Anders de la Motte – Stille Falle
Anders de la Motte – Stille Falle
Leonore Asker, genannt Leo, ist Kriminalinspektorin bei der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö. Sie steht kurz vor ihrer Beförderung zu Leiterin dieser Abteilung, als Malik Mansur, genannt MM, Schüler des Dozenten für Architektur des Verfalls, Martin Hill, und seine Freundin Smilla Holst, leidenschaftliche Fotografin und Tochter einer bekannten, reichen und mächtigen Familie aus Malmö, bei einer Erkundung eines alten, verfallenen Militärgebäudes verschwinden.
An der folgenden Lagebesprechung der Abteilung nimmt auch Leos Chefin, Vesna Rodic, die Leiterin des Dezernats, teil, obwohl sie sich meistens nicht in die Ermittlungen einmischt.
Leo blendet ein Selfie von Smilla und Malik ein, das vor nunmehr drei Tagen in den sozialen Netzwerken gepostet wurde, um die Neuankömmlinge ihrer Abteilung ins Bild zu setzen. Sie teilt den Teilnehmern der Besprechung außerdem mit, dass Smilla erst 19 Jahre alt ist, in diesem Jahr Abitur gemacht hat, in Paris studiert und momentan die Herbstferien bei ihren Eltern verbringt. Die Eltern haben versichert, dass ihr Verhältnis zu ihrer Tochter gut ist und dass es für diese keinen Grund gibt, der sie von zu Hause fernhalten würde.
Malik Mansur ist 21 Jahre alt, wohnt in einer Einzimmerwohnung und studiert im zweiten Jahr Architektur in Lund. Er hat einige Treffer im Strafregister. Vor ein paar Jahren gab es ein Strafverfahren gegen ihn wegen eines kleineren Drogendeliktes und er wurde im letzten Sommer zusammen mit einem verdächtigen Kriminellen aus Malmö in einem Auto gesehen.
Leo sagt zudem, das Selfie auf Smillas Instagram-Account sei die letzte Spur der beiden und außerdem ihre aktuelle äußere Beschreibung. Die beiden scheinen eine frühere Beziehung, die schon beendet schien, wieder aktiviert zu haben. Da der Holst-Clan zu den reichsten und bekanntesten Familien von Malmö zählt, ist eine Erpressung im Zuge des Verschwindens von Smilla und das spätere Eintreffen einer Lösegeldforderung nicht ausgeschlossen. Eine Fahndung nach MM’s Golf ist herausgegeben worden.
Leo Asker beendet die Präsentation schließlich mit der Verteilung von Arbeitsaufgaben an die Ermittler. Vesna Rodic hat nichts hinzuzufügen. Leo, die ein gutes Bauchgefühl hat, spürt jedoch instinktiv, dass etwas gegen ihre Person im Gange ist. Dieses Gefühl bekommt sie, als sie diejenigen Männer der Abteilung beobachtet, die lieber einen männlichen Chef hätten und sie deshalb öfter angreifen und mobben wollen.
Als Leo sich anschließend die Instagram-Accounts von Smilla und MM ansieht, vibriert ihr Handy. Sie soll zu Vesna Rodic kommen.
Die Chefin wirft ihr vor, Menschen nicht richtig führen zu können, da sie ihre Untergebenen, die sie angreifen, fertigmacht, anstatt über den Dingen zu stehen.
Endlich sprechen die beiden über den Fall der verschwundenen jungen Leute. Leo sagt, sie sei skeptisch, was eine Entführung angehe, denn es liege noch immer keine Lösegeldforderung vor. Rodic fragt, was dann der Fall sein. Darauf weiß Leo noch keine Antwort.
Zu guter Letzt rückt Rodic mit der Nachricht heraus, die sie bis jetzt zurückgehalten hat. Der Polizeidirektor hat Sie angerufen. Der Rechtsbeistand der Familie Holst hat ihn kontaktiert und einige Fäden gezogen.
Leo vermutet, dass der Rechtsbeistand der Familie Holst die Kanzlei ihrer Mutter und ihres Stiefvaters ist, was Rodic bejaht. Deshalb wird sie selbst beim Treffen mit der Familie und Leos Mutter anwesend sein, nicht aber Leo. Außerdem sind die vielen neuen Kollegen, die an dem Fall arbeiten, von Leos Mutter Isabel angefordert worden. Und noch etwas hat Isabel in die Wege geleitet. Der Polizeidirektor hat auf Ihren Wunsch das Landeskriminalamt eingeschaltet. Dieses schickt einen alten Bekannten aus Stockholm.
Plötzlich begreift Leo. Das LKA schickt Jonas Hellmann, einem Beamten, der früher einmal mit ihr liiert war, den sie dann aber abwies, weil sie ihn mit Familie sah und diese nicht zerstören wollte. Hellmann war außer sich und will sich an ihr rächen. Was soll sie tun?
Anders de la Motte zeigt in seiner Geschichte, dass er in psychologischer Hinsicht zu den besten Krimiautoren gehört, die es momentan auf dem Markt gibt. Seine Charaktere sind zum größten Teil außergewöhnliche Menschen, und die Beschreibungen ihrer Psyche und ihrer Kommunikation untereinander sind äußerst unterhaltsam und sehr spannend.
Aber dies ist nicht die einzige Seite seines Kriminalromans, die außergewöhnlich ist. Die Orte, an welchen die Handlung spielt, sind es zum großen Teil ebenfalls. Da ist nämlich nicht nur die Abteilung für hoffnungslose Fälle und verlorene Seelen, in welche die Protagonistin Leo Asker versetzt wird, sondern auch die Gebäude, die Gegenstand der Urban Exploration sind, die in dieser Geschichte beschrieben wird. Dazu gehören zum Beispiel alte, verfallene Firmengebäude, in denen die Natur wieder auf dem Vormarsch ist oder auch alte Militäranlagen, manchmal sogar tief unter der Erde und weitere Ruinen, die im Begriff sind, von der Umwelt zurückerobert zu werden.
Zudem ist der Autor sehr erfahren darin, Spannung aufzubauen, und man möchte sein Buch eigentlich gerne in einem Rutsch lesen, weil man immer sofort wissen möchte, wie die Geschichte weitergeht, anstatt das Buch aus der Hand zu legen und später weiterzulesen.
Der Erzähler gibt am Ende seines Buches zu, sich selbst in seinen Figuren Leo Asker und Martin Hill wiederzufinden, von Urban Exploration, also der Erkundung verschlossener alter Ruinen fasziniert zu sein und von außergewöhnlichen Abteilungen bei der Polizei, auch in Deutschland, zu wissen, wie er sie in seinem Buch beschreibt, ein Geständnis, dass man ihm nach der Lektüre seines Romans bedenkenlos abnehmen kann.
Fazit:
Anders de la Motte schreibt mit Stille Falle einen in vieler Hinsicht außergewöhnlichen Kriminalroman, der an Extravaganz und Spannung kaum zu toppen ist.
Ich kann dieses Buch jedem Krimiliebhaber empfehlen, der gerne einmal ein wenig Abwechslung von der üblichen Krimikost, gepaart mit einer trotzdem sehr spannenden Geschichte, konsumieren möchte.
Anders de la Motte wurde im Juni 1971 in Billesholm geboren und wuchs in Stockholm auf. Er begeisterte sich nach dem Schulabschluss für die Kriminalistik und wurde Polizist.
Mehrere Jahre arbeitete er als solcher in Stockholm und leitete dann die Security-Abteilung eines großen Unternehmens, bevor er sich als Autor einen Namen machte.
Er lebt mit seiner Familie In der Nähe von Malmö.
Für sein erstes Buch Game er bekam er 2010 den Preis der Schwedischen Akademie der Kriminalschriftsteller, sein Buch UltiMatum gewann 2015 den Titel Bester schwedischer Kriminalroman und seine Stories sind in Schweden Bestseller. Aber auch zum Beispiel in Deutschland gelang ihm mit Sommernachtstod der Sprung in die Bestsellerlisten.
Quellen:
• Anders de la Motte, Stille Falle, Deutsche Erstausgabe, Droemer Knaur GmbH & Co.KG, München, 2023.
Bilder:
• Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Droemer Knaur GmbH & Co.KG.
• Foto des Autors. Copyright: Thron Ullberg. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Droemer Knaur GmbH & Co.KG.
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