Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 40
Das untergegangene Dorf Gohlitz
Südlich von Lehnin liegt ein See, welcher der Gohlitzsee heißt und seinen Namen daher hat, dass an der Stelle desselben ehemals ein Dorf namens Gohlitz gelegen haben soll. Das ist aber untergegangen durch die Strafe Gottes, weil die Bauern dort ganz übermütig und gottlos geworden waren.
Da war denn eines Tages ein kleiner Spring (Quell), der sich dort an einer naheliegenden Höhe befindet, plötzlich so angeschwollen, dass das gesamte Dorf mit Vieh und Menschen untergegangen ist und nichts davon übrig blieb als der große Damm, denn das ist die Landzunge, die sich noch weit in den See hinein erstreckt.
Bei hellem Sonnenschein sehen die Leute auch noch zuweilen den Kirchturm im Wasser, und namentlich um Mittag hören sie auch wohl das Läuten der Glocken aus der Tiefe herauftönen. Fischer haben diese schon hin und wieder im Netz gehabt, aber keiner hat sie bisher herausziehen können. Einer hat sie so nahe herangezogen (es war am heiligen Weihnachtsabend), dass er sie sprechen hörte.
Da fragte die eine:
Anne Susanne
Wilte mett to Lanne (Willst du mit an Land)?
Und die andere hat geantwortet:
Anne Margrete
Wii willn to Grunne scheten (Wir wollen zum Grund hinab).
Aber damit sind sie auch gleich verschwunden.