzugehen, dass die beiden Helden es aus lauter Furcht vor Bart Meyers nicht gewagt hatten, sich über Nacht nach Hause zu begeben. So waren sie von einem Saloon nach dem anderen gewankt, hatten sich vollgetrunken, bis sie endlich in den fragwürdigen Zustand geraten waren.

Bei Tagesanbruch waren sie schließlich zu Spikes Wohnung in einem Haus an der Rivington Street getorkelt, um von dort Modell und Zeichnungen zu holen. Doch zu ihrem ungeheuren Schrecken hatten sie beides nicht mehr vorgefunden. Sie hatten ein furchtbares Lamento erhoben, das ganze Haus rebellisch gemacht und waren schließlich von der Wirtin an die frische Luft befördert worden. Immerhin hatten sie von einem gefälligen Nachbarn noch herausbekommen, dass dieser um Mitternacht Licht in Spikes Zimmer gesehen und angenommen hatte, dieser befinde sich darin.

Da weder Spike noch Bally nach Hause gekommen waren, so hatten sie selbst in ihrem trunkenen Zustand die Schlussfolgerung nicht schwer gefunden, dass irgendjemand nächtlicher Weise in das Zimmer eingedrungen sein und aus ihm die Sachen gestohlen haben musste.

Patsy verstaute die beiden Betrunkenen im Hinterzimmer des nächsten Saloons; er selbst aber suchte ungesäumt Chick auf, welcher gleich ihm im Haus des Detektivs wohnte.

Er klopfte an dessen Schlafzimmertür, erhielt aber keine Antwort, und als er ins Zimmer trat, fand er das Bett unbenutzt, ein sicheres Zeichen, dass Chick während der verwichenen Nacht überhaupt nicht nach Hause gekommen war.

Das war so gegen die soliden Gewohnheiten seines Kollegen, dass Patsy sofort Unrat witterte und die Besorgnis in ihm auftauchte, Chick könnte irgendein Unfall oder gar wohl noch Schlimmeres zugestoßen sein. Darum beschloss er unverzüglich, Nick Carter von seiner Wahrnehmung in Kenntnis zu setzen.

Auch Nick, der eben im Begriff stand, sich zu Mrs. Pembertons Haus zu begeben, war nicht wenig betroffen, denn auch er wusste ohne Weiteres, dass nur Gründe zwingender Natur seinen Gehilfen veranlasst haben konnten, über Nacht der gemeinschaftlichen Wohnung fernzubleiben.

»Nun, Meister«, erklärte Patsy nach kurzem Besinnen, »ich werde mich aufmachen und zusehen, schleunigst Chicks Fährte aufzufinden!«

»Doch wie und auf welche Weise?«, fragte ihn der Meister beunruhigt.

»Allerdings, New York ist groß, doch ich werde zunächst einmal die Bowery und Rivington Street unsicher machen, und ist das umsonst, will ich mich in der 34th. und 42th. Street nach Chick umschauen – irgendwo wird er hoffentlich zum Vorschein kommen!«

»Recht so!«, entschied der Detektiv. »Ich will nur Ida benachrichtigen gehen und werde dann an der Bowery mit dir zusammentreffen. Erwarte mich an der Ecke der Rivington Street!«

Kaum hatte Patsy die Bowery erreicht und war an der von seinem Meister bezeichneten Straßenecke angelangt, als seine Aufmerksamkeit auch schon durch ein mit roter Kreide ausgeführtes Zeichen auf dem Bürgersteig erregt wurde. Er wusste sofort, dass nur Chick der Urheber sein konnte.

Die Kreidemarke war von den Schritten der Straßenpassanten schon beinahe wieder verwischt worden; ein sicheres Zeichen für Patsy, dass sie schon vor geraumer Weile von Chick angebracht worden sein musste.

Ja, vielleicht hatte Chick das Zeichen schon am Abend zuvor hinterlassen, und es sollte Patsy und Nick Kunde davon bringen, dass sich Chick in irgendeiner wichtigen Angelegenheit in der Nähe der Bowery befand.

Auch auf der anderen Straßenseite fand Patsy bald darauf ein ähnliches Zeichen, jedoch gleichfalls so verwischt, dass er es kaum mehr zu entziffern vermochte.

Als er an die nächste Straßenecke kam, entdeckte er eine weitere Kreidemarke. Diese war besser erhalten und verriet, dass Chick die Bowery noch weiter hinaufgeschritten war.

»Das sind lauter Zeichen von verwichener Nacht«, brummte Patsy vor sich hin. »Wenn er all die Stunden über beim Zeichenmachen geblieben ist, kann es eine lustige Jagd werden!«

Als er wahrnahm, dass die Kreidemarken immer weiter nördlich bis über den Platz hinaus wiesen, wo die alte Kaserne sich erhebt, kehrte er zur Rivington Street zurück, um an der Ecke die Ankunft des Meisters zu erwarten. Doch als er dort eintraf, fand er Nick Carter bereits vor.

Wenige Worte genügten, um die Sachlage zu erklären.

»Du hast vom Anfang bis zum Ende dieser Sache Recht behalten, Patsy«, meinte schließlich Nick Carter. »Die beiden Männer, welchen den Kasteninhalt aus dem Zimmer von Spike Thomas gestohlen haben, können nur Bart Meyer und dessen Genosse sein. Doch das ist eine später zu lösende Frage. Vor allen Dingen müssen wir jetzt herausfinden, was aus unserem Chick geworden ist!«

»Well, ich lasse mich hängen, ist er nicht hinter den Gaunern her, welche die anderen Gauner bestohlen haben, nachdem sie erst von diesen bestohlen worden sind!«, meinte Patsy unter einem kurzen Auflachen.

Gemeinschaftlich machten die beiden Detektive sich nun an die Aufspürung der von Chick hinterlassenen Kreidezeichen. Auf diese Weise gelangten sie von der Bowery zur 3rd Avenue und verfolgten diese bis zur 34th Street, wo die Kreidemarken auf den East River zu führten.

Doch als sie im Begriff waren, in die 34th Street einzubiegen, gewahrte Patsy an einem Eisenpfeiler des dort befindlichen Hochbahnaufgangs etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Es war, wie er alsbald feststellte, ein Fetzen gelben Baumwolltuches.

Sorgsam suchte er den Bürgersteig ab, und sich schließlich am Rinnstein aufstellend, winkte er dem Meister zu, sich zu ihm hinüberzubemühen.

»Chick ist unten in der 34th Street gewesen und wieder heraufgekommen, um die 3rd Avenue nordwärts weiter zu verfolgen«, erklärte er. »Der Tuchfetzen dort am Eisenpfosten gibt uns den nötigen Anhaltspunkt dafür!«

Nick Carter war derselben Meinung, und nebeneinander eilten sie die 3rd Avenue hinauf.

»Ich bin sicher, Meister, wir müssen bis zur 42th Street weiterlaufen«, erklärte Patsy unterwegs.

Doch kaum waren ihm diese Worte von den Lippen gekommen, als sie auch schon ein Kreidezeichen auf dem Trottoir vorfanden, das nach einer Seitenstraße wies, und zwar in östlicher Richtung.

Es war dies ein plötzlicher Wechsel in der Wegrichtung, auf welchen die beiden Detektive nicht vorbereitet gewesen waren. Natürlich veränderten sie ihren Lauf und erwarteten nicht, vor der nächsten Straßenecke ein anderes Zeichen von Chick vorzufinden. Doch inmitten des Blockes erspähten sie wiederum eine Kreidemarke, welche anzuzeigen schien, dass Chick sich hier aufgehalten hatte, und in der Nähe entdeckten sie wieder einen Kreidestrich, welcher meldete, dass die Verfolgung von ihm fortgesetzt worden war.

Als sie sich das Gebäude, vor welchem sie anhielten, näher anschauten, entdeckten sie, dass in ihm sich ein Leihstall befand.

Während sie noch zuschauten, erschien einer der Stallleute und öffnete eins der großen Tore. Augenblicklich trat Nick Carter, gefolgt von Patsy, in den Wagenschuppen ein und näherte sich einem dort stehenden Wagen, dessen Räder mit einer dichten Schmutzkruste bedeckt waren und der durch seinen verstaubten Zustand bekundete, dass er unlängst im Gebrauch gewesen sein musste.

An der hinteren Radachse war wiederum ein gelber Baumwollfetzen angebunden, der sogleich Patsys Aufmerksamkeit erregte.

»Heda, lieber Freund, der Wagen hier ist wohl die ganze Nacht draußen gewesen?«, wendete sich der Detektiv an den erstaunt ihr Gebaren beobachtenden Mann.

»Was geht Sie das denn an?«, gab dieser barsch zurück.

»Sie sollten meine Frage beantworten!«, herrschte Nick Carter ihn an.

»Well, ich wusste nicht, dass Sie überhaupt fragten– was soll es denn?«

»Ich will wissen, ob dieser Wagen in der letzten Nacht benutzt worden ist«, wiederholte der Detektiv seine Frage.

»Gewiss«, brummte der Stallknecht, »er war die ganze Nacht draußen und kam erst kurz vor Tagesanbruch zurück.«

»Lenkten Sie die Kutsche?«, fragte Nick weiter.

»Nein, der Kutscher hat sich gerade schlafen gelegt – dort in der Ecke liegt er.«

»So wecken Sie ihn, und zwar unverzüglich.«

»Ich müsste ein Narr sein, Mike würde nicht schlecht grob werden!«

»Sie sollen ihn wecken, sage ich – ich bin Nick Carter!«

»Alle Wetter!«, rief der Stallknecht, den Mund vor Bestürzung weit aufreißend.

Dann aber wendete er sich und schritt auch schon nach dem hinteren Teil des Schuppens, wo ein Mann auf einigen rasch zurechtgelegten Wagenkissen lag und schnarchte.

»Du, Mike, hast du vielleicht aus Versehen einen kleinen Raubmord begangen?«, weckte der Mann seinen Genossen und schüttelte ihn derb dabei. »Hier steht Nick Carter und will dich treffen!«

»Unsinn, Mann«, beschwichtigte der Detektiv, der inzwischen selbst an den Schläfer herangetreten war. »Bleiben Sie nur ruhig liegen, ich wollte nur einige Fragen an Sie richten. Sie fuhren in verwichener Nacht eine Gesellschaft, nicht wahr? Wie viele waren es denn?«

»Einer und dann noch einer, das macht zusammen zwei«, meinte der Mann unter einem mächtigen Gähnen.

»Wie schauten die Männer denn aus?«

»Wie der Teufel«, brummte der Kutscher unter erneutem Gähnen. »Kuriose Kerle, sie wechselten ihr Aussehen unterwegs zwei oder drei Mal.«

»Was war mit den Burschen? Berichten Sie mir alles!«, drängte Nick Carter.

»Well, zuerst kam ein Mann und mietete die Kutsche«, erzählte nun der sich mühsam Ermunternde. »Es war ein Kerl, so schwarz wie die Nacht, schwarz das Haar und die Augen. Wir fuhren nach der 42th Street und Avenue A, dort nahm er einen anderen Mann in die Kutsche. Dann fuhren wir hinunter nach der Bowery, und in der 4th Street musste ich halten und auf ihre Rückkehrt warten. Es war schon bald Tag, als der zuletzt Eingestiegene wieder zurückkam und sich von mir zur Rivington Street fahren ließ. Dort hielten wir vielleicht wieder zehn Minuten, und dann kam der Mann, der die Kutsche gemietet hatte, herangelaufen, als ob der Böse hinter ihm her sei. Er trug etwas unter dem Arm, sprang in die Kutsche und rief mir zu, ich solle wie ein Donnerwetter zur vierten Avenue fahren. Als wir an der 23th Street angelangt waren, musste ich wieder anhalten und bekam eine 20-Dollar-Note. Die beiden Männer stiegen aus und gingen die 23th. Straße in der Richtung nach der 3rd Avenue hinunter. Ich aber fuhr nach Hause. Das ist meine ganze Geschichte.«

»Wurden Ihre Passagiere verfolgt?«, wollte Nick Carter wissen.

»Gewiss«, meinte der Kutscher, den Detektiv erstaunt anblickend. »Die ganze Nacht über war ein anderer Wagen dicht hinter uns.«

»Wussten Ihre beiden Fahrgäste etwas davon?«

»Nein«, erwiderte der Mann, »als ich so lange Zeit in der 4th Street mit meinem Fuhrwerk warten musste, da kam aus dem anderen Wagen ein Bursche zu mir heran und meinte ganz gemütlich, er würde mir das Genick umdrehen, wenn ich auch nur ein Sterbenswörtchen zu meinen Passagieren sagen würde, dass sie verfolgt würden.«

Lachend wendeten sich die beiden Detektive mit der Gewissheit ab, dass der Mann ihnen sonst nichts weiter zu sagen hatte, und schlenderten langsam durch den Wagenschuppen.

»Chick befestigte den gelben Baumwollfetzen an der Wagenachse, um uns zu benachrichtigen, falls uns ein Zufall während der Nacht mit ihm in Berührung gebracht hätte«, meinte der Detektiv.

»Zweifellos, Meister, doch was nun?«, brummte Patsy.

»Wir begeben uns selbstverständlich nach der Ecke von der 4th Avenue und 23th Street«, erklärte Nick Carter. »Chick befand sich zweifellos auf der Fährte jener beiden Fahrgäste, mögen es nun Bart Meyers und dessen Genosse gewesen sein oder nicht, und man kann hundert Dollar gegen einen falschen Cent wetten, dass er ihnen durch die 23th Street folgte, als sie diese zu Fuß durchschritten.«

Wie der Detektiv richtig vorausgesehen hatte, fanden sie an der bestimmten Straßenecke ein rotes Kreidezeichen, welches ihnen die weitere Wegrichtung wies. Das Zeichen war frisch und schien erst vor Kurzem angebracht worden zu sein.

Häufige Unterbrechungen, stets vor Saloons, deuteten darauf hin, dass die Verfolgten sich wiederholt gestärkt hatten. Schließlich endeten die Kreidestriche in Avenue A, in einem Block unterhalb des Hauses, in welchem Spikes Tante wohnte.

Vergebens schauten sich die Detektive nach weiteren Kreidemarken um, sie fanden jedoch keine solchen mehr.

»Ganz gewiss hat Chick, nachdem er uns stundenlang so vorzüglich die Fährte gewiesen hat, nicht plötzlich mit den Kreidezeichen ausgesetzt«, bemerkte der Detektiv kopfschüttelnd.

»Es müsste ihm gerade etwas zugestoßen sein!«, gab Patsy besorgt zu bedenken.

Er unterbrach sich damit aber auch schon wieder, huschte voran und beugte sich nahe dem Rinnstein tief nieder, um sorgsam den Bürgersteig zu überblicken. Von diesem hob er etwas auf und betrachtete es, um dann wieder einige Schritte weiter bis zu dem nächsten Wasserabfluss zu laufen und dessen Umgebung wiederum sorglich in Augenschein zu nehmen.

Nick war ihm gefolgt und hörte nun, wie Patsy ihm zurief: »Hier ist die Fährte. Kleine Fetzen des gelben Baumwolltuches! Chick befand sich hier in Verkleidung, vielleicht auch im Versteck! Ganz sicher aber nahm die Verfolgung hier in der Nachbarschaft ein Ende!«

Hurtig folgten sie der neuen Spur, und sie führte bis zur Mitte jenes Blockes, wo das Haus sich befand, in welchem Patsy sein Abenteuer am Vortag bestanden hatte.

Als sie wieder anhielten, befanden sie sich fast unmittelbar der Eingangstür zu jenem Gebäude gegenüber.

An dieser Stelle war um den Fuß eines Laternenpfostens ein breiter Streifen gelben Baumwolltuches sorglich gewunden.

»Hier ist das Ende der Fährte«, erklärte Patsy bestimmt.

»Dann muss sich auch Chick irgendwo in der Nähe befinden!«, fiel der Detektiv ein und blickte sich forschend um.

»Gewiss, Meister, ich will ein Signal geben, damit Chick weiß, dass wir uns nahebei aufhalten!«, versetzte Patsy. »Verbergen Sie sich, Meister! Und ich will ein gleiches tun!«

Nick zog sich nach einem anstoßenden Torweg zurück, während Patsy auf den Straßendamm schlüpfte und zwischen zwei bedeckten Lastwagen, die unbespannt auf der Straße standen, Aufstellung nahm. Plötzlich ertönte das scharfe, heisere Gekläff eines Hundes, gefolgt von einem langen, schmerzlichen Heulen.

Es dauerte nicht lange, so tauchte auch Chick bereits von der nächsten Straßenecke her auf, und in der Minute darauf hatte er sich mit Nick und Patsy im Schatten eines Torweges vereint.