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Paraforce Band 52

Amanda McGrey
Paraforce 52
Das Minkowski-System

Amanda Harris warf wütend die wissenschaftliche Zeitschrift auf den kostbaren Teppichboden.

Es kochte immer noch in ihr.

Sir Miles und Blackstones Geheimniskrämereien!

Sie fauchte fast lautlos. Wie eine Wildkatze in einer Astgabel. Ihr schwarzes hüftlanges Haar schien zu vibrieren.

Die große, schlanke Frau starrte in den Regen von Yorkshire. Die fetten Wassertropfen rannen an der Panoramascheibe der Terrassentür hinunter und hinterließen fast expressionistische Bahnen.

»Bitte, Amanda«, kam es da kläglich von der Zwischentür her. »Wir sind seit einer Woche zurück und … und du hast noch kein Wort mit mir gesprochen.«

Ohne sich umzudrehen, kam es gepresst von Amanda: »Was erwartest du?«

Plötzlich wirbelte sie herum und ihre Blicke schienen sich in die von Jessica zu bohren.

»Welche Instruktionen hat dir Sir Miles gegeben, bevor er dich bei mir eingeschleust hat?« Amandas Stimme hätte ganz Yorkshire vereisen können.

Jessica wedelte mit den Armen und kam etwas näher. »Keine! Verdammt noch mal! Wie sollte ich wissen, ob du nochmal mit Lady Justin zu tun haben würdest?!«

Die Stimme der jungen Frau klang verzweifelt.

Sie kam auf Amanda zu.

Die hielt beide Arme ausgestreckt, mit den Handflächen nach vorn Jessica entgegen.

»Komm mir nur nicht damit, wieder meine Füße zu küssen! Von Fetischen jeglicher Art hab ich die Nase voll!«

Jessica fuhr sich durch das Haar. »Amanda, ich hatte nie die Absicht, dich zu hintergehen. Frag Lady Coventree!«

»Ha!«, machte Amanda Harris und warf den Kopf weit in den Nacken. »Lass Joyce da raus! Die wusste doch eher Bescheid als ich!«

Jessica stampfte mit dem linken Fuß auf. »Bullshit! Aber von Miles! Nicht von mir!«

Die junge Frau atmete heftig. Dann senkte sie den Kopf und wandte sich halb um.

»Du bist mir die beste Freundin geworden. Okay, ich werde dir alles, was du bisher in mich investiert hast, zurückzahlen. Geht nur in Raten, aber ich schaff das. Pflege dein gekränktes Ego!«

Sie drehte sich um und ging mit stampfenden Schritten durch den Raum.

Amanda sah der völlig niedergeschlagenen Jessica nach.

Als diese durch die Tür ging, rief Amanda: »Halt!«

Jessica blieb stehen, sah sich aber nicht um. Da vernahm sie die etwas ruhigere Stimme ihrer Arbeitgeberin: »Komm her und setz dich!«

Als Jessica sich umwandte, deutete Amanda auf die weiße Sitzgruppe. »Da hin!«

Jessica gehorchte. Aber sie nahm auf der vorderen Kante der Couch Platz.

Amanda versuchte ruhiger zu atmen. Ihr Zorn legte sich langsam.

War es wirklich ihr gekränktes Selbstbewusstsein, dass sie so sauer reagieren ließ?

»Justin Marlow sitzt hinter Gittern«, kam es sachlich über die Lippen der Paraforce-Agentin.

Etwas an Jessicas Verhalten ließ sie aber aufmerksam werden. Sie rückte etwas näher in ihrem Sessel an die junge Frau heran.

Langsam, gedehnt fragte sie: »Was beunruhigt dich? Die Marlow ist im Moment nicht im Besitz ihrer Zeitmaschine.«

Jessica reckte das Kinn vor. »Sagt dir der Minkowski-Raum etwas?«

Amanda zuckte leicht. »Die Theorie des vierdimensionalen Raumes. Abweichend von Einstein behauptet Minkowski, man könne in verschiedene Zeitebenen reisen und dort agieren, ohne dass es die andere beeinflusst.«

Jessica stieß die Luft aus. »In Briefen an meine Mutter hat Lady Justin so etwas erwähnt.«

Amanda wurde etwas blasser. »Du überlegst, ob Lady Justin für uns in Gewahrsam sitzt, aber gleichzeitig …«

Jessica stand auf. »Ich weiß es nicht!«

Amanda lief zum Telefon und wählte eine geheime Kurzwahl. Nachdem sie ihr Codewort genannt hatte, vernahm sie die Stimme von James Elwood Blackstone.

Die Agentin übermittelte den Verdacht.

Nach einer halben Minute des Schweigens meinte die Stimme aus New York nachdenklich: »Dieser Minkowski-Raum ist nur eine reine Theorie. Eine Berechnung von Möglichkeiten, die sich nicht beweisen lassen.«

Amanda nickte, was Blackstone aber nicht sah. Sie hatte den Bildschirm ausgeschaltet. Aus weiblicher Eitelkeit. Sie fühlte sich etwas zerzaust.

»Bedenken Sie, mein Guter, dass Lady Marlow durch ihre Zeitreisen ganz andere Erkenntnisse haben könnte. Unser Stand der Physik heute ist anders, als es in sagen wir hundert Jahren sein wird.«

Erneutes Schweigen.

Dann: »Ich werde versuchen, etwas in Erfahrung zu bringen. Aber fragen Sie doch Ihre Freundin. Ich denke, sie weiß etwas, ohne es bewusst zu wissen. Tun Sie ihr was Gutes! Vielleicht erinnert sie sich doch an etwas.«

Bei diesem Satz zuckte Amanda etwas zusammen.

»Okay«, sagte sie nur und beendete das Gespräch.

Amanda erinnerte sich an die Szene im Hotel-Foyer von Nizza. Jessica hatte gesagt: »Justin Marlow ist eine Cousine meiner Mutter.«

Miles hatte es gewusst und Lady Coventree.

Die Agentin wandte sich um.

Jessica saß auf dem vorderen Rand des Sessels.

Eine aparte junge Frau, dachte sie dabei. Sie könnte fast meine Tochter sein.

Sie seufzte. Dann kam sie entschlossenen Schrittes auf Jessica zu und nahm sie fest in den Arm.


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